Killing Joke ist eine 1979 gegründete britische Post-Punk-Band.

Geschichte

Die frühen Jahre (1979–1982)

Sänger und Keyboarder Jaz Coleman und Schlagzeuger Paul Ferguson („Big Paul“) schalteten am 24. Februar 1979 im britischen Musikmagazin Melody Maker eine Anzeige, über die Gitarrist „Geordie“ (Kevin Walker) und Bassist „Youth“ (Martin Glover) zu der Band stießen und Killing Joke komplettierten. Ihr Debütkonzert gab die Band am 4. August 1979 in der Whitcombe Lodge in Colemans Heimatstadt Cheltenham als Vorgruppe von The Ruts und The Selecter.

Bereits die erste, im Jahr 1979 auf dem von der Band mitgetragenenem Label „Malicious Damage“ veröffentlichte Single Turn to Red wurde, nicht zuletzt durch die Unterstützung des Radio-DJs John Peel, ein Untergrundhit. Ein durch diesen viel versprechenden Einstand gewonnener Plattenvertrag bei EG` Records, erlaubte die Produktion mehrerer Alben. Auch ein paar Singles (Follow the Leader, Empire Song, Let's All Go (to the Fire Dances)) landeten in den Top 30 der britischen Charts.

Nach dem dritten Album verfiel Sänger Jaz Coleman zunehmend der okkulten Mystik und glaubte 1982, dass der Weltuntergang unmittelbar bevorstünde, weshalb er sich nach Island zurückzog. Da die Apokalypse auf sich warten ließ, musizierte er auch dort weiter. Unter anderem entstanden drei Demo-Songs mit dem Projekt Niceland, bestehend aus Mitgliedern der Wave-Band Þeyr (Theyr), aus der sich dann die Sugarcubes formierten.

Fire Dances, Night Time und erste Erfolge (1983–1988)

1983 spielte Killing Joke, nun mit Paul Raven anstelle von Youth am Bass, in London das vierte Album Fire Dances ein.

Im Jahr 1985 stellte sich mit dem in den Berliner Hansa-Studios aufgenommenen und von Chris Kimsey produziertem, fünften Album Night Time und vor allem mit der Single-Auskopplung Love Like Blood der kommerzielle Erfolg ein. Der Titel erreichte bis heute als einziges Killing-Joke-Stück auch die deutschen Charts. Die Band veröffentlichte 1986 das Album Brighter Than a Thousand Suns mit einem kommerzielleren Sound, der unter Fans und Kritikern kontrovers diskutiert wurde. Killing Joke führten ihre erfolgreiche Tour bis Ende des Jahres fort.

1987 begann Coleman mit der Arbeit an andersartiger Musik als Soloprojekt, unter anderem als Ehrerbietung an den verstorbenen Conny Plank. Die Plattenfirma jedoch veröffentlichte 1988 die mit Geordies Unterstützung eingespielte Langspielplatte Outside the Gate unter dem vermeintlich verkaufsträchtigeren Bandnamen Killing Joke, um die aus dem Ruder gelaufenen Kosten wieder einzuspielen. Ferguson und Raven weigerten sich an dem Album mitzuwirken. Nach zunehmenden Spannungen wurden die beiden aus der Band gefeuert. Jimmy Copley übernahm für die LP das Schlagzeug, Jeff Scantlebury spielte Perkussion.

Extremities, Nebenprojekte, Pandemonium und Democracy (1988–1996)

Ende 1988 kamen Coleman und Geordie wieder zusammen, um Killing Joke als Live-Band zu reaktivieren. Mit Martin Atkins (Ex-Ministry, Ex-P.I.L.) am Schlagzeug und Dave „Taif“ Ball am Bass wurden im Dezember 1988 die ersten Konzerte nach fast zweijähriger Pause gegeben und 1990 das Studioalbum Extremities, Dirt & Various Repressed Emotions aufgenommen und veröffentlicht. Für die Studioaufnahmen konnte Paul Raven am Bass rekrutiert werden, John Bechdel (Prong) stand hinter den Keyboards. Nach der Tour mit dem abschließenden Konzert in London im Juni 1991 zerfiel die Band erneut.

Coleman interessierte sich nun für orientalische Musik und veröffentlichte mit Anne Dudley von The Art of Noise das ägyptisch anmutende Album Songs From the Victorious City, Youth wurde vorübergehend Bassist bei Godflesh und gründete das Goa-Label Dragonfly, Raven ging zu Prong. Atkins verließ die Band, um das All-Star-Indie-Projekt Pigface zu gründen.

Der Wahlneuseeländer Coleman ging seinen weitgefächerten musikalischen Interessen nach und wurde Komponist und Dirigent des neuseeländischen Symphonieorchesters und veröffentlichte seine, noch in Island geschriebene, Symphony No. #1. Während er mit klassischer Musik beschäftigt war, gründete der Rest der Band mit weiteren Gästen das Projekt Murder Inc., das ein Album und eine EP hervorbrachte.

Erst 1994 kam es zu einer neuen Zusammenkunft von Coleman und Youth, die Killing Joke reaktivierten und das kommerziell erfolgreiche Album Pandemonium aufnahmen. Dieses und das zwei Jahre später erschienene Album Democracy präsentieren beide sehr zeitgemäße Rocksongs mit starken Einflüssen aus Metal und Industrial. Inhaltlich befassen sich die dramatisch inszenierten Stücke mit eher dunklen Aspekten des Lebens. AIDS, Medikamentenmissbrauch und immer wieder Korruption und faschistoide Tendenzen in der Politik spielen eine Rolle. Auch Religion wird metaphorisch verarbeitet. Die Gesangsspur zu dem Lied Exorcism wurde illegal in der großen Grabkammer der Cheopspyramide aufgenommen. Beide Alben wurden von Kritikern in höchsten Tönen gelobt.

Bandpause (1996–2002)

Im Folgenden gab es diverse Kompilationen (Remixes, Raritäten) und Wiederveröffentlichungen von Live-Mitschnitten. Aus Murder Inc. wurde währenddessen The Damage Manual.

Mit wahlweise den Prager oder Londoner Symphonikern spielte Coleman nebenbei und zwischendurch Orchesterversionen von Bands wie Led Zeppelin (Kashmir), The Doors (Concerto, mit Nigel Kennedy), The Rolling Stones, Pink Floyd (Us And Them) oder The Who (Who's Serious) ein, zu denen Youth bisweilen Goa-Mixe anfertigte. Coleman arbeitete unter anderem auch als Arrangeur des Violinisten Nigel Kennedy.

Killing Joke und Hosannas From the Basements of Hell (2002–2007)

2002 wurde die Band von Coleman, Geordie and Youth erneut reaktiviert und mit Dave Grohl am Schlagzeug ein im Jahr 2003 veröffentlichtes, neues Studioalbum eingespielt, das eine Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln der Band darstellte und dementsprechend auch einfach Killing Joke betitelt wurde. Die Mitarbeit Grohls überraschte viele aufgrund der Differenzen zwischen dessen ehemaliger Band Nirvana und Killing Joke, da Come as You Are von Nirvana stark an das Intro von Killing Jokes Eighties, einem Kultsong der 1980er-Jahre, angelehnt war. Allerdings hatte sich Grohl zuvor bereits mehrmals als Fan von Killing Joke geoutet, unter anderem auch mit einer Coverversion des Songs „Requiem“.

Zum 25. Jubiläum der Band erschien ein Live-Album mit entsprechender DVD. Im Jahr 2006 folgte ein in Prag aufgenommenes neues Studioalbum Hosannas From the Basements of Hell. Am 20. Oktober 2007 starb Bassist Paul Raven an einem Herzinfarkt. Ihm zu Ehren hat die Band das Stück The Raven King auf dem Album Absolute Dissent (2010) geschrieben.

Zurück zur Originalbesetzung (2008–heute)

Killing Joke teilten am 29. Februar 2008 mit, dass sich die Band in Originalbesetzung wieder zusammengetan hat und ein neues Studioalbum vorbereitet. Bei den Wiedervereinigungskonzerten im September und Oktober 2008 wurden vor allem die Stücke aus den Anfangsjahren 1979 bis 1981 und aus dem 1994er-Album Pandemonium präsentiert.

2009 trat die Band auf diversen Festivals auf. Ihr ursprünglich für April angekündigtes dreizehntes Studioalbum Absolute Dissent ist am 27. September 2010 erschienen, begleitet von einer Tour durch Europa. 2012 veröffentlichte die Band das nächste Studioalbum MMXII und ging wieder auf Europa-Tournee.

Im Oktober 2015 veröffentlichten Killing Joke ihr nächstes Studioalbum Pylon und starteten eine Tournee durch das Vereinigte Königreich und die USA.

Hintergrund

Den Bandnamen Killing Joke erklärt Jaz Coleman wie folgt:

“The feeling of a guy in the First World War who's just about to run out the trenches… and he knows his life is going to be gone in ten minutes and he thinks of that fucker back in Westminster who put him in that position. That's the feeling that we're trying to project… the Killing Joke.”

„Das Gefühl eines Kerls im Ersten Weltkrieg, der dabei ist, aus dem Schützengraben zu stürmen … und er weiß, dass er in etwa zehn Minuten tot sein wird, und er denkt an diesen Arsch daheim in Westminster, der ihn in diese Situation gebracht hat. Das ist das Gefühl, das wir versuchen rüberzubringen … den todbringenden Witz.“

Jaz Coleman: Rip It Up And Start Again
Quelle: Wikipedia