Johann Ernst „Hansi“ Hinterseer (* 2. Februar 1954 in Kitzbühel) ist ein österreichischer Schlagersänger, Schauspieler, Moderator und ehemaliger Skirennläufer. Hinterseer war auf die Disziplinen Riesenslalom und Slalom spezialisiert. Er gewann sechs Weltcuprennen, eine WM-Medaille und die Riesenslalom-Weltcupwertung der Saison 1972/73. Zweimal wurde er Abfahrtsweltmeister der „Pro Tour“. Seit 1994 ist er als Sänger im Bereich der volkstümlichen Musik erfolgreich und gab über drei Dutzend Platten heraus.

Hansi Hinterseer
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 2. Februar 1954 (66 Jahre)
Geburtsort Kitzbühel, Österreich
Größe 178 cm
Gewicht 72 kg
Beruf Einzelhandelskaufmann
Karriere
Disziplin Slalom, Riesenslalom
Verein Kitzbüheler Ski Club
Status zurückgetreten
Karriereende 1983
Medaillenspiegel
WM-Medaillen 0 × 1 × 0 ×
 Alpine Skiweltmeisterschaften
Silber St. Moritz 1974 Riesenslalom
Platzierungen im Alpinen Skiweltcup
 Einzel-Weltcupdebüt 1971
 Einzel-Weltcupsiege 6
 Gesamtweltcup 3. (1973/74)
 Riesenslalomweltcup 1. (1972/73)
 Slalomweltcup 3. (1975/76)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Riesenslalom 3 6 6
 Slalom 3 1 2
 

Karriere

Sportler

Hansi Hinterseer kam schon sehr früh zum Skisport, auch weil er im Winter den Schulweg von der Seidlalm, wo er aufwuchs, hinunter nach Kitzbühel oftmals auf Skiern bewältigen musste. Sein Vater Ernst, Slalom-Olympiasieger 1960, förderte die sportliche Karriere seines Sohnes von Beginn an und betreute ihn im Kitzbüheler Ski Club. Hansis jüngere Brüder Ernst jun. und Guido wurden ebenfalls Skirennläufer.

Hinterseer wurde 1968 österreichischer Schülermeister im Slalom, Riesenslalom und in der Kombination. Ein Jahr später wurde er in das Nationalteam des ÖSV aufgenommen. In der Saison 1971/72 nahm der Spezialist für die technischen Disziplinen erstmals an Weltcuprennen teil und holte im Slalom von Berchtesgaden am 9. Jänner 1972 mit Rang neun seine ersten Punkte, fand aber „wegen seiner Jugendlichkeit“ keine Berücksichtigung in der für Sapporo nominierten Olympiamannschaft.
Etwas kurios war Mitte April sein Sieg im Riesenslalom am Tonalepass (Region Trient), bei dem vorerst David Zwilling als Sieger ausgerufen worden war, ehe der Veranstalter aber einen zweiten Durchgang anhängte, in welchem der Kitzbüheler noch aufholte und als Gesamtsieger vor Landsmann Zwilling hervorging.

Bereits im nächsten Winter, der Saison 1972/73, gelang ihm der Durchbruch an die Weltspitze. Am 8. März 1973 feierte der 19-jährige im Riesenslalom von Anchorage seinen ersten Sieg und sicherte sich mit weiteren vier zweiten Plätzen überlegen den Gewinn der Riesenslalomwertung. Im Gesamtweltcup kam er punktegleich mit dem Deutschen Christian Neureuther auf Rang vier. In diesem Jahr wurde er auch Österreichischer Meister im Riesenslalom.

Zu Beginn der Saison 1973/74 gewann Hinterseer am 8. Dezember in Val-d’Isère seinen zweiten Riesenslalom, am 27. Jänner stand er in seinem Heimatort Kitzbühel erstmals im Slalom ganz oben auf dem Siegerpodest, womit nicht nur hier erstmals wieder ein Österreicher (seit 1959 Anderl Molterer) den Slalom gewann, sondern es auch im Weltcup seit beinahe fünf Jahren einen Herrensieg im Slalom für den ÖSV gab. Er gehörte noch nicht der ersten Startgruppe an, sondern musste mit Nr. 21 fahren. Beim Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft 1974 im schweizerischen St. Moritz, gewann er hinter dem überlegenen Italiener Gustav Thöni die Silbermedaille im Riesenslalom, im Slalom wurde er an dritter Stelle liegend disqualifiziert. Im Gesamtweltcup erreichte er mit zwei Siegen und sechs weiteren Podestplätzen den dritten Rang, im Riesenslalom wurde er Zweiter und im Slalom Fünfter.

In der Saison 1974/75 kam Hinterseer insgesamt viermal unter die besten drei und feierte am 21. Februar im Slalom von Naeba seinen einzigen Saisonsieg. Damit belegte er im Gesamtweltcup den sechsten Rang und wurde in der Riesenslalom- und Slalomwertung jeweils Fünfter. In der Saison 1975/76 gewann er vorerst am 29. November 1975 den Riesentorlauf bei den nicht zum Weltcup zählenden World Series of Skiing, im Slalom am nächstfolgenden Tag wurde er Zweiter. Im Weltcup-Slalom von Schladming am 21. Dezember feierte er einen weiteren Sieg, musste aber bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Im Riesenslalom wurde er mit fast sieben Sekunden Rückstand nur 14. Nach einer Trainingsverletzung fiel er im Slalom bereits im ersten Durchgang aus bzw. gab er auf. Im Gesamtweltcup kam der Tiroler mit einem Sieg und zwei weiteren Podestplätzen auf den fünften Rang, im Slalom erreichte er punktegleich mit Gustav Thöni den dritten Platz. 1976 wurde er Österreichischer Meister im Slalom.

Die Saison 1976/77 begann nicht mit den erhofften Resultaten, erst am 25. Februar gewann er den Riesenslalom im japanischen Furano. Dies war sein letzter Weltcuperfolg. Im Gesamtklassement fiel er nach dieser Saison auf den 14. Platz zurück, auch in den Disziplinenwertungen erlangte er nur den siebten Platz im Riesenslalom und den zehnten Platz im Slalom. In der Saison 1977/78 brachen seine Ergebnisse völlig ein. Lediglich zweimal platzierte sich Hinterseer in den Top-Ten, für die Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen konnte er sich innerhalb der österreichischen Mannschaft nicht qualifizieren. – Inwiefern ein kurzfristig angedachter Weltmeisterschafts-Start für Australien oder den Iran ernst zu nehmen war, wobei dies auf Grund der FIS-Statuten ohnehin nicht möglich gewesen wäre (Nationenwechsel können nur nach einer Saison bis zum 1. Juli erfolgen), bleibt dahingestellt und wurde auch dementsprechend von den Medien kommentiert.

Hinterseer beendete am 29. August 1978 mit nur 24 Jahren seine Weltcupkarriere und startete fortan bei den Profiskiläufern in der U.S. Pro-Ski Tour. Dort hatte er von Beginn an, bemerkenswerterweise auch in der Abfahrt, großen Erfolg. Er belegte 1980 und 1981 hinter seinem Landsmann Andre Arnold den zweiten Gesamtrang und wurde in den Jahren 1982 und 1983 Profiweltmeister in der Abfahrt. Danach beendete er seine aktive sportliche Laufbahn und war ab 1984 Co-Kommentator der Ski-Liveübertragungen des ORF, meist bei den Disziplinen Slalom und Riesenslalom.

Entertainer und Sänger

1993 war er vom Musikproduzenten Jack White auf dessen Geburtstagsparty als Sänger entdeckt worden und wurde kurz darauf vom Plattenlabel Bertelsmann Group (heute Sony Music Entertainment) unter Vertrag genommen. 1994 begann Hansi Hinterseer eine erfolgreiche Karriere als Sänger im Bereich der volkstümlichen Musik. Nach Produktion des ersten Longplayers trat Hinterseer 1994 erstmals mit seiner Debütsingle „Du hast mich heut’ noch nicht geküsst“ in Karl Moiks Volksmusik-Sendung „Musikantenstadl“ auf. Kurz darauf wurde dieser Song auf den Sampler „Das goldene Jahr der Volksmusik“ aufgenommen.

Bereits sein erstes Album „Wenn man sich lieb hat“ erreichte Platz 29 in den österreichischen Charts. Nach weiteren Auftritten in öffentlichen Unterhaltungssendungen stellte er sein zweites Album fertig. „Träum mit mir“ übertraf die Erwartungen des Vorgängers und konnte sich in Deutschland und in der Schweiz platzieren. Ende 2005 erreichte er erstmals die Spitzenposition der österreichischen Longplay-Charts. Mittlerweile wurde Hinterseer insgesamt 30-mal mit der Goldenen oder Platin-Schallplatte von der österreichischen, Schweizer und deutschen IFPI ausgezeichnet. Für seine Leistungen als Showmaster im Volksmusik-Genre gewann er 1998 eine Goldene Romy. Des Weiteren ist er als Schauspieler in der leichten Unterhaltung zugehörigen Fernsehproduktionen bekannt. In den Jahren 2001, 2003 und 2006 wurde er für einen Amadeus Austrian Music Award nominiert. In den Jahren 1998, 2001, 2004, 2005, 2006 und 2007 bekam er jeweils eine Krone der Volksmusik verliehen.

Mit seinen beiden CDs The Danish Collection gelang es ihm im April 2010, die Spitze der Albumhitparade in Dänemark zu erreichen und Lady Gaga und die Black Eyed Peas von der Spitze zu verdrängen. Auch mit seinem darauffolgenden Album Ich hab Dich einfach lieb gelang ihm der Sprung auf Platz Eins der dänischen Charts.

Seit dem 28. Juni 2006 ist die Marke Hansi Hinterseer im deutschen Markenregister eingetragen. Am 3. Februar 2013 erklärte die ARD das Ende der Zusammenarbeit mit Hinterseer nach 18 Jahren, trotz guter Quoten. Laut BILD wollte der ORF die Sendung weiterführen, doch die ARD habe sich quer gestellt. Auch einen im Herbst 2012 gedrehten TV-Film mit dem Titel „Ruf der Pferde“ und Hinterseer als Hauptdarsteller werde die ARD nicht ausstrahlen. Im Jänner 2014 wurde bekannt, dass eine Wachsfigur von Hansi Hinterseer zukünftig im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in Wien ausgestellt wird. Der Sänger präsentierte das vollendete Werk am 22. Jänner 2014 in Kitzbühel. Seit April 2014 posiert Hansi Hinterseer nach dem französischen Vorbild La vache qui rit auf diversen Jogurts der Tirol Milch.

Am 21. März 2017 gab der ORF bekannt, Hinterseers Musik- und Natursendung nach vier Jahren Pause wieder mit neuen Folgen auszustrahlen. Der Hessische Rundfunk sowie der Mitteldeutsche Rundfunk sind Co-Produzenten. Die erste Ausgabe wurde unter dem Titel Hansi Hinterseer – Im malerischen Tannheimer Tal am 11. November 2017 ausgestrahlt. Am 4. Mai 2019 folgte die Sendung Hansi Hinterseer - Sommertraum an der Südsteirischen Weinstraße. Im Frühjahr 2018 erklärte der Sänger öffentlich, dass er keine Noten lesen kann: „Ich war nie gut im Lesen“, bekannte er im Gespräch mit der Münchner Zeitung "tz".

In Dänemark erfreut sich eine Parodie Hinterseers durch den Komödianten Peter Frödin große Beliebtheit. Frödin nennt sich dabei Franzi25. Mittlerweile haben mehrere Lieder Frödins, in denen er deutsche Wörter aneinanderreiht, in Dänemark im Internet viralen Charakter eingenommen.

Privates

Am 31. Oktober 1975 heiratete Hinterseer in Kitzbühel die aus Kirchberg in Tirol stammende Anneliese Gröderer. Diese Beziehung bestand bis 1979. Am 23. Mai 1986 heiratete er Romana; aus der Ehe gingen die Töchter Laura und Jessica hervor.

Hinterseers Neffe Lukas Hinterseer ist Profifußballer. Er steht seit 2013 im Kader der Österreichischen Fußballnationalmannschaft.

Sportliche Erfolge

Olympische Winterspiele

  • Innsbruck 1976: 14. Riesenslalom

Weltmeisterschaften

  • St. Moritz 1974: 2. Riesenslalom
  • Innsbruck 1976: 14. Riesenslalom

Weltcupwertungen

Saison Gesamt Riesenslalom Slalom
Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte
1971/7236.1020.620.4
1972/734.1201.10523.3
1973/743.1622.955.56
1974/756.1175.555.58
1975/765.988.403.58
1976/7714.827.5310.28
1977/7854.318.3

Weltcupsiege

  • 21 Podestplätze, davon 6 Siege:
Datum Ort Land Disziplin
8. März 1973AnchorageUSARiesenslalom
8. Dezember 1973Val-d’IsèreFrankreichRiesenslalom
27. Jänner 1974KitzbühelÖsterreichSlalom
23. Februar 1975Naeba Ski ResortJapanSlalom
21. Dezember 1975SchladmingÖsterreichSlalom
25. Februar 1977FuranoJapanRiesenslalom

Österreichische Meisterschaften

  • Zweifacher Österreichischer Meister (Riesenslalom 1973, Slalom 1976)

Pro Tour

  • Abfahrtsweltmeister 1982 und 1983
  • Zweiter der Gesamtwertung 1980 und 1981

Musikalische Werke

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Goldene Schallplatte

  • Danemark Dänemark
    • 2011: für das Videoalbum Live in Kitzbühel 2006
    • 2012: für das Album Zwei Herzen
    • 2014: für das Album Heut’ ist dein Tag!

2× Platin-Schallplatte

  • Danemark Dänemark
    • 2011: für das Album The Danish Collection

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Schauspieler

Zwischen 1996 und 2012 spielte Hinterseer in bislang elf Heimatfilmen die Hauptrolle:

  • 1996: Hochwürdens Ärger mit dem Paradies
  • 2000: Da wo die Berge sind
  • 2003: Da wo die Liebe wohnt
  • 2003: Da wo die Heimat ist
  • 2004: Da wo die Herzen schlagen
  • 2006: Da wo das Glück beginnt
  • 2006: Da wo es noch Treue gibt
  • 2007: Da wo die Freundschaft zählt
  • 2009: Da wo wir zu Hause sind
  • 2011: Heimkehr mit Hindernissen
  • 2012: Ruf der Pferde

Auszeichnungen (Auszug)

  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • Verdienstmedaille des Landes Tirol (2004)
  • Ehrenzeichen des Landes Tirol (2014)
Quelle: Wikipedia