Ray Conniff (* 6. November 1916 in Attleboro, Massachusetts; † 12. Oktober 2002 in Escondido, Kalifornien) war ein US-amerikanischer mit dem Grammy ausgezeichneter Komponist, Arrangeur, Orchesterleiter und Posaunist, der als „Vater des Easy Listening“ galt. In den sechs Jahrzehnten seiner Karriere verkaufte er über 50 Millionen Alben und platzierte alleine in den USA über 25 Alben in den Top 40.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Conniff entstammte einer musikalischen Familie. Sein Vater John Lawrence leitete das Orchester Jewelry City Band in Attleboro und spielte Posaune, die Mutter Maude "Angela" Connigg Klavier. Schon in der High School soll Ray mit Klassenkameraden ein Tanzorchester gegründet haben. Einen allerersten Job als Arrangeur erhielt er bei den Musical Skippers von Dan Murphy in Boston. 1937 soll Conniff "mit 200 Dollar" in der Tasche und einem Lunchpaket nach New York gefahren sein, um sich dort an der Juilliard School of Music bei Tom Timothy, Sol Kaplan und Hugo Friedhofer zum Profi-Musiker ausbilden zu lassen. Nebenbei trat er häufig in Nachtclub-Bands auf. 1938 startete er in der Bigband von Bunny Berigan als Posaunist, wo er fünfzehn Monate blieb. Danach wechselte er zu Bob Crosby, zwischen 1940 und 1945 war er in drei verschiedenen Formationen von Artie Shaw und für Glen Gray tätig. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges musste er seinen zweijährigen Wehrdienst ableisten, währenddessen er beim American Forces Network in Hollywood mit dem Komponisten Walter Schumann und dem Harry James Orchestra zusammenarbeitete. Mit dem Siegeszug des Bebop, den Conniff als "Lärm" bezeichnete, hatte er Probleme, Beschäftigung zu finden und arbeitete zeitweise als Bauarbeiter. Ihm drohte die Zwangsversteigerung und er musste sich mit "30 Dollar" die Woche durchschlagen. Ab 1949 vertiefte er sich in private Studien über Rhythmus und Harmonik. Beim wochenlangen Anhören von Werbespots, sowie Artie-Shaw- und Glenn-Miller-Platten kam Conniff nach eigener Aussage zur Erkenntnis, dass die rhythmische Wiederholung im Hintergrund bei "80 Prozent" aller Titel den Erfolg ausmacht: "Unterschwellig lief immer eine Klang-Schablone mit. Sie können es die 'Geister-Melodie' neben der eigentlichen nennen. Und das Ganze wird von einem weiteren Schema überlagert, der Tempo-Schablone. Ich kann dazu nur sagen, das ist wie eine Art Pulsieren. Der Durchschnittshörer liebt diese Art Klang-Puls, nicht aufdringlich, aber zuverlässig im Hintergrund."

Arbeit für Columbia Records

1953 hatte Conniff einen Kurzauftritt im Film Die Glenn Miller Story. Im selben Jahr kam er bei Mitch Miller, damals Chef der Artists and Repertoire-Abteilung bei Columbia Records unter. Conniff wurde dort Chef-Arrangeur und war als Studiomusiker für zahlreiche Künstler tätig, darunter Rosemary Clooney, Marty Robbins, Frankie Laine, Johnny Matthis, Guy Mitchell und Johnnie Ray. Mit Band of Gold für Don Cherry landete Conniff 1955 seinen ersten Hit in den Top Ten der Charts (Platz 5), ein Erfolg, den Conniff in erster Linie den Radio-DJs zuschrieb, die ihn damals sehr förderten. Der Titel wurde mehr als eine Million Mal verkauft. Es folgten Arbeiten für Tony Bennett (Tony) und Eileen Rodgers (Blue Swing). Unter dem Namen Jay Raye (für Joseph Raymond) produzierte er in diesen frühen Jahren für Columbias Epic-Label einige Alben, auch Singles mit den Somethin' Smith and the Redheads, einem Männerchor. Heraus kamen unter anderem Just Walking in the Rain und Yes Tonight Josephine für Johnnie Ray, beide Top-10-Erfolge in Deutschland, A White Sport Coat für Marty Robbins, Chances Are für Johnny Mathis und Moonlight Gambler für Frankie Laine.

Arrangement des typischen Conniff-Sounds

Die für damalige Zeiten sehr ungewöhnlichen Arrangements bescherten ihm 1956 die Chance, eine eigene LP zu produzieren, deren Titelsong,’S Wonderful aus der Feder von George Gershwin, zeit seiner Karriere seine persönliche Erkennungsmelodie wurde. Conniffs Erfolgsrezept war schon damals sein unverwechselbarer Sound, der von zwei Besonderheiten geprägt war: Einer durch starkes Echo verstärkten Rhythmusgruppe, in der die Gitarre meist parallel zum Schlagzeug eingesetzt wurde, sowie ein wortlos s(w)ingender Chor. Den Echo-Effekt hatte unfreiwillig Benny Goodman "entdeckt", als er in New York eine Platte aufnehmen wollte und kein Studio frei war. Da die Zeit drängte, musste er in die Liederkranz-Halle ausweichen, die, wie sich herausstellte, die Akustik einer Kathedrale hatte. Fortan wollten viele Big Bands diesen Sound für sich nutzen. Die Entstehung seines musikalischen "Markenzeichens" erklärte Conniff in einem Interview: "Ich habe mal ein Album mit Mitch Miller aufgenommen, wir hatten eine Big Band und einen kleinen Chor zur Verfügung. Ich schlug vor, den Chor gleichzeitig mit der Band Vokalisen singen zu lassen. Die Frauen über die Trompeten, die Männer über die Posaunen. Mitch war am Regiepult total überrascht und außer sich, wie gut das funktionierte." Die Verschmelzung von Instrumenten und Stimmen gelang Conniff dabei so gut, dass der Hörer den Eindruck eines gemeinsamen Klangkörpers erhielt.

Internationale Erfolge

Zwischen 1957 und 1968 schafften es 28 Alben von Conniff in die amerikanischen Top 40, darunter die erste Stereo-Platte ´S Awful Nice (1957) und Somewhere My Love (1966). 1969 belegte er mit His Orchestra, His Chorus, His Singers, His Sound Platz 1 der britischen Albumcharts und warb damit sehr effektvoll für seine anschließende Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. 1974 war er einer der ersten amerikanischen Künstler, der eine Platte in Moskau aufnahm (Ray Conniff in Moscow). Das sowjetische Label Melodiya hatte dem Arrangeur 22 russische Volksweisen zugeschickt, von denen er elf aussuchen sollte, um sie neu zu produzieren. Dafür wurden ihm vor Ort Orchester und Chor zur Verfügung gestellt. Mit Alben wie Exclusivamente Latino, Amor Amor und Latinisimo startete er im vergleichsweise hohen Alter eine Karriere in Südamerika, wo er wie ein Nachwuchstalent gefeiert wurde und ganze Fußballstadien füllte, etwa in Viña del Mar. Im März 1997 wechselte Conniff nach vierzig Jahren von Columbia zu PolyGram/Universal Records und in Brasilien zu Abril. Für PolyGram entstanden die Alben Ray Conniff Live In Rio, I Love Movies und My Way, ein Tributealbum für Frank Sinatra. Für Abril nahm er neben anderen Alben Do Ray Para o Rei (2000) mit Titeln von Roberto Carlos auf. Noch mit 85 stand Conniff regelmäßig auf der Bühne, ging in Brasilien auf Tournee und spielte bei der Hochzeit von Liza Minnelli und David Gest.

Vorbilder

Zu den Komponisten, von denen sich Conniff nach eigener Aussage persönlich inspiriert fühlte, gehören Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, Victor Young und Henry Mancini. Er habe sich immer "mehr für gute Melodien als gute Akkorde" interessiert und Niveau geschätzt. Songs mit einer ungeraden Taktzahl im Refrain kritisierte Conniff spöttisch als "Musik linker Hand". Damit erreichten Komponisten nicht mehr den "normalen Zuhörer", denn der wolle beim Tanzen auf dem Schlussakkord "nicht den Fuß in der Luft haben". Insofern bekannte sich Conniff zur "Einfachheit" in der Musik, wenngleich er raffinierte Akkorde schätzte.

Familie

Conniff war drei Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit Emily Jo Ann Imhof hatte er einen Sohn James Lawrence und die Tochter Jo Ann Patricia. Seine zweite Frau Ann Marie Engberg brachte den Stiefsohn Richard J. Bibo mit in die Ehe. Am 2. August 1968 heiratete er die Schweizerin Vera Schmidheiny, die auf einigen seiner Platten-Cover zu sehen war. Er verstarb 2002 nach einem durch einen Schlaganfall ausgelösten Sturz in der Badewanne im kalifornischen Escondido.

Werk

Conniff veröffentlichte etwa 100 LPs und verkaufte weltweit mehr als 70 Millionen Tonträger. Sein größter Hit war der Titel Somewhere My Love (1966), das Thema der Lara aus dem Film Dr. Schiwago. Die Single und die gleichnamige LP erreichten die US-Top-10. Das Markenzeichen „Conniff-Sound“ prägte seit Ende der 1950er Jahre bis in die späten 1970er Jahre die damalige Easy-Listening-Musik.

Statistik

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Quelle: Wikipedia