Giovanni Giorgio Moroder (* 26. April 1940 in St. Ulrich in Gröden, Südtirol) ist ein italienischer Musikproduzent und Komponist.

Moroder gilt mit seiner von ihm vor allem am Synthesizer komponierten Musik als der „Dance-Music Godfather“. Gemeinsam mit Donna Summer und Pete Bellotte entwickelte er die moderne Tanzmusik aber auch weiter zu einer neuen Idee von internationalem Pop.

Mit Songs wie Love to Love You Baby (Donna Summer), I Feel Love (Donna Summer), On the Radio (Donna Summer), Call Me (Blondie) oder Cat People (Putting Out Fire) (David Bowie), für die er die Musik geschrieben und die er produziert hat, wurde er in den 1970er und 1980er Jahren zum Starproduzenten mit weltweiten Hits und über 100 Gold- und Platin-Schallplatten. Mit ihm als Produzenten unter anderem des Albums Bad Girls sowie der Singles Hot Stuff und Bad Girls wurde Donna Summer 1979 in Deutschland sowie 1979 und 1980 in den USA zur erfolgreichsten Frau in den Hitparaden und Call Me von Blondie zum erfolgreichsten Song des Jahres 1980 in den USA. Er gewann von 1983 bis 2013 vier Grammys und von 1978 bis 1986 drei Oscars, und zwar für die Filmmusik zu 12 Uhr nachts – Midnight Express, die erste elektronische Filmmusik, die einen Oscar erhielt, für den Filmsong Flashdance … What a Feeling (Irene Cara) aus dem Film Flashdance und für den Filmsong Take My Breath Away (Berlin) aus dem Film Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel. Außerdem komponierte er für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles den offiziellen Olympia-Song Reach Out (Paul Engemann), für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul den offiziellen Olympia-Song Hand in Hand (Koreana) und für die Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien den offiziellen Song Un’estate italiana (Gianna Nannini und Edoardo Bennato).

Biografie

Der aus einer ladinischen Familie stammende Moroder wuchs in Gröden dreisprachig auf (Ladinisch, Deutsch und Italienisch). Darüber hinaus spricht er Englisch als Fremdsprache. Er begann bereits als Teenager mit dem Gitarrespiel und tourte ab seinem 19. Lebensjahr mit Bands durch Europa. Er begann seine Karriere im Aachener Scotch-Club. Von 1967 an konzentrierte er sich aufs Songwriting und Komponieren. Unter anderem schrieb er gemeinsam mit Michael Holm einen Hit für Ricky Shayne. 1969 war er als „Giorgio“ mit der Bubblegum-Nummer Looky, Looky in den französischen, italienischen und spanischen Hitparaden recht erfolgreich. Moroder interessierte sich schon damals für die Musikproduktion, vor allem für die neuartigen elektronischen Innovationen dieser Jahre. 1970 produzierte er den ersten deutschsprachigen Hit, in dem ein Synthesizer verwendet wurde: Arizona Man in der Version von Mary Roos kletterte bis auf Platz neun der Charts. Anfang 1971 erwarb er einen Moog-Synthesizer. Sein nächster und erster größerer eigener Hit Son of My Father von 1972, bereits gemeinsam mit dem langjährigen Arbeitspartner Pete Bellotte produziert, war ebenfalls unter Verwendung des Synthesizers entstanden, auch wenn die Elektronik hier noch nicht im Vordergrund stand.

Moroder hatte inzwischen in München sein eigenes Studio eingerichtet, Musicland. Ab 1973 arbeitete Giorgio Moroder mit der Ex-Bostonerin und ehemaligen Musical-Sängerin Donna Summer zusammen. Summer, gebürtige LaDonna Adrian Gaines, hatte es nach einer Europatour des Hippiemusicals Hair nach München verschlagen, wo sie zu dieser Zeit als alleinerziehende Mutter lebte. Im Team mit dem Arrangeur Harold Faltermeyer, Drummer und Co-Autor Keith Forsey und dem Toningenieur Jürgen Koppers kreierte Moroder für sie einen energetischen Discosound. Der ausgekoppelte Song The Hostage aus ihrem ersten Soloalbum Lady of the Night von 1974 lief in Holland und Frankreich recht erfolgreich. Der Durchbruch für Summer wie für Moroder kam aber erst 1976 mit dem erotischen Lied Love to Love You, Baby, das von der BBC boykottiert wurde.

Anfang 1976 veröffentlichten Moroder und Bellotte unter dem Bandprojektnamen MLS (Musicland Set) auch die Instrumental-Single Take Five/Enterprise, die aber ebenso wenig kommerziellen Erfolg hatte wie Einzelgänger, das auf deutsch gesungene Soloalbum Moroders, das er ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte und später wieder vom Markt nahm, indem er versuchte, sämtliche noch verbliebenen Exemplare aufzukaufen. Im Februar 1976 erreichte Love to Love You, Baby Platz 2 der US-Charts (Billboard Hot 100), das Disco-Genre war geboren. Moroder: „Ich glaube, wir erfanden den Bass-Drum- und Bass-Sound, der Teil der modernen Discomusik wurde.“ Der Produzent räumt dabei ein, aus zahlreichen Quellen geschöpft zu haben, so z. B. vom Philadelphia- oder Philly Soul, vom Motown-Stil, aber auch von zeitgenössischen elektronischen Bands in Deutschland, wie Popol Vuh oder Tangerine Dream. Der Titel wurde veröffentlicht, ohne dass der Bassist Dave King als Co-Komponist genannt wurde. Das veranlasste King zu einem Rechtsstreit gegen Giorgio Moroder, den King jedoch nach einigen Jahren verlor. Er hatte angegeben, die Basslauf-Figur auf der Single sei seine Erfindung gewesen, nicht die Moroders, und habe dem Musiktitel erst als prägendes Element zu weltweitem Erfolg verholfen.

Die elektronischen Einflüsse waren noch deutlicher 1977 auf dem von Moroder produzierten Donna-Summer-Hit I Feel Love zu hören. Der Song kletterte im Juli des Jahres auf die Spitzenposition der britischen Charts. Mit seinen repetitiven Synthesizer-Loops beeinflusste er noch in den 1990er Jahren zahlreiche Produzenten der elektronischen Tanzmusik. I Feel Love führte erneut zu einem Rechtsstreit, dieses Mal von Seiten Eberhard Schoeners, der reklamierte, die Synthesizer-Sequenz habe sich Moroder bei ihm abgeschaut; auch dieses Mal gewann Moroder. 1978 übersiedelte Moroder in die USA und komponierte den Soundtrack zu dem Hollywood-Film 12 Uhr nachts – Midnight Express, sein erster Versuch auf diesem Gebiet wurde sofort mit einem Oscar belohnt. Insgesamt komponierte und produzierte er im Anschluss über ein Dutzend Filmmusiken, darunter für bekannte Werke wie Top Gun, Scarface, Katzenmenschen, Flashdance und American Gigolo. Für den Soundtrack zu Die unendliche Geschichte schrieb und produzierte er den Song The NeverEnding Story, der 1984 erschien und zu einem weltweiten Hit wurde. Außerdem steuerte er für die Olympischen Spiele von Los Angeles 1984 mit Reach Out den offiziellen Song bei, ebenso für die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul (Hand in Hand) sowie für die Fußball-Weltmeisterschaft 1990 (Un’estate italiana). 1992 komponierte er für die Zeichentrickserie Als die Tiere den Wald verließen die Abspannmusik mit dem Titel Gib niemals auf. Der Song Forever Friends für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking stammt ebenfalls von ihm.

Giorgio Moroder arbeitete in seiner Karriere mit zahlreichen Größen des Musikgeschäfts zusammen, beispielsweise mit den Sparks, Elton John, den Three Degrees, David Bowie, Philip Oakey, Freddie Mercury, Blondie, Barbra Streisand, Pat Benatar, Roger Daltrey, Chaka Khan und Cher. Er remixte u. a. Musik der Eurythmics und von Heaven 17. Ihm wurden drei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes verliehen. Seine Musikproduktionen gaben dabei immer Anlass zu Spekulationen über die angeblich seelenlose „Music-Machine“ als Grundlage seiner Musik. „Ich bin Produzent, kein Politiker“, erklärte Moroder nüchtern, „also mache ich Musik und keine Storys.“ Neben dem Musikgeschäft widmet sich Giorgio Moroder seit einigen Jahren auch computergenerierter Video- und Fotokunst, ferner war er an einem Supersportwagen-Projekt beteiligt (Cizeta Moroder).

Moroders musikalischer Beitrag zur umstrittenen 1984er-Neufassung des Stummfilm-Klassikers Metropolis verprellte manchen, der bleibende Einfluss seiner Arbeit auf neuere Musikrichtungen wie Techno, House oder EDM wird jedoch anerkannt. 1987 produzierte er das Duett von Falco und Brigitte Nielsen Body Next to Body. Ein recht bekannter Titel entstand im Jahr 2000: ein Trance-Remix von Jam & Spoon seines 1970er-Jahre-Titels The Chase.

Giorgio Moroder lebt heute mit seiner mexikanischen Frau Francisca Gutierrez und seinem 1989 geborenen Sohn in Los Angeles (Beverly Hills). Im Grödnertal besitzt er noch ein Haus, wo er seinen Urlaub verbringt.

Moroder war einer der Stargäste beim Daft-Punk-Album Random Access Memories, das am 17. Mai 2013 bei Columbia Records erschien: In einer Aufnahmekabine ließen Daft Punk Moroder über sein Leben erzählen. Die Kabine war mit verschiedenen Mikrofonmodellen ausgestattet, die jeweils typisch für ihre Zeit waren – von den 1960er Jahren bis heute –, wobei die Intention von Daft Punk war, jeweils das Mikrofon zu verwenden, das aus der Zeit stammt, über die Moroder gerade erzählt. Teile des aufgenommenen Monologs wurden für den Song Giorgio by Moroder verwendet. Außer dieser Vokal-Aufnahme hat Moroder an dem Album nicht mitgewirkt.

Im Sommer 2014 veröffentlichte Moroder zwei neue Werke, seinen offiziellen Remix von Coldplays Midnight und eine neue Single (Giorgio’s Theme).

2015 erschien ein neues Album von Moroder, Déjà Vu, auf dem unter anderem Kylie Minogue, Britney Spears, Sia, Charli XCX, Mikky Ekko, Foxes und Matthew Koma zu hören sind. Die erste Single-Auskopplung mit Kylie Minogue, Right Here, Right Now, wurde am 20. Januar 2015 veröffentlicht.

Trivia

  • Sein Album Einzelgänger (1975) gehört zu den Raritäten auf Musikbörsen; gut erhaltene Originale erreichen hohe Erlöse.
  • Moroder war zeitweise beteiligt am Projekt des Supersportwagens Cizeta V16T und besitzt bis heute den Prototyp, der noch den Namen „Cizeta-Moroder“ trug.
  • In dem PSP-&-PS2 Spiel Grand Theft Auto: Liberty City Stories wird in dem Radiosender „Flashback FM“ Giorgio Moroders Musik gespielt, auch The Chase (von 12 Uhr nachts – Midnight Express).
  • Sein 1975 komponiertes Vaterunser wurde in verschiedenen katholischen Diözesen in den Eigenteil des Gotteslobs aufgenommen. In den österreichischen Diözesen trägt es die Nummer 779, im Bistum Regensburg die Nr. 739.

Werke (als Produzent)

  • 1978: Midnight Express von Alan Parker mit Brad Davis, Randy Quaid
  • 1978: Kampfstern Galactica – Music from Battlestar Galactica (Coverversion der Musik von Stu Phillips) – Casablanca Records 1978
  • 1980: Foxes von Adrian Lyne mit Laura Dern, Jodie Foster
  • 1980: American Gigolo von Paul Schrader mit Richard Gere, Lauren Hutton
  • 1982: Katzenmenschen von Paul Schrader mit Nastassja Kinski, Malcolm McDowell
  • 1983: Flashdance von Adrian Lyne mit Jennifer Beals, Michael Nouri
  • 1983: Scarface von Brian De Palma mit Al Pacino, Michelle Pfeiffer
  • 1984: Das Titellied The NeverEnding Story von Die unendliche Geschichte Teil 1, gesungen von Limahl
  • 1984: Electric Dreams
  • 1984: Metropolis von Fritz Lang (mit der Musik von Giorgio Moroder)
  • 1986: Top Gun (das Lied Take My Breath Away mit Berlin)
  • 1987: Over the Top
  • 1990: Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien

einzelne Songs oder Alben für

  • María Conchita Alonso (Vamos a bailar)
  • Adam Ant
  • Pat Benatar (Here’s My Heart)
  • Edoardo Bennato
  • Berlin (Take My Breath Away)
  • Big Trouble (Big Trouble, 1988)
  • Blondie (Call Me)
  • David Bowie
  • Irene Cara
  • Cher
  • Cheap Trick
  • Chicory Tip (Son of My Father 1972)
  • Roger Daltrey
  • Emmylou Harris
  • Paul Robert Engemann (American Dream 1984)
  • Falco meets Brigitte Nielsen (Body Next to Body 1987)
  • Agnetha Fältskog (1968)
  • France Gall
  • Frida
  • Uschi Glas
  • Sammy Hagar
  • Nina Hagen (Alben Angstlos und Fearless, 1984)
  • Debbie Harry (Rush Rush 1983)
  • Janet Jackson
  • Japan (Life in Tokyo, 1979)
  • Elton John
  • Madleen Kane
  • Chaka Khan
  • Limahl
  • Kenny Loggins (Danger Zone aus Top Gun, 1986)
  • Freddie Mercury (Love Kills, 1984)
  • Miami Sound Machine (Hot Summer Nights aus Top Gun, 1986)
  • Gianna Nannini
  • Graham Nash
  • Nelson
  • Philip Oakey (Together In Electric Dreams, 1984)
  • Olivia Newton-John
  • Mary Roos
  • Sigue Sigue Sputnik
  • Sparks
  • Barbra Streisand
  • Donna Summer
  • The Three Degrees (New Dimensions, 1978), (3D, 1979)
  • Bonnie Tyler
  • Suzi Lane (Harmony, 1980)
  • Google (Chrome Racer, 2013)

Auszeichnungen

  • Oscar/Beste Filmmusik für Midnight Express 1979
  • Bambi 1984, 1988
  • Oscar/Bester Song 1983 für Flashdance … What a Feeling aus Flashdance
  • Oscar/Bester Song 1986 für Take My Breath Away aus Top Gun
  • Grammy Award 1998 für Carry On mit Donna Summer
  • 2004 Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame
  • 2005 wurde Moroder vom italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi zum Commendatore im Verdienstorden der Italienischen Republik ernannt.
  • Am 5. September 2010 wurde ihm der Große Verdienstorden des Landes Südtirol verliehen.
Quelle: Wikipedia