Thomas Dolby (eigentlich: Thomas Morgan Robertson; * 14. Oktober 1958 in Hammersmith) ist ein britischer Musiker. Obwohl er nur wenige Hits hatte, gilt er doch als einer der bekanntesten Vertreter der Synthesizer- und New-Wave-Musik der 1980er Jahre. Grund hierfür sind unter anderem seine geschickte Selbstdarstellung als „Funky Mad Scientist“ des Elektropop, aber auch seine für die damalige Zeit wegweisenden Musik-Videos.

Biografie

Dolby wurde entgegen anders lautenden Aussagen einiger Biografien nicht in Kairo, sondern in Hammersmith, einem Stadtteil Londons geboren. Das Gerücht geht auf den Fehler eines EMI-PR-Mitarbeiters in seiner Biografie zurück, der sich bemerkenswert lange hielt. Thomas Dolby selbst klärt dieses Missverständnis auf seiner Website auf.

Sein Vater Martin war Klassischer Archäologe, so dass er seine ersten fünfzehn Lebensjahre an unterschiedlichen Orten in Europa verbrachte. In dieser Zeit brachte er sich selbst das Klavier- und das Gitarrenspiel bei. Sein ursprünglicher Berufswunsch war es, Meteorologie zu studieren. Die ersten Erfahrungen als Musiker vor Publikum machte er im Alter von 16 Jahren als Straßenmusikant in den U-Bahnhöfen von Paris und London, später auch als Restaurant- und Barpianist.

Seine Leidenschaft für elektronische Musik erwachte, als er Platten von Kraftwerk, Brian Eno und Van der Graaf Generator hörte. Mit 18 begann er, seine ersten Synthesizer zu bauen – in dieser Zeit erhielt er von Schulfreunden wegen seiner Experimente mit Synthesizern und Tape-Decks seinen Spitznamen „Dolby“, der sich vom Rauschunterdrückungsverfahren der Dolby Laboratories ableitete und den er als Künstlernamen letztlich beibehielt.

Ende der 1970er Jahre arbeitete Dolby als Toningenieur für verschiedene Bands, unter anderem für The Fall, The Passions und The Members, wobei er selbstkonstruierte PA-Technik benutzt. 1979 gründete er zusammen mit Bruce Woolley, Trevor Horn, Geoff Downes und Matthew Seligman die Band Camera Club, doch bereits nach einem Jahr verließ er die Gruppe und schloss sich der Begleitband von Lene Lovich an.

1980 erschien seine erste Single Urges beim britischen Independent-Label Armageddon. Ein Jahr später unterschrieb er seinen Plattenvertrag bei Parlophone und veröffentlichte die autobiographisch gefärbte Single Europa and the Pirate Twins, die die UK-Top-40 nur knapp verfehlte.

Ab 1982 arbeitete Dolby als Sessionmusiker und wirkte auf einer Reihe von Alben seiner Musiker-Kollegen mit (siehe unten), im selben Jahr erschien sein erstes Solo-Album The Golden Age of Wireless, das bis auf Platz 13 in den englischen LP-Charts vorstieß, in Amerika aber nicht wahrgenommen wurde. Die erste Single aus dem Album, Windpower, wurde sein erster Top-40-Hit im Vereinigten Königreich.

1983 veröffentlichte Dolby die EP Blinded by Science, die den Ohrwurm She Blinded Me with Science enthielt, dessen Sprach-Samples vom exzentrischen britischen Wissenschaftler Magnus Pyke stammten. In England kein allzu großer Hit, wurde die Single und die EP in den Vereinigten Staaten zum ersten großen Erfolg für Thomas Dolby, nicht zuletzt wegen des Videos, das zu dieser Zeit häufig auf MTV zu sehen war. Der Song schaffte es bis auf Platz 5 der US-amerikanischen Single-Charts, und das neu abgemischte, um die Single ergänzte Album The Golden Age of Wireless erreichte Platz 13 der LP-Charts.

1984 erschien sein nach allgemeiner Meinung bestes Album The Flat Earth. Die daraus ausgekoppelte Single Hyperactive wurde mit Platz 17 in den britischen Charts sein größter Erfolg in der Heimat. In Amerika reichte es bis zum Platz 35 der LP-Charts, doch dort wurde keine der Singles aus dem Album in den Top 40 gesichtet. Neben seiner Soloaktivität arbeitete Dolby weiterhin als Session-Keyboarder (siehe unten).

Am 13. Juli 1985 spielte Thomas Dolby beim Live Aid Konzert im Wembley Stadion London als Keyboarder in der Band von David Bowie mit.

Dolby veröffentlichte noch zwei weitere Solo-Alben: 1988 Aliens Ate My Buick, das sich jedoch nur mäßig verkaufte und ebenso mäßige Kritiken erhielt, und 1992 Astronauts and Heretics, das auf seinem eigenen Label Giant erschien und komplett floppte. 1988 heiratete er die Schauspielerin Kathleen Beller, mit der er inzwischen drei Kinder hat: Lillian (geb. 1991), Talia Claire (geb. 1993) und Graham (geb. 1995).

1994 erschien sein Best-Of-Album Retrospectacle, 2003 das Live-Album Forty, das Material von zwei Gigs enthielt, die er für Freunde anlässlich seines vierzigsten Geburtstags im Jahr 1998 gespielt hatte.

Ende der 80er Jahre verlagerte Thomas Dolby seine Interessen: Er komponierte Filmmusik, arbeitete als Produzent und begann, Hard- und Software zu entwickeln. 1993 gründete er die Software-Firma Headspace mit Sitz in San Mateo, Kalifornien, deren erstes Produkt das Programm Virtual String Quartet wurde. 1996 wurde Headspace in Beatnik Inc. umbenannt, Hauptgeschäftsfeld ist die Entwicklung von Audioformaten und Kompositionssoftware für Handy-Klingeltöne.

Im Juli 1998 erhielt Thomas Dolby den Lifetime Achievement in Internet Music Award vom Magazin Yahoo! Internet Life. She Blinded Me with Science ist noch heute das Erkennungsstück der Los Angeles Giants, der Lieblings-Baseball-Mannschaft von Thomas Dolby.

Im Frühjahr 2006 zog es Thomas Dolby wieder auf die Bühne zurück: Im Rahmen der Sole Inhabitant Tour 2006 spielte er 40 Club-Konzerte in Nordamerika und veröffentlichte eine gleichnamige Live-CD und -DVD. Im Dezember 2006 ging er zusammen mit Brian Transeau auf eine gemeinsame Dual-Headliner-Tour.

Im Jahr 2010 erschien die EP Americana, die exklusiv über die Homepage von Thomas Dolby für die Mitglieder der Flat Earth Society als Download erworben werden kann. 2011 erschien die EP Oceanea, zunächst auch als Exklusiv-Download über die Homepage. Seit dem 28. März kann die EP auch über Amazon erworben werden. Beide EPs enthalten Songs aus dem neuen Album A Map of the Floating City, das seit Oktober 2011 erhältlich ist.

Gastbeiträge

Soundtracks

  • 1985: Fever Pitch
  • 1987: Music from the Film Gothic
  • 1988: The Bronx Zoo (US-Fernsehserie)
  • 1992: Toys (Track The Mirror Song)
  • 1992: FernGully – Christa und Zaks Abenteuer im Regenwald
  • 1994: The Gate to the Mind’s Eye (Soundtrack zum Computer-Animations-Film Mind’s Eye)

Zusammenarbeit mit anderen Musikern

  • Akiko Yano
  • Andy Partridge: Partridge produziert die Singles Urges und Leipzig für Dolby
  • Belinda Carlisle
  • Bob Weir: wirkt mit auf Astronauts And Heretics
  • Brian Transeau: gemeinsame Tournee im Jahr 2006
  • David Bowie: Dolby ist Gastmusiker in der Bowie-Band beim Live-Aid-Auftritt (1985)
  • Def Leppard: Album Pyromania – Gastmusiker (1982)
  • Eddie Van Halen: wirkt mit auf Astronauts and Heretics
  • Fiorella Terenzi: Gast-Vokalistin auf The Gate to the Mind's Eye
  • Foreigner: Album 4 – Gastmusiker (1981)
  • George Clinton: Some of My Best Jokes Are Friends – Produzent (1985); Clinton wiederum ist Co-Produzent bei Aliens Ate My Buick
  • Herbie Hancock
  • Howard Jones
  • Jerry García: wirkt mit auf Astronauts And Heretics
  • Joan Armatrading: Album Walk Under Ladders – Gastmusiker (1982)
  • Joni Mitchell: Album Dog Eat Dog – Koproduzent und Gastmusiker (1985)
  • Lene Lovich: Dolby schreibt für sie den UK-Hit New Toy (1981)
  • Little Richard
  • Malcolm McLaren
  • Mark Knopfler
  • Ofra Haza: wirkt mit auf Astronauts And Heretics
  • Peter Gabriel
  • Prefab Sprout: Alben Steve McQueen, From Langley Park To Memphis und Jordan: The Comeback – Produzent
  • Roger Waters: Dolby spielt die Keyboards bei der Live-Aufführung von The Wall in Berlin im Jahr 1990
  • Röyksopp: Album '"Midnight Tales" (2013)
  • Tim Curry
  • Tim Friese-Greene, Produzent und Songschreiber von Talk Talk: Co-Produzent bei The Golden Age of Wireless
  • Stevie Wonder
  • Whodini: schreibt und produziert 1982 die Single Magic’s Wand, eine der ersten Rapsingles, die millionenfach verkauft wird
Quelle: Wikipedia