Étienne Daho (* 14. Januar 1956 in Oran, Algerien) ist ein französischer Pop-Sänger und Komponist. Er ist außerdem als Musikproduzent und Schauspieler tätig.

Kindheit und Jugend

Étienne Daho lebte bis zu seinem achten Lebensjahr in Oran in Algerien, wo sich sein sorgloses Leben am Meer mit Kriegserlebnissen abwechselte. Verlassen von seinem Vater verbrachte er viele Monate unter Artilleriebeschuss, bevor er im September 1964 nach Rennes in Frankreich kam und dort seine Jugend verbrachte. Die Leidenschaft zur Musik wurde durch den Kauf zweier Platten ausgelöst: The Velvet Underground and Nico und das erste Album von Pink Floyd (The Piper at the Gates of Dawn), das ihn Syd Barrett entdecken ließ. Er begann, sich stark für Rockmusik zu interessieren. Sein musikalisches Universum umfasst neben diesen Bands auch Serge Gainsbourg und The Beach Boys. Er studierte Englisch und verbrachte viel Zeit in London und Manchester, wo er sich in den Semesterferien aufhielt, um dort seine Musikleidenschaft zu stillen. Dort entdeckte er 1976 die Punk-Szene und begann Lieder zu schreiben.

In seiner Studentenzeit gründete Etienne Daho den Verein „Terrapin“ als Hommage an ein Lied von Syd Barrett, um ein Konzert der Stinky Toys zu ihrem Geburtstag zu organisieren. Bei diesem Konzert begegneten sich die beiden und wurden feste Freunde. Ermutigt von seinen Freunden der Gruppe Marquis de Sade und den Stinky Toys gab er sein Debüt auf der Bühne des Transmusicales de Rennes mit der Gruppe Entre les deux fils dénudés de la dynamo. Er nahm ein Demo mit zehn seiner Kompositionen mit Hilfe des Photographen Richard Dumas auf, dann von Franck Darcel und mit den Musikern der Gruppe Marquis de Sade und klapperte die Plattenhäuser ab. Schließlich erhielt er einen Plattenvertrag bei Virgin Records.

Karriere

Die Aufnahme seines ersten Albums, Mythomane (1981), fanden in Paris mit den Musikern von Marquis de Sade und Jacno als Produzenten statt. Das Album erhielt gute Kritiken, der kommerzielle Erfolg blieb aber aus, erst 15 Jahre später erhielt die Platte Gold-Status.

Für das zweite Album La Notte La Notte war Franck Darcel der Produzent. Es kam im März 1984 heraus, illustriert mit einem Porträt von Pierre & Gilles. Zwei davon ausgekoppelte Elektropop-Singles Sortir Ce Soir und vor allem Week-End à Rome wurden zu seinem ersten Erfolg. Etienne Daho spielte am 18. April 1985 zum ersten Mal im Olympia vor ausverkauftem Haus. Die Sendung Enfants du rock widmete ihm ein Porträt, in der er im Duo mit Françoise Hardy sang, mit der er befreundet ist. Er wurde mit dem Bus d’Acier als Rock-Künstler des Jahres 1985 ausgezeichnet.

Im selben Jahr veröffentlichte Étienne Daho, die Maxisingle Tombés pour la France, der Clip dazu wurde von Jean-Pierre Jeunet gedreht. Sein drittes Album, Pop Satori (1986) nahm er in London mit der Gruppe Torch Song von William Orbit, die Single-Auskopplungen Duel au soleil erreicht Platz 17 in den Top 50. Er galt zu dieser Zeit als einer der Hauptdarsteller der französischen Popszene, in der Presse wurde sogar von einer „Dahomania“ gesprochen. Im Folgenden spielte Étienne Daho in Filmen von Olivier Assayas und Virginien Thevenet und gründete sein eigenes Label, um andere Künstler zu produzieren.

Er bestätigte seinen Erfolg mit dem Album Pour nos vies martiennes (1988) dessen Plattenhülle von Guy Peellaert illustriert ist. Die folgende Tournee wurde mit einem Konzert im Marquee Club in London abgeschlossen. Zur selben Zeit wurde das erste Live-Album Live ED veröffentlicht sowie ein Film Tant pis pour l’Idahoe, auf dem auch ein Duett mit Chris Isaak zu sehen ist. Das nächste Album Paris ailleur aus dem Jahr 1991 wurde in New York aufgenommen und von Nick Knight illustriert. Es wurden fünf Singles ausgekoppelt, die Tournee führt durch 14 Länder. Im Jahre 1993 wurde er Nummer 4 der Single-Charts mit einer Cover-Version von Édith Piafs Mon manège à moi, die für die Kompilation Piaf-Fréhel, ma grand-mère est une rockeuse aufgenommen wurde.

Anfang des Jahres 1995 bereitete sich das Gerücht aus, dass Étienne Daho an AIDS erkrankt oder sogar gestorben sei. Er hatte sich 1992 selbst an der Kampagne Urgences für die AIDS-Forschung mit einem Brigitte Fontaine Cover Dommage que tu sois mort beteiligt. Als Antwort auf dieses Gerüchte nahm er 1995 die EP Reserection (Wiederauferstehung) zusammen mit der englischen Gruppe Saint Etienne unter dem Gruppennamen St. Etienne Daho auf: Etienne Daho adaptierte darin Saint Etienne Titel mit französischen Texten, sein eigener Hit Week-end à Rome wird zu He’s on the phone. In den UK Charts erreicht er den Platz 11, was Étienne Daho die Gelegenheit gab, in der bekannten britischen Fernsehsendung Top of the Pops aufzutreten.

Auf seinem Album Eden sind musikalisch neue Einflüsse von Groove, Jungle und Bossa Nova zu hören. Das Album wurde in London aufgenommen, wo er zu dieser Zeit auch wohnte. Es findet sich darauf das Duett Les Bords de Seine mit Astrud Gilberto. Während seiner „Kaleidoscope tour“ gab er ein Konzert in Londoner I.C.A. Aus seinem ersten Best-of-Album wurde 1998 die Single Le premier jour veröffentlicht, ursprünglich ein Lied von Sarah Cracknell. Er schrieb L’autre moi für Jane Birkin und sang im Duo mit Vanessa Paradis Dis-lui toi que je t’aime in der französischen Fernsehsendung La soirée des Enfoirés.

Sein nächstes Album Corps et armes kam im Jahr 2000 auf den Markt, es wurde in London zusammen mit der Band Les Valentins aufgenommen. Es ist sein erstes Album auf Platz 1 der Album Charts. Musikalisch ist es ein Gegensatz zum elektronischern Vorgängeralbum Eden, mit Streichern und näher am Chanson. Während seiner Tournee Le tour de l’été sans fin spielte eine Woche im Pariser Olympia auf und trat mit Vanessa Daou auf.

Im Jahr 2002 wurde Etienne Daho mit dem nationalen Verdienstorden (Chevalier de l’Ordre du Mérite) ausgezeichnet. Ein Jahr später kam sein neuntes Studioalbum Réévolution heraus. Auf dem Album sind die Titel If, ein Duo mit Charlotte Gainsbourg, das er bereits Solo im Album Ginger Ale aufgezeichnet hatte, das Duo Les lis d’Eros mit Marianne Faithfull und Retour à toi, eine Hommage an Phil Spector.

Zwanzig Jahre nach der Erscheinen von Pop Satori, im Jahre 2006, legte Capitol Records das Album wieder auf und Étienne Daho spielte noch einmal das gesamte Album im Olympia beim Festival des Inrockuptibles. Im Jahre 2007 erschien die Platte L'invitation, die bei den Victoires de la Musique als bestes Rock/Pop Album 2008 ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später wurde das Tributealbum Tombé pour Daho veröffentlicht, an dem sich unter anderem Benjamin Biolay beteiligte.

Sein Album Les Chansons de l’innocence retrouvée, das im Jahr 2013 erschien, erhielt wieder gute Kritiken, an den Aufnahmen beteiligt waren unter anderem Nile Rodgers, Dominique A und Debbie Harry.

In seiner Karriere hat Étienne Daho sehr viel mit anderen Musikern im Studio und auf der Bühne zusammengearbeitet, unter anderem mit Brigitte Fontaine, Arthur Baker, Air, Working Week, der Band Comateens, Jane Birkin, Marianne Faithfull, Françoise Hardy, Charlotte Gainsbourg, Vanessa Paradis, Jacques Dutronc und Dani. Er hat auch selbst als Produzent für Platten von Daniel Darc, Bill Pritchard und anderer Künstler gearbeitet.

Quelle: Wikipedia