Sizzla Kalonji (eigentlich Miguel Orlando Collins; * 17. April 1976 in Saint Mary im Nordosten Jamaikas) ist Reggae- und Dancehall-Interpret.

Leben

Privat

Miguel Orlando Collins wurde 1976 im Kingstoner Stadtviertel August Town geboren. Aufgewachsen ist er in den Ghettos von Saint Mary Parish im Nordosten Jamaikas und kam dort in Berührung mit der Reggae- und Dancehall-Kultur. Collins zeigte schon früh Interesse an Technik und Elektronik und arbeitete bei verschiedenen Soundsystems als Techniker. Er begann eine Ausbildung als Mechatroniker, die er jedoch nicht beendete. Miguel Collins ist das zweitgeborene von sechs Kindern. Seine Eltern waren gläubige Rastafari. Collins selber nahm die Religion seiner Eltern ebenfalls an. Mitte der 1990er Jahre trat er dann der Bobo-Ashanti-Bewegung bei, eine Gruppe der Rastafari-Religion, die sich auf den Rasta-Heiligen Prince Emmanuel Charles Edwards stützt. Edwards wird von dieser Bewegung als Priester des Höchsten Gottes betrachtet. Andere Bobo-Ashanti-Reggae-Interpreten sind etwa Anthony B. oder Capleton. Seine Musik und Texte bekamen immer mehr Einflüsse dieser Splitterkultur. bei. Anfang 2000 studierte Sizzla Architektur an der University of Technology von Jamaica in Saint Andrew.

Karriere

Seine musikalische Karriere begann er als Solokünstler mit einer Reihe nie veröffentlichter Singles. Beeinflusst wurde er hauptsächlich durch die Musik von Buju Banton, der mit seinem Album „Til Shiloh“ (1995) eine erste musikalische Verschärfung der Reggae-Musik eingeleitet hatte, und von Shabba Ranks. Für diese beiden Künstler trat er auch im Vorprogramm auf. Er ging in der Folgezeit mit dem Reggae-Künstler Luciano auf Tour und wurde schließlich vom Saxophonisten Dean Fraser entdeckt. Er arbeitete mit dem Caveman Hi-Fi Soundsystem zusammen, als er mit Bobby Dixon, genannt Bobby Digital, zusammentraf. Mitte der 1990er unterschrieb er einen Plattenvertrag beim Label Xterminator Records, wechselte dann aber zu Digital B.

Sein erstes Album erschien 1995 unter dem Namen „Burning Up“, blieb aber noch recht erfolglos. 1995 veröffentlichte er den Titel „No White God“, der ihn schließlich schlagartig bekannt machte. Den internationalen Durchbruch schaffte er mit dem Nummer-1-Album „Black Woman & Child“ (1997) mit Bobby Digital. Seit dieser Zeit veröffentlicht er jährlich mehrere Alben, verteilt über verschiedene Plattenfirmen. Ende der 1990er veröffentlicht er so genannte „slack tunes“, pornographische Lieder, die explizit den geschlechtlichen Aspekt thematisieren, und erregt so den Unmut der Reggae-Kultur.

Während seiner Studienzeit ab 2000 wird er von höheren Bobo Ashanti wegen seiner sogenannten Slack-Liriks (gewaltverherrlichende und inhaltlich sexuelle Texte) ermahnt. Danach nahm er sich textlich zurück, um die verunsicherten Fans nicht zu enttäuschen. Er änderte die Ausrichtung seiner Musik. Der sexuelle Aspekt wurde fallen gelassen, dafür schrieb er nun sozialkritische und „positive Texte“, die jedoch an einigen Stellen auch weiterhin zur Gewalt aufriefen und den Schusswaffengebrauch verherrlichten, jedoch in einem anderen Zusammenhang.

Im März 2005 wurde seine Wohnung im Rahmen der „Operation King Fish“ von britischen und jamaikanischen Spezialeinheiten der Polizei durchsucht. In seiner Wohnung wurden automatische Waffen gefunden; Sizzla und 30 seiner Gefolgsleute wurden verhaftet, er selbst als Drahtzieher einer kriminellen Organisation namens „Judgement Yard“ angeklagt, Vorwürfe, die allerdings später fallengelassen wurden. „Judgement Yard“ wird von ihm als „Familie“ tituliert, die aus loyalen Freunden bestehe.

Kontroverse über homophobe Liedtexte und Äußerungen

Sizzla besitzt in seinen Song-Repertoire sogenannte Battyman-Tunes, in denen abwertende Ausdrücke für homosexuelle Männer verwendet werden und teilweise offen zur Gewalt gegen sie aufgerufen wird. Einige Texte Sizzlas wurden in Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als gewaltverherrlichend und jugendgefährdend eingestuft, weshalb 2009 die beiden Sizzla-Alben Rastafari und Kings of Dancehall indiziert wurden. In Pump Up Her Pum Pum heißt es unter anderem: Shot Battybwoy My Big Gun Boom!!! Deutsch: Erschieße den Arschjungen [Schwulen], [du] mein großes Gewehr, Bumm!!!

In einer Pressekonferenz nach dem Summerjam Festival 2007 in Köln erklärte er: „Gehst du zu anderen Männern, ziehst du [das Ansehen deiner Mutter] in den Schmutz. Ein Mann muss sich entscheiden, ob er ein Stück Dreck sein will oder ein stolzer Mann. […]“

In einem Interview in der Riddim 01/08 erklärt Sizzla: „Selbst wenn wir singen, kill Battyman, dann ziehen wir nicht los und bringen Menschen um. Das ist kein Aufruf zur Gewalt. […] Wir können es [aber] nicht hinnehmen, dass kleine Jungs vergewaltigt werden, genauso wenig dass minderjährige Mädchen missbraucht werden.“

Im Rahmen der Stop the Murder Music Kampagne wurde versucht, Auftritte von Sizzla zu verhindern.

Er unterschrieb jedoch 2007 den Reggae Compassionate Act (kurz: RCA), in welchem er sich auf "Respekt gegenüber Andersdenkenden als Grundlage für seine Arbeit" festlegt. Sizzla hatte allerdings, nach Informationen des LSVD auch nach der Unterzeichnung auf seiner Europatournee 2007 und in Jamaika, noch die kritisierten Texte im Programm, wobei er teilweise das Publikum die inkriminierten Textteile singen ließ. Später bestritt er sogar wiederholt die Unterzeichnung. Die Agentur „contour-music“, die in der Vergangenheit Konzerte von Sizzla in Deutschland organisiert hatte, hat 2010 angekündigt, den Sänger nicht mehr zu vertreten.

Aufgrund von Sizzlas Äußerungen sowie Meldungen der deutschen Botschaft in Jamaika erwirkte das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium, dass der Künstler im Schengener Informationssystem zur Zurückweisung bzw. zur Nichteinreise für den Schengenraum ausgeschrieben wurde. Deshalb durfte er einige Zeit in der Europäischen Union nicht mehr auftreten. Allerdings wurde das Einreiseverbot nach 2008 nicht verlängert. Trotz der seinerzeit noch bestehenden Ausschreibung gelang es Sizzla, nach Österreich einzureisen und dort am 12. Mai 2008 im „Planet Music“ ein Konzert zu geben. Bei einem in Spanien geplanten Auftritt wurde Sizzla sofort am Flughafen Madrid verhaftet und zurückgeschickt.

2009 und 2010 wurden einige Konzerte in Deutschland, unter anderem die Teilnahme am Chiemsee Reggae Summer 2010, auf Grund des öffentlichen Drucks abgesagt, da der Veranstalter wegen angekündigter Demonstrationen linker Gruppierungen Sicherheitsbedenken hatte. Andere Konzerte fanden trotz vereinzelt starker, andernorts geringer oder völlig ohne Proteste statt.

Im Jahr 2013 wurde Sizzla vor seinem Auftritt auf dem Sting Festival in Portmore, Jamaika, bei welchem er seit Jahren als einer der Hauptacts darstellt, mehrmals von Seiten der Organisation gewarnt, homophobe Songs während des Auftrittes zu performen. Nachdem er sich auf der Bühne öffentlich dazu geäußert hatte, wurde ihm ein lebenslanges Auftrittsverbot auf dieser Veranstaltung erteilt.

Quelle: Wikipedia