Tony Bennett (* 3. August 1926 in New York; eigentlich Anthony Dominick Benedetto) ist ein US-amerikanischer Jazzsänger und Entertainer. Er gehört zu den populärsten Künstlern der USA, gewann allein 19 Grammys und verkaufte über 50 Millionen Tonträger. Mit Titeln wie I Left My Heart in San Francisco wurde er auch international berühmt.

Karriere als Sänger

Die Anfänge

Bereits im Alter von 10 Jahren hatte Benedetto, als Sohn eines Lebensmittelhändlers in Astoria im New Yorker Stadtbezirk Queens geboren, seinen ersten Gesangsauftritt bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung der Triborough Bridge in seiner Heimatstadt. Bis 1942 besuchte er die High School of Industrial Art (mit den Schwerpunkten Musik und Malerei), danach verdingte er sich als "singender Kellner" in italienischen Lokalen in Queens.

1944 zur Armee eingezogen, kämpfte er unter anderem in der Ardennenschlacht. Im Jahr 1945 kam er mit der 63. US-amerikanischen Infanteriedivision nach Deutschland und blieb dort bis 1946 in Mannheim stationiert. Unter dem Künstlernamen Joe Bari trat er als Sänger mit verschiedenen Militärorchestern auf. Nach seiner Rückkehr in die USA behielt er den Namen zunächst bei, vertiefte seine musikalische Ausbildung und arbeitete in zahlreichen kleineren Musikclubs seiner Heimatstadt. 1949 verpflichtete ihn die Sängerin Pearl Bailey für ihr Vorprogramm; dort wurde er von Bob Hope entdeckt und nannte sich auf Hopes Anregung hin fortan Tony Bennett.

Die Erfolge der 1950er- und 1960er-Jahre bei Columbia

1950 erhielt Bennett einen Plattenvertrag bei Columbia Records und landete mit der Single The Boulevard of Broken Dreams gleich einen Achtungserfolg. In den folgenden Jahren stieg Bennett rasch zu einem der populärsten Sänger der USA auf, gab umjubelte Konzertserien im New Yorker Paramount Theatre und mit seinen Singles Because of You (1951), Cold Cold Heart (1951), Rags to Riches (1953) und Stranger in Paradise (1953) gelang ihm gleich viermal der Sprung an die Spitze der US-Charts. 1951 veröffentlichte er auch die damals noch nicht erfolgreiche Single Blue Velvet, die sich mit den Jahren zu einem echten Klassiker und einem oft gecoverten Hit entwickelte. Mit letzterem Lied, das auch in Großbritannien die Charts anführte, begründete Bennett seine Popularität in Europa.

Seiner ersten LP Because of You (1952) folgten 1955 das Album Cloud 7 mit dem Gitarristen Chuck Wayne (von 1954 bis 1957 Bennetts Orchesterleiter) und 1957 die LP The Beat of My Heart, auf der Bennett seine Stärken als Jazz-Sänger demonstrierte, einer Musikrichtung, der er sich begleitet von seinem neuen Pianisten und langjährigen Orchesterleiter Ralph Sharon ab 1957 verstärkt widmete. Als einer der ersten Sänger seiner Sparte arbeitete er auf zwei Alben mit Count Basie und seinem Orchester zusammen (Basie Swings, Bennett Sings, 1958; In Person! With Count Basie, 1959).

Als Urlaubsvertretung für Perry Como erhielt Bennett im Sommer 1959 für einige Wochen seine eigene Fernsehshow (The Tony Bennett Show). Als Schauspieler wirkte er 1963 in einigen Episoden der Fernsehserie 77 Sunset Strip mit und übernahm 1966 eine Rolle im Hollywood-Streifen The Oscar (dt.: ... denn keiner ist ohne Schuld).

1962 gab er ein Galakonzert in der New Yorker Carnegie Hall, das von Columbia auch als Live-Album herausgebracht wurde. Daneben erschienen in rascher Folge zahlreiche weitere Studioalben bei Columbia, von denen I Left My Heart in San Francisco (1962) und I Wanna Be Around (1963) besonders erfolgreich waren. Mit der Single I Left My Heart in San Francisco gewann Bennett 1963 zwei Grammys; das Lied gilt heute als eine seiner Markenmelodien. Für I Wanna Be Around (1963), Who Can I Turn To (1964) und The Shadow of Your Smile (1965) erhielt Bennett weitere Grammy-Nominierungen.

1965 trennten sich Bennett und Sharon. Der Aufforderung seiner Plattenfirma, sich auf seinen Alben stärker zeitgenössischer Pop-Musik zu widmen, kam Bennett nur mit zunehmendem Widerwillen nach und seine LPs (darunter der Achtungserfolg For Once in My Life, 1967) verkauften sich zusehends schlechter (wie etwa Tony Sings the Great Hits of Today, 1969).

1967 engagierte Bennett Torrie Zito als Tournee-Pianisten, musikalischen Leiter und zeitweise auch als Arrangeur; Zito arbeitete die nächsten sieben Jahre mit Bennett zusammen.

Die Krise der 1970er- und frühen 1980er-Jahre

1972 wechselte Bennett für kurze Zeit von Columbia zum Label MGM Records und brachte dort zwei Alben heraus, die jedoch ebenfalls wenig erfolgreich waren, so dass er bald ohne festen Plattenvertrag dastand.

Daraufhin gründete Bennett sein eigenes Plattenlabel Improv Records, für das er zwei Alben mit Songs von Rodgers und Hart produzierte und zusammen mit dem Jazzpianisten Bill Evans seine beiden wohl besten Jazz-Alben einspielte (The Tony Bennett/Bill Evans Album 1975, Tony Bennett and Bill Evans - Together Again 1977). Doch blieb der kommerzielle Erfolg zunächst aus, so dass Bennett das Label Ende der 1970er-Jahre aufgeben musste.

Beinahe zehn Jahre lang nahm Bennett nun keine neuen Platten auf und hielt sich mit Konzertauftritten in Las Vegas über Wasser, während die Steuerbehörden zeitweise sein Haus in Los Angeles beschlagnahmten. Eine Überdosis Kokain kostete ihn 1979 beinahe das Leben.

In den frühen 1980er-Jahren fand Bennett allmählich in ein geregeltes Leben zurück, zog zurück nach New York und tat sich wieder mit Ralph Sharon und dessen Trio zusammen, während sein Sohn Danny Bennett sich fortan als Manager um die Geschäfte kümmerte. Nach einer Reihe erfolgreicher Konzertauftritte auf kleineren New Yorker Musikbühnen und in einigen populären Fernsehshows gelang Bennett dann 1986 ein Comeback bei seinem alten Label Columbia Records, das ihn wieder unter Vertrag nahm.

Das Comeback bei Columbia seit 1986

Nach seinem erfolgreichen Wiedereinstieg bei Columbia mit Alben wie The Art of Excellence (1986) und der musikalischen Rückschau Astoria - Portrait of the Artist (1990) gewann Bennett 1993 einen Grammy für sein Jazz-Album Perfectly Frank (1992), eine Hommage an seinen Freund und Bewunderer Frank Sinatra. Schon ein Jahr später konnte er für Steppin’ Out, ein Tribut an Fred Astaire, erneut einen Grammy entgegennehmen. Mit How Do You Keep the Music Playing? konnte Bennett auch einen zweiten Markensong etablieren.

Nachdem ein Video mit dem Titellied aus Steppin’ Out sehr erfolgreich beim Musiksender MTV gelaufen war, produzierte Bennett begleitet von Ralph Sharon 1994 MTV Unplugged: Tony Bennett, ein komplettes Jazz-Konzert-Special mit Elvis Costello und k. d. lang als Gaststars, das für Quotenrekorde sorgte und ihm beim vorwiegend jüngeren Publikum fortdauernde Popularität sicherte. Das zugehörige Columbia-Album erreichte Platin und gewann zwei Grammys.

Seither konnte Bennett mit seinen regelmäßig erscheinenden neuen Columbia-Alben, darunter Tribute an die Jazzgrößen Billie Holiday, Duke Ellington und Louis Armstrong, zahlreiche weitere Auszeichnungen gewinnen; zwischen 1996 und 2011 erhielt Bennett acht weitere Grammys für das beste traditionelle Pop-Album des Jahres. Für sein Konzertspecial Live by Request - A Valentine’s Special (1996) gewann Bennett einen Emmy. 1998 wurde er in die amerikanische Big Band and Jazz Hall of Fame aufgenommen; 2001 erhielt er einen Grammy für sein Lebenswerk. Für 2006 erhielt Bennett ein Jazz Masters Fellowship der staatlichen NEA-Stiftung, die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA.

Gemeinsam mit dem Jazzkritiker Will Friedwald brachte Bennett 1998 seine Autobiographie The Good Life heraus.

Zu seinem 80. Geburtstag veröffentlichte Bennett 2006 das Album Duets - An American Classic, auf dem neu eingespielte elektronische Duette mit Künstlern wie Bono, Michael Bublé, den Dixie Chicks, Elvis Costello, Céline Dion, Billy Joel, Elton John, Juanes, Diana Krall, k.d.lang, Paul McCartney, Tim McGraw, George Michael, Barbra Streisand, James Taylor und Stevie Wonder vertreten sind. Das gleichnamige Fernsehspecial von 2006 gewann 2007 drei Emmys, darunter einen für Bennett selbst.

Bennett geht nach wie vor regelmäßig auf Konzerttourneen in den USA und in Europa (dort vor allem in Großbritannien und Italien), wo er etwa im Frühjahr 2007 vorwiegend mit kleiner Jazz-Combo-Begleitung zu sehen war. Seit Ralph Sharons Ausscheiden 2003 fungiert der Pianist Lee Musiker als deren Leiter. Im Oktober 2011 fand ein Konzert im London Palladium statt.

2010 war Bennett einer von rund 80 Musikern, die an dem Projekt Artists for Haiti für die Erdbebenopfer auf Haiti teilnahmen und den Song We Are the World sangen.

Kurz nach seinem 85. Geburtstag veröffentlichte Bennett im September 2011 das Album Duets II, auf dem wiederum neu eingespielte elektronische Duette mit Andrea Bocelli, Michael Bublé, Mariah Carey, Natalie Cole, Sheryl Crow, Aretha Franklin, Josh Groban, Faith Hill, Norah Jones, Lady Gaga, k. d. lang, John Mayer, Willie Nelson, Queen Latifah, Alejandro Sanz, Carrie Underwood und Amy Winehouse zu hören sind. Als bislang ältestem lebendem Künstler gelang ihm damit der Sprung auf die Nummer eins in den Billboard-Albencharts.

Im November 2011 veröffentlichte Sony mit Tony Bennett – The Complete Collection eine umfassende Retrospektive, die auf 73 CDs und 3 DVDs sämtliche Alben und Singles (einschließlich bislang unveröffentlichter Studioaufnahmen) sowie eine Reihe von Konzertmitschnitten enthält.

Im Oktober 2012 veröffentlichte Bennett ein drittes Duettalbum mit ausschließlich lateinamerikanischen Künstlern unter dem Namen Viva Duets, auf dem Titel in Englisch, Spanisch und Portugiesisch eingesungen wurden. Im September 2014 erschien Cheek to Cheek, welches er gemeinsam mit Lady Gaga einspielte. Ein Jahr später erschien The Silver Lining, gemeinsame Aufnahmen mit Bill Charlap von Jerome-Kern-Songs.

Familie

1952 heiratete Bennett Patricia Beech. Aus der Ehe stammen zwei Söhne: D’Andrea (genannt "Danny") Bennett, der seit den 1980er-Jahren als Produzent und Manager für seinen Vater arbeitet, und Daegal (genannt "Dae") Bennett, der als Toningenieur seit den 1990er-Jahren die Aufnahmen seines Vaters betreut. 1965 trennte sich das Paar, 1971 wurde die Ehe geschieden.

Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Sandra Grant, die er 1965 bei den Dreharbeiten zu The Oscar kennengelernt hatte, stammen die beiden Töchter Joanna und Antonia. 1980 ließ sich das Paar scheiden.

Seit Mitte der 1980er Jahre ist Tony Bennett mit der Lehrerin Susan Crow liiert; die beiden heirateten am 21. Juli 2007.

Malerei

Seit frühester Jugend widmet sich Bennett nahezu täglich der Malerei, insbesondere dem Aquarell, und pflegte dieses Hobby auch während seiner vielen Konzertreisen. Seine Werke, die er mit seinem Geburtsnamen Benedetto signiert, waren auf zahlreichen Ausstellungen in den USA zu sehen, unter anderem bei den Vereinten Nationen, und auch in verschiedenen europäischen Galerien, zuletzt 2005 in London. 1996 veröffentlichte Bennett zahlreiche seiner Werke in dem von ihm selbst kommentierten Bildband What My Heart Has Seen; daneben betreibt Bennett eine gesonderte, seiner Malerei gewidmete Internetpräsenz.

Mäzenatentum

Zusammen mit seiner Lebenspartnerin (und heutigen dritten Ehefrau) gründete Bennett 1988 die Stiftung "Exploring the Arts", die junge Nachwuchskünstler verschiedener Sparten bei ihrer Ausbildung unterstützt.

Im Gedenken an seinen Freund und Berufskollegen Frank Sinatra gründete Bennett 2001 im New Yorker Stadtteil Queens die Frank Sinatra School of the Arts, an der die Studiengänge Instrumentalmusik, Gesang, Tanz, Theater und Schöne Künste angeboten werden und deren Finanzierung Bennett mit zahlreichen Benefizauftritten unterstützt. Im September 2009 bezog die Schule ein eigenes Gebäude in Astoria, dem Stadtviertel, in dem Bennett geboren wurde.

Auszeichnungen

Grammy Awards

Preise

  • 1962: Schallplatte des Jahres (I Left My Heart in San Francisco, Columbia-Single)
  • 1962: Beste männliche Gesangsdarbietung (I Left My Heart in San Francisco, Columbia-Single)
  • 1992: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Perfectly Frank, Columbia)
  • 1993: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Steppin' Out, Columbia)
  • 1994: Album des Jahres (MTV Unplugged: Tony Bennett, Columbia)
  • 1994: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (MTV Unplugged: Tony Bennett, Columbia)
  • 1996: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Here's to the Ladies, Columbia)
  • 1997: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Tony Bennett on Holiday, Columbia)
  • 1999: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Bennett Sings Ellington - Hot and Cool, Columbia)
  • 2000: Lifetime Achievement Award
  • 2001: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Playing with My Friends - Bennett Sings the Blues, Columbia)
  • 2003: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (A Wonderful World, Columbia) (zusammen mit k. d. lang)
  • 2005: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (The Art of Romance, Columbia)
  • 2006: Bestes Pop-Duett (For Once in My Life, Columbia) (mit Stevie Wonder)
  • 2006: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (Duets - An American Classic, Columbia)
  • 2011: Beste Popdarbietung eines Duos / einer Gruppe (Body and Soul, mit Amy Winehouse)
  • 2011: Bestes Gesangsalbum – Traditioneller Pop (Duets II, mit verschiedenen Interpreten)
  • 2015: Bestes Gesangsalbum – Traditioneller Pop (Cheek to Cheek mit Lady Gaga)
  • 2016: Bestes Gesangsalbum – Traditioneller Pop (The Silver Lining: The Songs of Jerome Kern mit Bill Charlap)

Nominierungen

  • 1963: Beste männliche Gesangsdarbietung (I Wanna Be Around, Columbia)
  • 1964: Beste männliche Gesangsdarbietung (Who Can I Turn To, Columbia)
  • 1965: Beste männliche Gesangsdarbietung (The Shadow of Your Smile, Columbia)
  • 1990: Bestes Jazz-Gesangsalbum (Astoria - Portrait of the Artist, Columbia)
  • 1994: Bestes Pop-Duett (Moonglow, Columbia, mit k. d. lang)
  • 2007: Bestes Pop-Duett (Steppin'Out, Columbia, mit Christina Aguilera)
  • 2009: Bestes traditionelles Pop-Gesangsalbum (A Swingin' Christmas, Columbia, mit dem Count Basie Orchestra)

Emmy Awards

Preise

  • 1996: Herausragende Darbietung in einem Musikprogramm (Live By Request - A Valentine's Special)
  • 2007: Herausragende Darbietung in einem Musikprogramm (Tony Bennett: An American Classic)

Weitere Preise

  • 2005: Kennedy-Preis

Filme

  • 1959: Make Room for Daddy (TV)
  • 1963: 77 Sunset Strip (TV)
  • 1966: The Oscar (Embassy/Paramount)
  • 1996: Daddy schafft uns alle (TV)
  • 1999: Reine Nervensache (Kino, Gastauftritt)
  • 2003: Bruce Allmächtig (Kino, Gastauftritt)
  • 2008: Superhero Movie
  • 2011: Blue Bloods (TV)
  • Entourage (Staffel 5 Episode 2, Gastauftritt)
  • 2014: Muppets Most Wanted

Dokumentationen

  • 2006: Tony Bennett: An American Classic. Regie: Rob Marshall.
  • 2007: Tony Bennett: The Music Never Ends. Regie: Bruce Ricker.
  • 2012: The Zen of Bennett. Regie: Danny Bennett.
Quelle: Wikipedia