Neil Percival Young, OC, OM, (* 12. November 1945 in Toronto) ist ein kanadischer Musiker, Singer-Songwriter und Filmemacher. Seit Januar 2020 besitzt er zusätzlich die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Seine Karriere begann 1966 mit der Band Buffalo Springfield, und seine Musik umfasst zahlreiche Genres wie beispielsweise Rock-, Country- und Folkmusik. In den mehr als 50 Jahren seines Schaffens gewann er zweimal den Grammy und wurde auch zweimal (solo und mit Buffalo Springfield) in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. So wird er einerseits als bedeutender Folkmusiker und andererseits als „Godfather of Grunge“ verehrt.

Neil Young tritt u. a. mit der Band Crazy Horse, aber auch als Solokünstler und mit vielen anderen Künstlern auf, insbesondere mit Crosby, Stills, Nash & Young. Sein kommerziell erfolgreichster Titel ist Heart Of Gold.

Leben

Kindheit

Neil Young wurde 1945 als Sohn von Scott Young (1918–2005) und dessen Frau Rassy Ragland Young in Toronto geboren. Sein Vater war ein angesehener Sportjournalist und Autor zahlreicher Bücher, unter anderem von Neil & Me (1984) über die Beziehung zu seinem Sohn. Neil verbrachte seine ersten Jahre in Omemee, einer ländlichen Gemeinde in Kawartha Lakes in der Provinz Ontario.

1951 gab es eine Polioepidemie, und Neil Young erkrankte als Fünfjähriger an Kinderlähmung. Seine linke Körperhälfte wurde bleibend geschädigt, was ihm bis heute einen leicht hinkenden Gang beschert. Die Erinnerungen an diese Zeit verarbeitete er später in dem Song Helpless. Ab Mitte der 1960er Jahre kamen die Erkrankungen Epilepsie und Diabetes hinzu. Er verbrachte ein Jahr in New Smyrna Beach in Florida, um sich zu erholen.

Als er zwölf Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Daraufhin zog er mit seiner Mutter nach Winnipeg, Manitoba, der ursprünglichen Heimat ihrer Familie. Scott Young hatte aus zwei weiteren Ehen noch fünf Töchter, darunter die Singer-Songwriterin Astrid Young (* 1962), die 1992 auf dem Album Harvest Moon und bei diversen Live-Auftritten gesungen hat.

Bis 1968: Erste Jahre und mit Buffalo Springfield

Anfang der 1960er Jahre spielte Neil Young in verschiedenen lokalen Bands (z. B. The Jades) in Winnipeg. Dabei nahm er auch einige Songs auf – so erschien 1963 die Single The Sultan/Aurora mit der Gruppe The Squires. Beide Songs waren, wie auch die meisten Lieder, die der Teenager Neil Young in jener Zeit schrieb, Instrumentals und an den Sound seines damaligen Vorbilds The Shadows orientiert. In den Folgejahren bis 1966 entwickelte er sich langsam zum Folkinterpreten, und es kam immer wieder zu Studioaufnahmen mit The Squires in Kanada, als auch solo sowie mit den Mynah Birds (mit Rick James) in den USA, die aber seinerzeit allesamt unveröffentlicht blieben.

Nachdem seine Auftritte und Aufnahmen nicht von Erfolg gekrönt waren, zog er nach einem kurzen Aufenthalt als Solokünstler in Toronto 1966 nach Los Angeles, wo er bald darauf u. a. mit Stephen Stills und Richie Furay die Band Buffalo Springfield gründete, für die er bekannte Stücke wie Mr. Soul, Broken Arrow und On The Way Home schrieb. Buffalo Springfield wurde schnell zu einer führenden Band in der aufstrebenden Folk-Szene in Kalifornien Mitte der 1960er Jahre und spielte die erfolgreichen Alben Buffalo Springfield (1966) und Buffalo Springfield Again (1967) ein. Nach dem dritten Album Last Time Around (1968) löste sich die Band wegen andauernder Streitigkeiten unter den Bandmitgliedern auf. Neil Young zog es vor, von nun an alleine Karriere zu machen. 1997 wurde Buffalo Springfield inklusive Neil Young in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen.

1968–1981: Solo, mit Crazy Horse und mit CSNY

Ende 1968 nahm er sein erstes Soloalbum Neil Young auf und tourte mit seinen Songs 1969 durch Nordamerika. Kurz darauf gründete er mit den drei Musikern Danny Whitten, Billy Talbot und Ralph Molina aus der Band The Rockets die Gruppe Neil Young & Crazy Horse. Es erschien ihr erstes gemeinsames Album Everybody Knows This Is Nowhere. Das Album platzierte sich ausgesprochen gut in den US-Billboard-200 Charts. Neben der erfolgreichen Single Cinnamon Girl beinhaltete es auch die Rockklassiker Down By The River und Cowgirl In The Sand, mit denen er seine lang ausufernden Gitarrensoli berühmt machte. Heute wird es von vielen als das erste Grunge-Rock-Album der Geschichte gefeiert. Die drei genannten Songs schrieb Neil Young an einem Tag, als er mit 39° Fieber im Bett lag.

Außerdem spielte er mit Crosby, Stills & Nash, so auch bei deren zweiten gemeinsamen Auftritt vor geschätzten 400.000 Menschen auf dem legendären Woodstock-Festival. Er schloss sich dem Trio erstmals für kurze Zeit an und veröffentlichte mit ihnen 1970 das erfolgreiche Album Déjà Vu sowie ein Jahr darauf das Livealbum 4 Way Street. Für CSNY schrieb er in dieser Zeit u. a. den Klassiker Helpless sowie Country Girl und den Protestsong Ohio, der die Tötung von vier unbewaffneten Studenten durch die Nationalgarde zum Thema hat und nur wenige Wochen nach dem Ereignis als Single veröffentlicht wurde. Young schrieb den Text angeblich in wenigen Stunden nachdem er ein Foto von dem Massaker gesehen hatte. Fast zeitgleich nahm er mit After The Gold Rush (1970) ein weiteres Soloalbum auf, das zu seinem ersten auch in Europa von Erfolg gekrönten Album wurde. Mit einer Songauswahl zwischen Sanftheit, z. B. dem Titelsong After The Gold Rush, und dem rockigen Southern Man war das Album stilistisch sehr gemischt.

1971 musste sich Neil Young einer Rückenoperation unterziehen, die als Spätfolge seiner Polioinfektion von 1951 nötig war. Da er nicht längere Zeit stehen und elektrische Gitarre spielen konnte, verwendete er akustische Gitarren. In dieser Zeit schrieb er seinen größten Hit Heart Of Gold. Der Song wurde auf seinem bis heute meistverkauften Album Harvest (1972), das nebenbei auch die Folk-Klassiker Old Man und The Needle And The Damage Done beinhaltet, veröffentlicht.

Neil Young bewies im Laufe der Jahre eine große musikalische Wandlungsfähigkeit, die sich auch in der Vielzahl seiner Veröffentlichungen manifestiert. Er spielte Folk und Country im steten Wechsel mit Rockmusik oder mit experimentellen Alben. So erschien noch im selben Jahr wie Harvest das Soundtrack-Album Journey Through The Past zu seinem gleichnamigen etwas verworrenen Spielfilm. Zu der Zeit gründete er auch seine Filmproduktionsfirma Shakey Pictures mit dem er bis heute seine Filme dreht. Ein Jahr später erschien dann das rocklastige Album Time Fades Away (1973) aus Konzertmitschnitten. Das Album zeigt wiederum ein anderes Gesicht von Neil Young und ist weit weniger kommerziell ausgerichtet, obwohl Harvest und Time Fades Away mit der gleichen Begleitband, The Stray Gators, eingespielt wurden.

Die depressive Stimmung, die in den nächsten Jahren seine Musik dominierte, rührte zum großen Teil vom Tod des Roadies Bruce Berry und des Crazy Horse-Gitarristen und Sängers Danny Whitten her. Das bereits 1973 fertiggestellte, aber erst 1975 erschienene Album Tonight’s The Night verarbeitete diese Erlebnisse. Die meisten Songs entstanden, als sich Neil Young, Ben Keith, Nils Lofgren, Billy Talbot und Ralph Molina mehrere Tage in ein Aufnahmestudio zurückzogen und stark alkoholisiert die Lieder einspielten. Dazwischen (1974) war mit On The Beach ein ebenso düsteres Album erschienen. Dagegen stand aber eine gutgelaunte, extrem erfolgreiche Tour mit Crosby, Stills, Nash & Young im selben Jahr. Eine Live-Box dazu erschien erst 40 Jahre später unter dem Titel CSNY 1974.

1975 wurde das zweite Album mit Crazy Horse veröffentlicht. Bei Zuma, das insbesondere durch das Stück Cortez The Killer bekannt wurde, ersetzte Frank „Poncho“ Sampedro den verstorbenen Danny Whitten an der zweiten Gitarre. Nach dem gemeinsamen Album Long May You Run (1976) mit Stephen Stills unter dem Namen The Stills-Young Band, kam es 1977 zur Veröffentlichung von American Stars ’n Bars, welches mit Like A Hurricane seinen vielleicht bekanntesten Rocksong beinhaltet, den er bis heute auf vielen Konzerten mit langen Gitarrenimprovisationen darbietet. Anschließend schloss er mit der Veröffentlichung der Compilation Decade die ersten 10 Jahre seines Schaffens (1966–1976) ab.

Das Album Comes A Time bot 1978 wieder den Harvest-Sound. Die 1970er Jahre beendete er 1979 mit dem umjubelten Album Rust Never Sleeps, auf dem die A-Seite akustisch und die B-Seite verzerrt und krachend mit Crazy Horse eingespielt wurde – es beginnt leise mit My My, Hey Hey (Out Of The Blue) und endet mit der Hymne Hey Hey, My My (Into The Black). Rust Never Sleeps wurde vom Rolling Stone zum Album des Jahres gekürt. Ergänzend dazu gab es im gleichen Jahr das Live-Doppelalbum Live Rust und den Film Rust Never Sleeps, aufgenommen im Cow Palace in San Francisco. Bei diesem Konzertfilm führte Neil Young als Bernard Shakey selbst Regie. Dieses Pseudonym verwendet er seitdem auch bei vielen anderen Filmen.

Nachdem er für die Filmsatire Where The Buffalo Roam (1980, dt. Blast – Wo die Büffel röhren) mit Bill Murray den Soundtrack zusammenstellen durfte und auch ein paar eigene Klangkompositionen hinzufügte,, begann für ihn eine Phase des Experimentierens, eingeläutet mit dem von vielen Fans als patriotisch beargwöhnten Hawks and Doves (1980), bei dem er erneut in Anlehnung an Bob Dylans Bringing It All Back Home eine Seite akustisch, die andere rockig, hier im Countryrock-Stil, einspielte. 1981 folgte ein weiteres Crazy-Horse-Album, Re·ac·tor, das mit futuristischem Design und zum Teil kruden Liedtexten (Got mashed potatoes/ain’t got no T-Bone) weniger erfolgreich war.

1982–1987: Jahre der Krise – die „Geffen-Ära“

1982 wechselte Neil Young zu Geffen Records, für die er bis 1987 fünf Alben aufnahm, die unter Kritikern und Fans viel Missfallen erregten. Zunächst erschien 1982 das Album Trans, das eines seiner Lieblingswerke sein soll, jedoch viele seiner Anhänger irritierte. Er kreierte einen Synthesizer-Sound, der vom Sound her ganz bewusst von der deutschen Elektro-Band Kraftwerk beeinflusst war. Seine Stimme ließ er teilweise durch einen Vocoder verzerren. Young erklärt in seiner Autobiografie, er habe das Album ohne kommerzielle Interessen für seinen Sohn produziert, der an Infantiler Zerebralparese mit Kommunikationsstörungen leidet. Im selben Jahr wurde er in die Canadian Music Hall of Fame aufgenommen.

1983 legte Young mit Everybody’s Rockin’ ein mit einer Begleitband namens The Shocking Pinks eingespieltes Rockabilly-Album im Stil der 1950er Jahre vor, das ihm endgültig den Vorwurf der Richtungslosigkeit eintrug. Es folgten 1985 das Country-Album Old Ways und 1986 mit Landing On Water ein weiteres Synthesizer-Album. 1985 rief er gemeinsam mit John Mellencamp und Willie Nelson das Festival Farm Aid zugunsten in Not geratener Farmer ins Leben, das seither regelmäßig mit großem Staraufgebot veranstaltet wird.

Youngs letztes für Geffen Records eingespieltes Album Life – wieder mit Crazy Horse – erschien 1987 und wurde von Kritik und Fans überwiegend als Aufwärtstrend wahrgenommen, weil vor allem die Stücke Inca Queen und When Your Lonely Heart Breaks an Youngs Stil von vor 1982 anknüpften. Finanziell wurde das Jahrzehnt für Neil Young jedoch zum Misserfolg. Geffen Records kreidete ihm seine Arbeit ab 1982 als „uncharakteristische Musik“ an, was zu einem langwierigen Prozess zwischen Geffen Records und dem Künstler führte, in dessen Folge Young zurück zu Reprise Records wechselte.

1988–1997: „Godfather of Grunge“

Das erste Album auf dem neuen alten Label (Reprise), das Rhythm-and-Blues-Album This Note’s For You (1988), führte Neil Young wieder auf den erfolgreichen Weg zurück, trotz abermaliger Erweiterung seines Stil-Repertoires. Aus dem Album wurde der Titelsong This Note’s For You ausgekoppelt. Das dazu gedrehte Video wurde vom MTV Network verbannt, weil es Parodien auf Werbung mit Michael Jackson, Whitney Houston und anderen enthielt. Später wurde die Entscheidung revidiert. Dennoch war es eine Überraschung, als das Video bei den MTV Video Music Awards 1989 den Hauptpreis der Veranstaltung gewann. Noch im selben Jahr löste er ein Versprechen ein, dass wenn David Crosby von seiner Drogensucht befreit sei, er wieder mit Crosby, Stills, Nash & Young ein Album aufnehmen würde. So entstand American Dream. Das erst zweite Studio-Album von CSNY nach 19 Jahren.

Mit dem Erfolgsalbum Freedom (1989) knüpfte er an die Zeiten von Rust Never Sleeps an. Einige Songs waren zuvor schon im selben Jahr auf der EP Eldorado veröffentlicht worden. Freedom mischte Folk-Country-Songs mit harten Rocksongs. Das Lied Rockin' In The Free World, welches zu Beginn akustisch und zum Ende des Albums elektrisch dargeboten wurde, wurde zur Hymne jener Zeit, weil es meisterhaft die sozialen Missstände in den USA ansprach. Am Beginn einer alternativen Rockszene in den USA wurde Neil Young somit für viele Bands, u. a. Sonic Youth, zum Vorbild.

Später auch als „Godfather of Grunge“ tituliert, veröffentlichte er mit seiner Hausband Crazy Horse 1990 das geradeaus rockende Ragged Glory, bei dem die Musiker wieder zu alter Form aufliefen. Zudem war das Album mit zwei neuaufgenommenen Kompositionen aus der Mitte der 1970er Jahre bestückt (Country Home, White Line). Der Nachfolger war das nicht minder rocklastige Live-Album Weld (1991), das zusätzlich mit einer CD namens Arc mit Feedback, Gitarrenkrach und Songfetzen erhältlich war, Youngs Referenz an die experimentale Rockmusik, vergleichbar mit Lou Reeds Metal Machine Music. Mit Weld protestierte Neil Young gegen den zweiten Golfkrieg. So ließ er originalen Kriegsdonner ertönen und präsentierte auf der Videowand eine Aufnahme von einem ölverschmierten Vogel.

Im Oktober 1992 folgte die Veröffentlichung von Harvest Moon, bei dem sich Neil Young wieder ruhigerem Country-Folk zuwandte. Das Album wurde zu Teil 2 der so genannten Harvest-Trilogie erklärt, die 1972 mit Harvest begann. Als Begleitband hat er auch die Band von einst The Stray Gators wieder aktiviert. Das Titellied Harvest Moon wurde auch erfolgreich als Single ausgekoppelt. Auf diesem Album sang auch seine Halbschwester Astrid Young mit. Anfang 1993 veröffentlichte Neil Young die Compilation Lucky Thirteen für sein altes Label Geffen Records. Hierzu war er in Folge des Rechtsverfahrens noch vertraglich gezwungen. Dennoch gab er sich alle Mühe eine außergewöhnliche Songauswahl mit veröffentlichten und unveröffentlichten Songs, alternativen Versionen und bisher unbekannten Live-Versionen aus der Geffen-Ära zusammenzustellen.

Musikalisch in eine ähnliche Richtung wie Harvest Moon geht das Album Unplugged (1993), mit dem er im Rahmen einer MTV-Serie erstmals eines seiner zahlreichen Akustik-Konzerte, die er schon seit Karrierebeginn machte, veröffentlichte. 1994 wurde Young für seinen Beitrag zum gleichnamigen Film Philadelphia (1993) für einen Oscar nominiert, den allerdings Bruce Springsteen für den Song Streets Of Philadelphia aus demselben Film  gewann.

Kurt Cobain war ein großer Verehrer von Neil Young und hatte ihn vor seinem Suizid in seinem Abschiedsbrief mit der Textzeile „It’s better to burn out than to fade away“ zitiert, die im Original aus dem Akustiksong My My, Hey Hey (Out Of The Blue) stammt und gelegentlich auch live bei der Rockversion des gleichen Songs Hey Hey, My My (Into The Black) gesungen wird. Young verarbeitete Cobains Tod dann in dem Crazy Horse-Album Sleeps With Angels (1994) und widmete ihm den Titeltrack. Für das nächste Album Mirror Ball (1995) tat er sich mit der Grungerock-Band Pearl Jam zusammen. Das Ergebnis war ein wuchtiges Rock-Epos mit einem frischen Sound, das ihn für eine jüngere Generation interessant machte (der Bandname Pearl Jam durfte aus rechtlichen Gründen nicht auf der CD genannt werden). Im Gegenzug war Neil Young dann auf der Pearl-Jam-Single Merkinball an der Gitarre und der Orgel zu hören. Die Songs I Got Id und Long Road entstanden in der gleichen Aufnahmesession wie Mirror Ball. Ebenfalls 1995 wurde Neil Young in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen.

Im selben Jahr fand auch eine Kooperation mit dem Independent-Filmer Jim Jarmusch statt, für dessen Film Dead Man Neil Young den Soundtrack in Form von elektrischen Gitarrenimprovisationen beisteuerte. Das gleichnamige Album folgte Anfang 1996. In den folgenden Jahren erschienen zwei weitere Crazy-Horse-Alben. Das Studio-Album Broken Arrow (1996) und das Live-Album Year Of The Horse (1997), welches als eine Art Teil 2 von Weld empfunden wird, weil es musikalisch ähnlich gelagert ist und trotzdem keinen einzigen Song von Weld beinhaltet. So fanden aber Klassiker wie When You Dance I Can Really Love und Danger Bird den Weg aufs Album. Der etwa zeitgleich entstandene Film Year Of The Horse von Jim Jarmusch porträtiert Neil Young und Crazy Horse und zeigt diverse Konzertaufnahmen.

1999–2010: Reunion von CSNY und alternative Projekte

1999 kam ein weiteres CSNY-Album, Looking Forward, heraus. Einige Stücke, die Neil Young dafür geschrieben hatte, waren ursprünglich für sein ruhiges Solo-Folkalbum Silver & Gold (2000) gedacht. Ein weiteres Live-Album aus diesem Jahr 2000, Road Rock V. I, enthält eine 18-Minuten-Version des Klassikers Cowgirl In The Sand und eine Adaption des Dylan-Klassikers All Along The Watchtower (mit Gastsängerin Chrissie Hynde).

Auch der 11. September 2001 beeinflusste Neil Young: Beim Konzert America: A Tribute To Heroes spielte er solo am Klavier das John-Lennon-Stück Imagine und begleitete Pearl Jams Eddie Vedder und Mike McCready bei ihrer Interpretation des Songs Long Road. Auf seinem Album Are You Passionate? (2002) beschäftigte er sich zudem in dem Stück Let’s Roll, das er bereits kurz nach dem Attentat schrieb, mit den Vorgängen im vierten 9/11-Terrorflugzeug, dem United-Airlines-Flug 93, welches mutmaßlich auf das Weiße Haus oder das Kapitol abstürzen sollte. Mehrere Insassen griffen die Kidnapper an und brachten es vorher auf offenem Gelände zum Absturz.

2003 wurde das Crazy Horse-Album Greendale veröffentlicht, ein Konzeptalbum, das zuvor auf einer Solo-Tour in Europa und einer Crazy-Horse-Tour in Nordamerika komplett live gespielt wurde. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Kleinstadt, in der die Familie Green in allerlei Turbulenzen verwickelt wird. Es geht um Kriminalität von Korruption bis hin zum Mord, von aufdringlichen Boulevardmedien bis hin zur Umweltschutzproblematik. Zunächst als Doppel-CD mit einem Live-Solokonzert aus Dublin ergänzt, erschien das Album ein Jahr später nochmal in einer zweiten Edition mit Making-of und Aufnahmen mit Crazy Horse. Die Story ist auch als Spielfilm, bei dem die Musiker und Neil Young selbst die Darsteller sind, veröffentlicht worden. Ebenso wie Greendale erschien dann 2004 auch das Compilation-Album Greatest Hits auf Wunsch des Vinyl-Fans Neil Young in dieser wieder zunehmend populären Form. Es verkaufte sich ausgesprochen gut und erreichte sogar in Deutschland Platin-Status.

Im April 2005 wurde Neil Young wegen eines Hirnaneurysmas behandelt. Das noch kurz vor seiner Operation in Nashville aufgenommene Folk-Country-Album Prairie Wind kam Ende September 2005 heraus, zusammen mit einer DVD über die Produktion des Albums. Prairie Wind schließt stilistisch und thematisch an Harvest und Harvest Moon an und bildet somit den Abschluss der Harvest-Trilogie. Im folgenden August wurden Lieder des Albums zusammen mit älteren Songs im Ryman Auditorium in Nashville live aufgeführt. Aus den Aufnahmen entstand der Film Neil Young: Heart Of Gold von Jonathan Demme. Mit Prairie Wind begann die erneute Zusammenarbeit mit den Musikern Chad Cromwell und Rick Rosas (wie schon 1988 bei This Note’s For You und 1989 bei Eldorado und Freedom), die dann zusammen mit Anthony Crawford, Larry Cragg, Pegi Young und Ben Keith, mit dem er schon auf vielen Alben seit Harvest zusammen gearbeitet hatte, seine Electric Band bildeten, die ihn für die nächsten Tourneen und Alben, d. h. zwischen 2005 und 2009 begleiteten.

Im Mai 2006 veröffentlichte Neil Young das rocklastige Protest-Album Living With War, das sich textlich kritisch und angreifend mit der Irak-Politik der US-Regierung auseinandersetzt. Dieses Album war vorab kostenlos im Internet verfügbar. Mit dem Album kritisierte er harsch die Politik des US-Präsidenten George W. Bush, insbesondere bezüglich des damaligen Irak-Kriegs. Mit dem Song Let’s Impeach the President forderte Neil Young sogar dessen Amtsenthebung. Unterstützt wurde der Song durch die Trompete von Tommy Bray, die wie eine Fanfare, mit der zur Attacke geblasen wird, daherkommt. Spätestens seit diesem Album wurde Neil Young zum echten Protestsinger. Living With War bildete auch den Kern der Tournee Freedom Of Speech, die Young zusammen mit seinen alten Weggefährten Crosby, Stills & Nash absolvierte. Die kontroversen Reaktionen auf das Album und die Tournee verarbeitete Young 2008 in seinem Film CSNY/Déjà Vu, zu dem auch das Live-Album Déjà Vu Live erschien. Dabei zeigte er sich auf der Bühne politisch wie selten zuvor. Im Film lässt er Kriegsveteranen und Angehörige zu Wort kommen.

Mit Live at the Fillmore East, einer im März 1970 in New York City entstandenen Aufnahme mit Crazy Horse (in Originalbesetzung) als Begleitband, startete im November 2006 die lang erwartete Neil Young Archives Performance Series. Neil Young veröffentlicht seitdem in unregelmäßigen Abständen Live-Aufnahmen seiner gesamten Karriere, die man vorher lediglich als Bootleg auf dem Markt erwerben konnte. Diese sind in bester Soundqualität bearbeitet worden. Bis 2019 sind im Rahmen dieser Serie 11 Live-Aufnahmen erschienen.

2007 veröffentlichte Neil Young das Album Chrome Dreams II wieder mit seiner Electric Band, eine Reminiszenz an das nie erschienene Chrome Dreams, das Mitte der 1970er Jahre hätte veröffentlicht werden sollen und heute nur als Bootleg erhältlich ist. Chrome Dreams II besteht teilweise aus neuaufgenommenen, unveröffentlichten Klassikern wie dem 18-minütigen Ordinary People. Vom Narrativ her als Ode an die „kleinen Leute“ und Allusion an die Reagonomics gedacht, wurde das Lied 20 Jahre später unter der Bush-Regierung (Bushonomics) wieder aktuell und erinnert an Cortez The Killer oder Thrasher. Ebenfalls enthalten ist eine neue Boxcar–Version sowie weitere eingängige neue Rock-Kompositionen wie No Hidden Path und Spirit Road.

2009 folgte ein weiteres Album, Fork In The Road, wieder mit der Electric Band. Das Konzeptalbum handelt vom Um- und Ausbau seines Lincoln Continental zu einem Hybridelektrokraftfahrzeug, das sogenannte „LincVolt-Projekt“, das Neil Young selbst finanzierte und von dem er auch in seiner Autobiografie berichtet. Im selben Jahr veröffentlichte er das Box Set Neil Young Archives Vol. I, eine Werkschau der Jahre 1963–1972, an der er rund zwanzig Jahre gearbeitet hat. Für die Gestaltung des Box-Set-Covers bekam er schließlich seinen ersten Grammy in der Kategorie "Best Boxed or Special Limited Edition Package". Ob jemals der lange angekündigte zweite Teil erscheinen wird, ist höchst unwahrscheinlich. Denn seit 2017 veröffentlicht er sein gesamtes Schaffen Stück für Stück auf einer Website im Internet.

Das Jahr 2010 begann für Neil Young mit einer besonderen Ehre. Ihm oblag es bei der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Vancouver seinen alten Song Long May You Run zu spielen, während das Feuer langsam ausging. Im September des Jahres erschien das von Daniel Lanois produzierte Album Le Noise, das Young ohne Begleitband einspielte. Für die Single Angry World bekam er einen Grammy, diesmal in der Kategorie "Best Rock Song".

Ab 2011: „Ein Hippie-Traum“ und mit Promise Of The Real

2011 arbeitete Neil Young an seinen Memoiren Waging Heavy Peace, die 2012 auf Deutsch unter dem Titel Ein Hippie-Traum veröffentlicht wurden. Hier berichtet er assoziativ zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselnd über sein Leben und seine aktuellen Projekte. Breiten Raum nehmen sein „LincVolt-Projekt“ und die Arbeit an dem neuartigen Soundformat „PureTone“ bzw. „Pono“ ein, das Studioqualität haben soll. Er berichtet, dass er erstmals in seinem Leben aufgehört habe, Alkohol und Marihuana zu konsumieren: „Mein Arzt glaubt nicht, dass das gut für mein Gehirn wäre.“ Zugleich erzählt er, dass er zwar zur Zeit der Niederschrift des Buches keine neuen Songs habe schreiben können, sich aber dennoch auf neue Projekte freue.

2012 erschienen mit Crazy Horse die Alben Americana und Psychedelic Pill. Americana umfasst ausschließlich amerikanische Folk-Klassiker wie Oh Susannah, Tom Dula oder Woody Guthries This Land Is Your Land im typischen, gitarrenlastigen Crazy-Horse-Stil. Das Doppelalbum Psychedelic Pill enthält hingegen acht neue Eigenkompositionen, darunter Stücke von mehr als 16 Minuten Dauer wie Walk Like A Giant, Driftin' Back und Ramada Inn. Der Rolling Stone bewertete das Album der „ungehobelten, 43-jährigen Garagenband“ und dem „letzten Hippie“ mit vier von fünf Sternen. 2013 musste eine Europatournee aufgrund eines Fingerbruchs des Gitarristen Frank „Poncho“ Sampedro abgebrochen werden. Die 2014 fortgesetzte Tournee wurde von guter Kritik begleitet.

Doch wieder mal war Neil Young zu jener Zeit an einem völlig anderen Punkt seines Schaffens. Denn im Frühjahr 2014 brachte er mit A Letter Home das seit Arc ungewöhnlichste Werk seiner Karriere heraus. Er verwendete bei den Aufnahmen von 11 Coversongs, z. B. von Bob Dylan oder Bruce Springsteen, einen sogenannten Voice-O-Graphen aus dem Jahre 1947, mit dem man seinerzeit unmittelbar Mono-Schallplatten aufnehmen konnte. Die telefonzellenähnliche Box gehörte dem Label Third Man Records von Jack White, der auch als einziger Gastmusiker auftrat und das Album co-produzierte.

Im Sommer desselben Jahres reichte Neil Young nach 36 Ehejahren die Scheidung von seiner Frau Pegi Young ein. Seine neue Freundin wurde die Schauspielerin und Aktivistin Daryl Hannah. Mit dem Album Storytone (2014) verarbeitete er sowohl die Trennung mit Bewältigungssongs, als auch die neue Liebe mit neuen Liebesliedern. Trotzdem gab es mit Who's Gonna Stand Up? auch einen politischen Protestsong. Neil Young hat die Lieder ergänzend zu seinem Piano- oder Gitarrenspiel mit Big Band oder mit Orchester eingespielt, wodurch sich viele Songs wie Swing-Musik oder wie Filmmusik anhörten. In einer zweiten Verkaufsoption als Doppel-Album kann man die Lieder auch ohne Big Band und Orchester hören, was diesen Songs einen klaren Folksong-Charakter gibt.

2014 begann die Zusammenarbeit mit Lukas und Micah Nelson, den beiden Söhnen von Countrystar Willie Nelson, und Lukas’ Begleitband Promise Of The Real. Mit The Monsanto Years (2015) veröffentlichten Neil Young & Promise Of The Real ein Album, mit dem er erneut sein politisches Engagement in musikalischer Form auf einen Höhepunkt brachte. Dem Agrarkonzern Monsanto, das mit seinen Pestiziden und GMOs (genetisch modifizierte Organismen) in der Kritik steht, tritt er jetzt offen entgegen. Aber auch andere Unternehmen wie z. B. beim Song A Rock Star Bucks A Coffee Shop werden deutlich kritisiert. 2016 lässt Neil Young das Live-Album Earth folgen, bei dem er die 2015er-Welttournee mit Promise Of The Real im Studio nachbearbeitet hatte, indem er Geräusche aus der Natur und der Zivilisation den Songs hinzufügte.

Noch im selben Jahr (2016) folgte das Solo-Album Peace Trail, mit dem er ein etwas weniger ekstatisches Album herausbrachte, das textlich gemischt zwischen privaten und politischen Themen schwankte, das aber genauso mit dem Song Indian Givers gegen Großkonzerne, die in diesem Fall eine Ölpipeline, die Dakota Access Pipeline, im Sioux-Gebiet bauten, zu Felde zog. Noch heute engagiert er sich in dieser Angelegenheit, indem er keine Unternehmen und Banken als Sponsoren akzeptiert, die diesen Pipelinebau unterstützt haben. Im Folgejahr folgte dann der Start einer neuen Albumserie namens Neil Young Archives Special Release Series. Hierbei handelt es sich um bislang unveröffentlichte Alben seiner Karriere und Spezial-Alben, die zukünftig neben seinem normalen Schaffen produziert werden. Mit Hitchhiker (2017) machte er den Anfang. Dieses Werk wurde 1976 rein solo eingespielt. Es wurde damals von seinem langjährigen Produzenten David Briggs aufgenommen.

The Visitor heißt anschließend ein neues Album mit Promise Of The Real, welches Neil Young ebenfalls 2017 veröffentlichte. Hierbei geht er wieder stärker gegen politisch Mächtige vor. Insbesondere bei den Songs Already Great und Stand Tall greift er Hass, Faschismus und Volksverhetzung auf der Welt und insbesondere in den USA an. Und doch hat auch dieses Album wieder eine experimentelle andere Seite, wie zum Beispiel das jahrmarkthafte Carnival. Doch schon im März 2018 lässt Neil Young mit dem Netflix-Spielfilm Paradox eine weitere Kurve in seinem Schaffen folgen. Diesmal sind es die Musiker von Promise Of The Real, Willie Nelson und Neil Young selbst, die die Darsteller geben, während Daryl Hannah als Regisseurin fungiert. Es handelt sich um einen Western, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander vereint. Der Soundtrack Paradox ist nahezu gleichzeitig erschienen.

50 Jahre nach ihrer Gründung und 7 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Album reaktivierte Neil Young 2019 wieder seine Hausband Crazy Horse. Zwar ohne Frank 'Poncho' Sampedro, dafür aber mit seinem alten Weggefährten Nils Lofgren an der zweiten Gitarre, der eine Zeit lang Anfang der 1970er Jahre Crazy Horse-Mitglied war. Den Rhythmus steuern wieder Billy Talbot (Bass) und Ralph Molina (Schlagzeug) bei. Das Album Colorado kommt im typischen Crazy Horse-Sound daher. Mit dem harten Shut It Down und dem stillen Green Is Blue geht er aber auch textlich wieder in die Protestsong-Richtung, indem er hier auf den Klimawandel eingeht.

Privates

Von 1968 bis 1970 war Young mit der Besitzerin des Restaurants Canyon Country Kitchen, Susan Acevedo, verheiratet. Mit der Schauspielerin Carrie Snodgress (1945–2004) hatte er von 1971 bis 1975 eine Beziehung, aus der ein Sohn stammt. 1978 heiratete er Pegi Morton (1952–2019). Auch mit ihr hat er einen Sohn (* 1978) und eine Tochter (* 1984). Im Juli 2014 reichte Neil Young nach 36 Ehejahren die Scheidung von Pegi Young ein. Seitdem ist er mit der Schauspielerin Daryl Hannah liiert. Am 25. August 2018 heirateten sie, wie im November 2018 bestätigt wurde.

Beide Söhne erkrankten an infantiler Zerebralparese. 1986 gründeten Neil und Pegi Young die Stiftung Bridge School, in der behinderte Kinder eine Ausbildung erfahren können. Für diese Stiftung fand von 1986 bis 2016 jährlich im Oktober ein Konzert statt, auf dem namhafte Künstler wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Tom Petty, Elvis Costello, Metallica und viele andere aufgetreten sind. Die Musiker und Bands haben dabei fast ausschließlich mit akustischen Instrumenten gespielt.

Im März 2005 ließ sich Young wegen eines lebensgefährlichen Hirnaneurysmas operieren, nachdem er bei Aufnahmearbeiten Sehstörungen festgestellt hatte. Nach dem Eingriff musste er reanimiert werden, weil das operierte Blutgefäß wieder aufgeplatzt war und es wohl dadurch zu einem Herzstillstand kam. Im folgenden April konnte er beim kanadischen Live-8-Konzert wieder auftreten.

Seit 2006 ist Neil Young Träger des Order of Manitoba, der höchsten Auszeichnung der kanadischen Provinz Manitoba.

Neil Young hat einige Projekte zur Verbesserung der Lage der Ureinwohner in Nordamerika unterstützt.

Youngs Tochter Amber Jean Young arbeitet als bildende Künstlerin.

Sowohl 1978 als erneut im November 2018 ist ihm sein jeweiliges Wohnhaus in Malibu nahe dem Zuma Beach durch Waldbrände in Kalifornien abgebrannt.

Seit Januar 2020 besitzt Neil Young neben der kanadischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Diese hatte er beantragt, damit er bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 gegen den bisherigen Präsidenten Donald Trump stimmen kann.

Stil

Neil Young spielte im Laufe seiner Karriere unterschiedliche Musikrichtungen. Angefangen von typischen The Shadows-Instrumentals als Teenager hat er sich zunächst zum Folksänger entwickelt, der auch durch den Einfluss von Buffalo Springfield zum Folkrock und zum Folk-Country-Rock kam.

Schließlich entwickelte er seinen eigenen Stil, der losgelöst von starren Arrangements ihm den Freiraum für Folk, Folkrock und Countryrock gab, aber ihn schnell zum harten Garagenrock, später als Grungerock bezeichnet, führte. Lange Gitarrenimprovisationen wurden sein Markenzeichen, die – insbesondere bei Live-Auftritten – mitunter auch bis zu 30 Minuten dauern können und am Ende nicht selten seine Gitarrensaiten reißen lassen, beabsichtigte Feedbackgeräusche obendrauf. Wobei man darauf hinweisen muss, dass er sich das Gitarre spielen selbst beigebracht hat.

Bei Studioaufnahmen werden die Rocksongs in der Regel nur wenige Male eingespielt, und dann einfach das beste Werk ausgewählt. Dazu steht dann im Gegensatz die beabsichtigte Perfektion bei den Aufnahmen von ruhigeren Folk-Country-Alben, die einfach makellos in Harmonie herüberkommen sollen. Nicht selten wird für solche Aufnahmen auch mal ein ganzer Tag für einen einzigen Song benötigt.

Alle o. g. Stile bietet er sowohl mit elektrischen, als auch mit akustischen Instrumenten dar. Neben seinem Hauptinstrument Gitarre, spielt er aber auch regelmäßig Piano, Orgel und Mundharmonika, sowie gelegentlich Harmonium, Banjo oder Ukulele. Beim Spiel auf der akustischen Gitarre spielt er meist Flatpicking und Riffs (My My, Hey Hey (Out Of The Blue), The Needle And The Damage Done, Old Man). Besonders bei Konzerten kommt es seit seiner Annäherung an den Grunge zu ausschweifenden Solopassagen.

Bereits seit den 1960er und -70er Jahren ist Young auch dafür bekannt, dass er seine ursprünglich akustisch veröffentlichten Lieder live immer wieder auch elektrisch spielt – und umgekehrt.

Begrenzt auf die 1980er Jahre gibt es vereinzelt auch experimentelle Alben, bei denen er sich anderer Musikstile bedient hat, wie z. B. Synthy-Pop, Rockabilly, Country-Musik und Rhythm & Blues.

Instrumente und Ausrüstung

Neil Young hat im Laufe seines Schaffens zahlreiche E-Gitarren, akustische Gitarren inkl. Ukulele und Banjos sowie diverse Tasteninstrumente und Mundharmonikas eingesetzt. Eine vollständige Liste ist daher schwer zu erstellen.

Zu Zeiten von Buffalo Springfield spielte er vorrangig eine 1960er Gretsch 6120 Chet Atkins. Bei Crosby, Stills, Nash & Young, aber auch mit anderen Bands, kommt häufig eine White Falcon derselben Firma zum Einsatz.

Seit 1968 spielt Neil Young oft eine Gibson Les Paul aus dem Jahr 1953. Dieses von ihm „Old Black“ getaufte Instrument ist bis heute seine Haupt-­E-Gitarre. Es handelt sich um eine Goldtop, die von einem Vorbesitzer mit schwarzer Farbe besprüht und später von Young mit einem Bigsby Vibrato ausgerüstet wurde. Der Hals-­Pickup von „Old Black“ ist ein P 90-Single Coil. Der Steg-Pickup, auf dem er meistens spielt, ist ein Mini-Humbucker aus einer Gibson Firebird und neigt zu Mikrophonie. Er setzt ihn in der Regel ein, wenn aggressive Feedback-Sounds gefragt sind. Bemerkenswert ist, dass die Bünde dieser Gitarre sehr flach sind. Nachdem Youngs Gitarrentechniker Larry Cragg ihm die stark abgespielten alten Bünde ausgetauscht hatte, musste er die neuen so weit wie möglich herunterfeilen, damit Young wieder zufrieden war. Zusätzlich ist die Saitenlage sehr flach eingestellt, so dass die Saiten bei stärkerem Anschlag auf dem Griffbrett schnarren.

Als Verstärker nutzt Neil Young hauptsächlich einen 20 Watt Fender Tweed Deluxe, in den ein C12N Jensen-Speaker eingebaut ist. Er hat den Amp aus dem Jahr 1959 im Jahr 1967 erworben. Daneben besitzt Young „einen ganzen Schuppen voll“ alter Fender-Verstärker, die er hauptsächlich als Ersatzteillager nutzt.

Der Verstärker wird ferngesteuert mithilfe eines von Young erdachten Gerätes namens „Whizzer“, das die Verstärker-Potentiometer mittels Elektromotoren bedient und so erlaubt, vorab festgelegte Einstellungen abzurufen. An Effekten benutzt er unter anderen ein MXR Analog Delay, einen Mu-Tron Octave Divider, einen Boss BF-1 Flanger, ein Tube-Echoplex Bandecho und ein Alesis MicroVerb. Die Effekte sind fest verdrahtet, um Verluste im Signalweg zu vermeiden.

Bei Neil Youngs Akustikgitarren ist vor allem eine Martin D-28 aus den 1940er Jahren erwähnenswert. Die Gitarre gehörte früher Hank Williams, der sie bei seinem letzten Auftritt 1951 in der Grand Ole Opry spielte. Diese Gitarre wird in dem Film Heart Of Gold (2006) thematisiert. Daneben setzt Young eine ebenfalls sehr alte Martin D-18 ein. Die Alben Harvest und Comes A Time spielte er mit einer Martin D-45 ein, die er 1969 von Stephen Stills bekommen hat. An 12-saitigen Gitarren verwendete Young früher Guild, mittlerweile hat er zu Taylor (Modell 855) gewechselt.

Als Tasteninstrument wird im Wesentlichen ein altes Upright-Piano eingesetzt. Dazu sieht man ihn auch häufig an einem Baby Grand Piano, das von seiner Tochter Amber bemalt wurde. Bekannt ist auch sein Harmonium, eine Estey Pump Organ, aus dem Jahre 1885, mit dem er einen Kirchensound in seine Musik einbringt. Als Mundharmonikas verwendet er klassische Blues-Harps.

Neil Young setzt in seiner Band im Song Like A Hurricane ein „Flying Keyboard“ ein, das mit künstlichen Flügeln verziert ist und an Drähten zur Bühne herunter gelassen wird. Es wird schwebend von einem seiner Musiker, bei Crazy Horse häufig von Frank „Poncho“ Sampedro, gespielt. Bei dem Instrument handelt es sich um einen 1974er Crumar Univox Stringman Synthesizer.

Auch manche Bühnendeko hat Tradition bei Neil Young. Bekannt ist sein lebensgroßer Holzindianer, der fast immer mit auf der Bühne steht. Ebenso allgegenwärtig ist die Windmaschine, die seine Konzerte als sich im Sturm befindend erscheinen lassen.

Filme

An folgenden auf Video oder DVD erschienenen Filmen ist Young als Regisseur (unter dem Pseudonym Bernard Shakey), Autor, Darsteller, Produzent bzw. Executive Producer oder Kameramann beteiligt oder er komponierte die Musik. Filme, zu denen er ausschließlich einzelne Songs beisteuerte, sind nicht aufgeführt. Der hinter der Jahreszahl angegebene Name bezeichnet den Regisseur, sofern nicht Young selbst Regie führte. Gekennzeichnet sind des Weiteren Filme, die ausschließlich oder hauptsächlich aus Live-Aufnahmen bestehen sowie Musikvideozusammenstellungen.

  • Journey Through The Past, R/M (1972)
  • Rust Never Sleeps, R/M/L (1979)
  • Where The Buffalo Roam (dt. Blast – Wo die Büffel röhren), M (1980, Art Linson)
  • Human Highway, R/D/M (1982)
  • Neil Young live in Berlin, M/L (1983, Michael Lindsay-Hogg)
  • Solo Trans, P/A (1984, Hal Ashby)
  • Made in Heaven, D (1987, Alan Rudolph)
  • 68, D (1988, Steven Kovacs)
  • Freedom, D/M/L (1989, Tim Hutton)
  • Love at Large, D (1990, Alan Rudolph)
  • Weld, R/D/M/L (1991)
  • Unplugged, M/L (1993, Milton Lage + Beth McCarthy)
  • The Complex Sessions, M/V (1994, Jonathan Demme)
  • Dead Man, M (1995, Jim Jarmusch)
  • Year of the Horse, D/EP/M/L (1997, Jim Jarmusch)
  • Silver and Gold, D/E/M/L (2000, L. A. Johnson)
  • Neil Young Friends and Relatives: Red Rocks Live, D/M/L (2000, L. A. Johnson)
  • Live at St. Vicar, D/P/M/L (2003, Ned O’Hanlon)
  • Greendale, R/D/P/A/K/M (2003)
  • Prairie Wind, R/M/L (2005)
  • Heart of Gold, D/P/M/L (2006, Jonathan Demme)
  • Living With War – In The Beginning, P/R/M (2006)
  • Neil Young Archives No. 2 – Live At The Fillmore East 1970, D/R/M (2006)
  • Neil Young Archives No. 3 – Live At Massey Hall 1971, D/R/M (2007)
  • CSNY Déjà Vu, R/A/D (2008)
  • Neil Young Journeys, D/M/L (2012, Jonathan Demme)

Pono

Zusammen mit dem Silicon-Valley-Unternehmer John Hamm gründete Young im Jahr 2012 Pono Music. Ziel war die Entwicklung des Musik-Download-Dienstes Pono, der hoch aufgelöste Musik (24 Bit/96 kHz, 24 Bit/192 kHz) zur Verfügung stellte, die auf einem eigens entwickelten Gerät abgespielt werden konnte. Pono nutzte das freie Audioformat FLAC, ein Codec zur verlustfreien Audiodatenkompression.

Der Verkauf, der 2015 im Handel erschienenen Pono Player, wurde 2016 bereits wieder gestoppt, und schließlich 2017 komplett eingestellt. Wie Neil Young später mitteilte, hatte Pono bei den Musiklabels keine Akzeptanz für das Gerät gefunden.

Sonstiges

1974 nahm die Band Lynyrd Skynyrd in ihrem Song Sweet Home Alabama deutlich Bezug auf Neil Young und dessen frühere Aussagen über die amerikanischen Südstaaten. Der Song ist eine direkte Antwort auf Neil Youngs Lieder Southern Man und Alabama, mit denen er die Südstaaten und insbesondere den Bundesstaat Alabama für ihre Rassenpolitik heftig kritisierte. Lynyrd Skynyrd haben mit ihrem Songtext dem entgegenwirken wollen, indem sie auch auf die guten Seiten von Alabama hindeuten wollten.

Im 2002 erschienenen Roman "Das Buch der von Neil Young Getöteten" beschreibt der spätere Gewinner des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Navid Kermani detailliert die Wirkung, die die Musik von Young auf ihn und seine Tochter ausübt, als sie als Baby wegen Dreimonatskoliken nicht einschlafen konnte. Seit 2019 führt das Thalia-Theater in Hamburg den Roman in einer eigenen Inszenierung unter dem Titel "Die Nacht der von Neil Young Getöteten" auf.

2007 benannten die Biologen Jason Bond und Norman Platnick eine von ihnen in den Vereinigten Staaten neu beschriebene, im US-Bundesstaat Alabama heimische Spinnenart aus der mygalomorphen Familie der Cyrtaucheniidae nach Neil Young: Myrmekiaphila neilyoungi. Sie würdigten ihn damit für sein soziales Engagement für den Frieden im Laufe seiner musikalischen Karriere.

2009 wurde Neil Young als „Der letzte Hippie, der noch immer anders ist“ auf Platz 79 der 100 Menschen, die Amerika verändern der Zeitschrift Rolling Stone gewählt.

2009 wurde Neil Young mehrmals im Song Canada vom belgischen Sänger Milow erwähnt. Milow erzählt in dem Lied von einem jungen Sänger, der nach Kanada auswandert und Young als besten Freund gewinnt.

Am 28. Februar 2010 spielte Young bei der Abschlussfeier der XXI. Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver während des Erlöschens des olympischen Feuers das Lied Long May You Run.

2015 wurde im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl ein Song von Young während der Bekanntgabe der Kandidatur von Donald Trump gespielt. Young, der Bernie Sanders unterstützte, widersprach dieser Abspielung öffentlich, worauf Trump ihn einen „Heuchler“ nannte.

Der Rolling Stone reihte Young auf Rang 34 der 100 größten Musiker, auf Rang 37 der 100 besten Sänger sowie auf Rang 17 der 100 besten Songwriter und 100 besten Gitarristen aller Zeiten. Damit ist er einer von acht Künstlern, die in allen diesen vier Listen vertreten sind.

Neil Young Archives

Seit dem 1. Dezember 2017 stellt der Musiker alle seine veröffentlichten und sogar mehrere unveröffentlichte Songs zum Streamen auf der Homepage Neil Young Archives zur Verfügung. Bis Ende Juni 2018 stand der Dienst kostenlos zur Verfügung. Seit 2019 ist eine kleine Gebühr dafür fällig. Die beiden ältesten Songs im Archiv sind seine ersten beiden Aufnahmen vom 23. Juli 1963 die B-Seite Aurora und die A-Seite The Sultan seiner ersten Single mit The Squires.

Am 28. März 2020 kündigte Young an, dass seine Archiv-Seite für die Dauer der Corona-Pandemie kostenlos zugänglich sein wird. Als Grund gab er an, dass die Menschen in der Zeit der Corona-Krise so isoliert sind. Aus demselben Grund bietet der Musiker mit den "Fireside Sessions" auch ein paar Konzertmitschnitte an, bei denen er vor seinem heimischen Kamin live kurze Konzerte gibt.

Quelle: Wikipedia