Ike Turner (* 5. November 1931 in Clarksdale, Mississippi, USA; † 12. Dezember 2007 in San Marcos, Kalifornien, eigentlich Izear Luster Turner Jr. oder Ike Wister Turner) war ein US-amerikanischer Musiker (Piano, Gitarre, Bass) und Produzent.

Leben

Turner war der Sohn der Näherin Beatrice Cushenberry und des Baptistenpfarrers Izear Luster Turner. Nach eigenen Angaben musste Turner im Alter von vier oder fünf Jahren die Lynchung seines eigenen Vaters miterleben, der Jahre später den zugefügten Wunden am Bauch erlag. Seine musikalische Karriere verdankte Turner dem Blues-Pianisten Pinetop Perkins. Dieser brachte ihm und seinem Schulfreund Ernest Lane im Alter von sechs oder sieben Jahren Boogie-Woogie bei, den Turner später zu einer frühen Form des Rock ’n’ Roll weiterentwickelte. In seiner Heimatstadt Clarksdale sammelte er seine ersten Erfahrungen mit der Musikbranche. Turner arbeitete dort als Liftboy in einem Hotel, in dem sich auch eine Radiostation befand. Später war Turner als Pianist für Sonny Boy Williamson II. und Robert Nighthawk tätig. Als Talentscout für verschiedene Plattenlabel entdeckte er u. a. Howlin’ Wolf und B.B. King. Bald wurde er zu einem gefragten Sessionmusiker und steuerte u. a. Piano-Partien zu Howlin' Wolfs „How Many More Years“ und B.B. Kings Interpretation des „Three O’Clock Blues“ bei.

Turners 1951 erschienene, von Sam Phillips produzierte Single Rocket "88" gilt heute allgemein als eine der ersten Rock-’n’-Roll-Aufnahmen. Die Aufnahme erschien unter dem Namen von Jackie Brenston und seinen Delta Cats, wurde aber von Ike Turner und seinen Kings of Rhythm gespielt, bei denen Brenston Saxophon spielte und sang. Little Richard benutzte Turners Piano-Intro nahezu unverändert für seinen Song „Good Golly Miss Molly“ (1958). Außerdem gehört Rocket 88 zu einer der ersten Aufnahmen mit verzerrtem Gitarrenklang, verursacht durch einen möglicherweise durchnässten Verstärker. E-Gitarre zu spielen lernte Turner erst in den frühen 1950er Jahren von seinem Band-Mitglied Willie Kizart. Charakteristisch für Turners Gitarrenstil ist der gezielte Einsatz von Whammy Bar. Anstatt den Tremoloarm zum Korpus hin zu bewegen, zerrte er ihn aus Unkenntnis vom Korpus weg und erzeugte auf diese Weise einen charakteristischen Sound.

Turner gilt als Wegbereiter der klassischen Soul-Musik, die er in der „Ike and Tina Turner Revue“ einem großen Publikum darbot. Er war 16 Jahre lang, von 1962 bis 1978, mit Tina Turner verheiratet, die sich jedoch 1976 von ihm trennte. Die Ehe wurde 1978 aufgrund seiner Drogensucht, mehrfachen Ehebruchs und schwerer Gewalttätigkeiten gegen seine Frau geschieden. 1989 wurde Ike Turner wegen Drogenbesitzes zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, von der er wegen guter Führung nur 17 Monate verbüßte.

Zu Turners bekanntesten Aufnahmen gehören „A Fool In Love“, „It's Gonna Work Out Fine“, „I'm Blue“, „I Wanna Take You Higher“, „Nutbush City Limits“, „Proud Mary“. Als Meisterwerk von Ike und Tina Turner gilt „River Deep − Mountain High“, eine von Phil Spector produzierte Popsymphonie, deren Produktion 1966 22.000 Dollar kostete. 1991 wurden Ike und Tina Turner in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen. Ein Gastauftritt auf dem Album „Great Guitars“ des Bluesmusikers Joe Louis Walker animierte Turner, sich musikalisch verstärkt seinen Blues-Wurzeln zu widmen. Sein Album „Here And Now“ brachte Ike Turner 2001 eine Grammy-Nominierung ein. Im Jahr 2004 wurde er mit einem „Memphis Heroes Award“ ausgezeichnet. Die Stadt St. Louis verlieh ihm einen Stern auf dem berühmten „St. Louis Walk of Fame“. Ein Jahr später wurde Ike Turner in die „Blues Hall of Fame“ aufgenommen und durfte auf „Hollywood's Rockwalk“ seinen Handabdruck hinterlassen. Im selben Jahr war er in dem Song „Every Planet We Reach Is Dead“ der Comic-Band Gorillaz aus dem Album „Demon Days“ mit einem Piano-Solo zu hören. In Deutschland war er 2006 bei der Nokia Night of the Proms live zu sehen. Sein Album „Risin' With The Blues“ erhielt am 11. Februar 2007 den Grammy in der Kategorie „Best Traditional Blues Album“.

Ike Turner starb am 12. Dezember 2007 im Alter von 76 Jahren in seinem Haus in San Marcos bei San Diego. Seine Witwe Jeanette Bazzell Turner gab keine Todesursache bekannt, sagte aber, Turner habe an einem Lungenemphysem gelitten. Untersuchungsergebnissen zufolge starb er an einer Überdosis Kokain. Die beiden Musiker hatten 1995 geheiratet. Die Beisetzung fand am 21. Dezember 2007 in Gardena (Kalifornien) statt – in Form einer Mischung aus Trauerfeier und Rockkonzert.

Ehen und Kinder

Nach eigenen Angaben war Ike Turner mit vierzehn Frauen verheiratet. Die Ehen mit Lorraine Taylor, Ann Thomas, Anna Mae Bullock (besser bekannt als Tina Turner) und Jeanette Bazzell Turner waren wohl offiziell. Die Ehe mit Tina Turner wurde von ihm selbst später aber bestritten.

  • Bonnie Turner (1953; Pianistin und Leadsängerin)
  • Annie Mae Wilson (1954; Pianistin und Leadsängerin)
  • Lorraine Taylor
  • Anna Mae Bullock (1962–1978; Tina Turner)
  • Ann Thomas (1981; ehem. Ikette)
  • Jeanette Bazzell Turner (1995–2001; Ikette und Leadsängerin)
  • Audrey Madison Turner (2006; Ikette und Leadsängerin)

Kinder:

  • Ike jr. (* 3. October 1958; Mutter: Lorraine Taylor)
  • Michael (* 1960; Mutter: Lorraine Taylor)
  • Ronald Renelle (* 27. October 1960; Mutter: Tina Turner)
  • Mia (* 1969; Mutter: Ann Thomas)
  • Laut eigenen Aussagen in „Ich, Tina“ bekam er 1959/60 auch von einer Pat aus East St. Louis, an deren Nachnamen er sich nicht mehr erinnern könne, ein Baby. Ike Turner lernte seine aus einem Seitensprung mit Pat Richard hervorgegangene Tochter Twanna Turner, eine Sängerin, erst nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kennen.
  • Irrtümlich wird behauptet, dass Ike und Tina Turner zwei gemeinsame Kinder hätten. Tina Turners erster Sohn Raymond Craig (* 20. August 1958, † 3. Juli 2018) stammt aus einer früheren Beziehung mit dem Musiker Raymond Hill. Ike und Tina haben die vier Söhne aber gemeinsam aufgezogen.

Ikettes

Nach seinem Vornamen Ike leitete sich die Bezeichnung der Ikettes ab, die als Backgroundsängerinnen- und tänzerinnen bei der Bühnenshow der „Ike and Tina Revue“ mitwirkten, aber auch Soloprojekte hatten und andere Künstler begleiteten.

Autobiografie

  • Ike Turner und Nigel Cawthorne: Takin' Back My Name. The Confessions of Ike Turner. Newstar Press, 1997, gebunden, ISBN 978-0-7871-1044-4; neu aufgelegt bei Virgin Books, 1999, gebunden, ISBN 978-1-85227-850-2
Quelle: Wikipedia