GTR war eine nach der im englischen Sprachraum verbreiteten Abkürzung für "guitar" ('Gitarre') benannte Supergroup der beiden Gitarristen Steve Howe von Yes und Steve Hackett von Genesis, die 1985 gegründet wurde und 1987 bereits wieder ihr Ende fand.

Bandgründung

1984 fasste der ehemalige Genesis-Gitarrist Steve Hackett, frustriert von der Tatsache, dass sein Instrument in der englischen Pop- und Rockszene zunehmend eine Nebenrolle spielte, den Plan, diesem Trend eine stark gitarrenorientierte Musik entgegenzusetzen. Seine Frau schlug ihm daraufhin vor, zusammen mit einem zweiten Gitarristen eine eigene Band zu gründen. Der ehemalige Yes- und Asia-Manager Brian Lane, der Steve Hackett persönlich kannte, griff die Idee auf. Er dachte dabei an die gitarrenorientierten Bands der 1960er und 1970er Jahre, wie etwa die Yardbirds oder Wishbone Ash.

Etwa zur gleichen Zeit, Ende 1984, hatte der ehemalige Yes-Gitarrist Steve Howe wegen künstlerischer und persönlicher Differenzen mit dem Sänger John Wetton die anfangs sehr erfolgreiche Band Asia verlassen. Nachdem er etwa zwei Monate lang kein besonderes Projekt verfolgt hatte, schlug ihm Lane vor, sich an dem von Hackett geplanten Projekt zu beteiligen. Howe und Hackett verstanden sich derart gut, dass sie beschlossen, eine neue Band zu gründen, die durch einen von ihnen vorgegebenen, stark gitarrenorientierten Stil geprägt sein sollte. Obwohl beide Musiker vom Progressive Rock kamen, wollten sie ihre Musik, ähnlich wie Asia, auf einen breiteren Markt zuschneiden.

Als Sänger waren zunächst John Wetton und Paul Carrack im Gespräch, doch Hackett hatte Max Bacon in der Heavy-Metal-Band Nightwing singen gehört, und Howe, der sich kurz zuvor mit Wetton zerstritten hatte, setzte sich sehr für ihn ein. Als weitere Mitstreiter fanden sich Phil Spalding (Bass), der bereits mit Mike Oldfield gespielt hatte, und Jonathan Mover, der kurze Zeit Schlagzeuger bei Marillion gewesen war, ein. Mover hatte bereits vorher bei Hackett vorgespielt. Es war jedoch von vornherein klar, dass Hackett und Howe die Bandleader sein würden. Lane übernahm das Management der Band und die Plattenfirma Arista Records, die sich zu dieser Zeit aus dem Pop/Dance/Rhythm & Blues-Bereich zum Rock hin bewegen wollte, nahm sie unter Vertrag.

Debütalbum

Als Produzent engagierte man Howes ehemaligen Asia-Kollegen Geoff Downes, der nach dem Ausbleiben des erhofften Erfolgs des dritten Asia-Albums Astra (und der entsprechenden Tour) Zeit für ein neues Projekt hatte. Er trug zu GTRs Debüt zudem einen Song namens The Hunter bei. Das mit GTR schlicht selbstbetitelte Album wurde ein Erfolg, es erreichte Platz 11 in den US Billboard Charts und erzielte damit Goldstatus, die erste Single When The Heart Rules The Mind erreichte eine Top 20-Platzierung in den US-Charts. Das Album enttäuschte allerdings viele Anhänger der beiden Gitarristen bzw. ihrer Stammbands Yes und Genesis, da es eher amerikanisch geprägten AOR-Rock enthielt, und nur wenig Progressive Rock, der die frühen Karrieren der beiden Gitarristen geprägt hatte. Vor allem zwei Instrumentalstücke, Hackett To Bits (Hackett) und Sketches in the Sun (Howe), stachen aus dem ansonsten mainstreamgeprägten Songmaterial hervor. Von den Songs wiesen allein Here I wait, Jekyll and Hyde und vor allem das rhythmisch komplexe Imagining einige Progressive-Rock-Charakteristika auf.

Entstehung der Lieder

Bereits kurz nachdem sich Hackett und Howe auf ein Bandkonzept geeinigt hatten, gingen die beiden Musiker daran, Stücke zu schreiben. Die Single When the Heart Rules the Mind und die Stücke Here I Wait, You Can Still Get Through und Toe the Line entstanden bei dieser Zusammenarbeit. Später beteiligten sich auch die anderen GTR-Musiker am Songwriting. Das Stück The Hunter stammt aus der Feder Geoff Downes', es steht stilistisch Asia recht nahe und wäre wohl auf einem Asia-Album zu hören gewesen, hätte sich die Band nicht kurz zuvor aufgelöst. Zudem kamen Hackett und Howe überein, dass jeder der beiden ein Solostück zu dem Album beisteuern sollte.

1. When the Heart Rules the Mind (Hackett, Howe) – 5:24

  • Das Stück geht auf eine Idee Howes namens Follow Your Heart zurück. Die Urversion wurde 2000 auf seinem Archivalbum Homebrew 2 veröffentlicht.

2. The Hunter (Downes) – 4:51

3. Here I Wait (Hackett, Howe) – 4:54

4. Sketches in the Sun (Howe) – 2:29

  • Howes Solo-Beitrag zum Album, ein Instrumentalstück, das bereits 1979 im Umfeld der Aufnahmen für das Yes-Album Tormato entstanden war. Es ist als Bonustrack in einer frühen Fassung unter dem Titel High auf der Rhino-Veröffentlichung von Tormato zu hören.

5. Jekyll and Hyde (Bacon, Hackett, Howe) – 4:42

6. You Can Still Get Through (Hackett, Howe) – 4:53

  • Das Riff dieses Songs stammt aus dem Howe-Stück Getting Through, das 2005 auf seinem Archivalbum Homebrew 3 veröffentlicht wurde.

7. Reach Out (Never Say No) (Hackett, Howe, Spalding) – 4:00

  • Dieser Song geht auf eine Idee Howes namens Reaching Out zurück. Die Urversion wurde ebenfalls 2005 auf seinem Archivalbum Homebrew 3 veröffentlicht.

8. Toe the Line (Hackett, Howe) – 4:29

9. Hackett to Bits (Hackett) – 2:10

  • Ein Instrumentalstück, Hacketts Solo-Beitrag zum Album.

10. Imagining (Hackett, Howe, Mover) – 5:49

  • Ein Teil von Imagining ist das Howe-Stück The Last Word. Auch dieser Song wurde 2005 auf seinem Archivalbum Homebrew 3 veröffentlicht.

Tournee

Aufgrund des Erfolges des Albums ging die Band 1986 auf eine kurze Tournee durch kleinere Hallen in den USA und in Europa. Da auf dem Album Steve Howe, Steve Hackett und Geoffrey Downes die Keyboards bedient hatten, musste für die Tour der Keyboarder Matt Clifford als Gastmusiker engagiert werden.

Mit den Konzerten sollten auch Fans der früheren Bands von Howe und Hackett, Yes und Genesis, angesprochen werden. Daher wurden neben den GTR-Stücken auch Songs dieser Bands gespielt: Roundabout (vom Yes-Album Fragile) und I Know What I Like (vom Genesis-Album Selling England by the Pound). Hinzu traten bekannte Solo-Stücke der beiden, darunter Pennants (Howe) und Spectral Mornings (Hackett).

Bei der Tour wurde auch ein neuer GTR-Song vorgestellt, Prizefighters. Dieses war für das zweite, bis heute unveröffentlichte GTR-Album vorgesehen. Auf dem Live-Album Live On the King Biscuit Flower Hour (1997) ist es in einer frühen Fassung zu hören, in der noch ein Gitarrenriff des später eigenständigen Songs Slot Machine eingebaut war.

Ein Konzert am 18. Juli 1986 ist erwähnenswert, weil Brian Lane sich dort mit dem kalifornischen Sänger und Gitarristen Robert Berry traf, der später Mitglied der Band werden sollte. Einen Tag später wurde das 1997 unter dem Titel Live On the King Biscuit Flower Hour veröffentlichte Konzert aufgenommen.

Auflösung der Originalbesetzung

Spannungen in der Band, vor allem zwischen Hackett und Howe, aber auch zwischen Hackett und dem Produzenten Downes, sowie finanzielle Streitigkeiten führten zum Ende der Tour dazu, dass Steve Hackett GTR verließ, um seine Solokarriere fortzusetzen. Versuche, GTR ohne ihn fortzuführen, scheiterten an der Plattenfirma Arista, die eine Band namens GTR (Gitarre) nur dann unterstützen wollte, wenn sie mit mehr als einem namhaften Gitarristen aufwarten konnte, so dass die Urbesetzung der Band sich schließlich auflöste.

Nach dem Ende von GTR

Nach seinem Ausstieg bei GTR wandte sich Steve Hackett wieder seiner Solokarriere zu.

Steve Howe sollte einige Jahre später über den Umweg Anderson, Bruford, Wakeman, Howe zu Yes zurückkehren. Auf seinen Archivveröffentlichungen "Homebrew" und "Homebrew 3" finden sich interessante Ur- und Demoversionen einiger GTR-Stücke. Auf "Homebrew": "Sketches in the sun", auf "Homebrew 3": "Reaching Out" (später als Teil von "Reach Out (Never Say No)" auf „GTR“), "The Last Word" (später als Teil von "Imagining" auf „GTR“), "Getting Through" (später als Teil von "You Can Still Get Through" auf „GTR“). Eine Coverversion von "The Hunter" ist auf dem Asia-Album "Anthology" zu hören.

Produzent Geoffrey Downes wandte sich 1987 nach einem kurzen und missglückten Versuch, Asia mit Sänger John Wetton, Schlagzeuger Michael Sturgis und Gitarrist Scott Gorham (ex-Thin Lizzy) wiederzubeleben, zusammen mit Max Bacon, Sturgis und Gorham einem neuen Projekt namens Rain zu, das allerdings nie verwirklicht wurde.

Max Bacon wirkte zunächst bei Geoffrey Downes' Rain-Projekt mit und versuchte dann, eine Solokarriere zu starten, doch seinem ersten Album "The Higher You Climb", auf dem auch zwei der verlorenen GTR-Stücke zu hören sind, war kein großer Erfolg beschieden. Auf diesem Album sind alle GTR-Bandmitglieder außer Robert Berry zu hören, darunter Phil Spalding und Nigel Glockler von der zweiten GTR-Besetzung.

Robert Berry wurde nach GTR einem breiteren (Progressive-Rock-) Publikum durch seine Zusammenarbeit mit Keith Emerson und Carl Palmer unter dem Namen Three bekannt. Die Band nahm ein einziges Album, namens "To the Power of Three" auf und zerfiel danach. Seither arbeitet er als Produzent und Solokünstler.

Am 23. Januar 2008 veröffentlichte das Label CDJapan die DVD GTR Live, mit Aufnahmen eines vom Bayerischen Rundfunk übertragenen Konzerts in der Münchener Alabamahalle vom 22. September 1986. Sie enthält die Songs Jekyll & Hyde, Here I Wait, The Hunter, When the Heart Rules the Mind, Prizefighters, Imagining, Hackett to Bits (edit), Roundabout, You Can Still Get Through und Reach Out (Never Say No).

Quelle: Wikipedia