Gerhard Polt (* 7. Mai 1942 in München) ist ein deutscher Kabarettist, Autor, Fernseh- und Filmschauspieler.

Leben

Schon wenige Monate nach Gerhard Polts Geburt zog seine Mutter mit ihrem Sohn während des Zweiten Weltkriegs in den katholischen Wallfahrtsort Altötting, um der zunehmenden Gefahr durch Bombenangriffe in München zu entgehen. Sein Vater Richard, Rechtsanwalt und während des Kriegs Major, verbrachte einen Teil der Kriegsjahre in Wien. Nach der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft nach München bezog die Familie 1951 wieder ein gemeinsames Zuhause in der Stadt. 1957 erfolgte erneut ein Umzug Polts mit seiner Mutter innerhalb Münchens in die Maxvorstadt. Auf das Abitur folgten das Studium der Politikwissenschaft an der Hochschule für Politik München, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität München und das Studium von Skandinavistik und Altgermanisch von 1962 bis 1968 in Göteborg. Polt spricht fließend Schwedisch und trat mit einem schwedischsprachigen Bühnenprogramm u. a. vor König Carl XVI. Gustaf auf.

Nach seiner Rückkehr nach München arbeitete Polt als Übersetzer, Lehrer und Dolmetscher. Heute lebt Polt in Neuhaus (Gemeinde Schliersee). Er ist seit 1971 verheiratet und hat einen Sohn.

Polt begann seine Karriere mit einer Hörspielproduktion des Hessischen Rundfunks, Als wenn man ein Dachs wär’ in seinem Bau. Darin spielte er die Rollen von mehr als 30 verschiedenen Personen, die durch Maßnahmen der Stadtsanierung aus ihrer angestammten Umgebung, der Münchner Amalienstraße, vertrieben werden. Seinen ersten Bühnenauftritt hatte Polt 1975 mit dem kabarettistischen Programm der Kleinen Nachtrevue in der Münchner Kleinen Freiheit. Es folgten große Publikumserfolge an den Münchner Kammerspielen (u. a. Diridari und Tschurangrati), die er mit dem Regisseur Hanns Christian Müller realisierte und in denen u. a. auch Dieter Hildebrandt, Otto Grünmandl und Gisela Schneeberger mitwirkten.

Einem größeren Publikum wurde Polt durch seine zwölfteilige Sketchreihe Fast wia im richtigen Leben bekannt. Seine Partnerin in diesen vom Bayerischen Rundfunk produzierten und 1979 erstmals ausgestrahlten Sendungen war Gisela Schneeberger. Es folgten (ebenfalls in Zusammenarbeit mit Hanns-Christian Müller) Kinofilme wie Kehraus, Man spricht deutsh und Germanikus.

1979 wurde ein Manuskript Polts für die Sendung Einwürfe aus der Kulisse von Redakteuren des ZDF um einige kritische Stellen über Friedrich Zimmermann („Old Schwurhand“) gekürzt. Polt revanchierte sich ein Jahr später bei der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises, die vom ZDF übertragen wurde. Da ihm erneut verboten worden war, Zimmermann zu erwähnen, füllte er die ihm als Preisträger für eine Rede eingeräumten 10 Minuten damit, dass er schwieg und lediglich sporadisch darauf hinwies, wie viele Minuten seiner Redezeit bereits vergangen waren. Ebenfalls 1980 trat er als Gast in der ersten Folge des Scheibenwischers auf und nahm dort erneut Bezug auf die Auseinandersetzung mit dem ZDF. Er sprach über Satire im Fernsehen und zitierte den Programmdirektor mit der Aussage, „die Satire soll die Wirklichkeit nicht überzogen widerspiegeln“.

In seinen Rollen spielt Polt oft den engstirnigen und wenig reflektierenden Bürger, der mit großer Selbstverständlichkeit seine Meinung kundtut. Dabei bedient er sich auch gern bestimmter Klischees: die Intoleranz der Deutschen („Toleranz ist kein deutscher Begriff“), die deutsche Fremdenfeindlichkeit („der Asiate schmutzt nicht“). Aber auch Intellektuelle, Neureiche, Beamte oder Politiker werden von ihm pointiert dargestellt.

Viele seiner Bühnenauftritte absolvierte Polt zusammen mit der Biermösl Blosn.

1990 wirkte er zusammen mit der Biermösl Blosn an dem Toten-Hosen-Album Auf dem Kreuzzug ins Glück mit. Am Ende des Jahres 2005 tourte er mit den Toten Hosen und der Biermösl Blosn durch verschiedene Theater und Opernhäuser und spielte unter der Regie von Hanns Christian Müller das Programm Abvent. Anlässlich seines 70. Geburtstages zeigte das Literaturhaus München vom 2. März bis 15. Juli 2012 eine Ausstellung mit dem Titel Braucht’s des?! – Gerhard Polt zum 70sten (Kuratorin: Sandra Wiest).

Preise

  • 1975: Kulturförderpreis der Stadt München
  • 1980: Deutscher Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett
  • 1980: Ernst-Hoferichter-Preis
  • 1981: Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München
  • 1981: Adolf-Grimme-Preis mit Bronze für Fast wia im richtigen Leben (zusammen mit Hanns Christian Müller und Gisela Schneeberger)
  • 1983: Adolf-Grimme-Preis mit Silber für Scheibenwischer (zusammen mit Dieter Hildebrandt und Gisela Schneeberger)
  • 1984: Deutscher Darstellerpreis
  • 1984: Deutscher Filmpreis für das Drehbuch von Kehraus, gemeinsam mit Hanns Christian Müller und Carlo Fedier
  • 1984: Ernst-Lubitsch-Preis für Kehraus
  • 1989: Goldener Gong für Fast wia im richtigen Leben gemeinsam mit Gisela Schneeberger und Hanns Christian Müller
  • 1992: Morenhovener Lupe
  • 1995: Ybbser Spaßvogel
  • 1997: Schweizer Kabarett-Preis Cornichon
  • 2000: Göttinger Elch für sein Lebenswerk
  • 2001: Jean-Paul-Preis zur Würdigung des literarischen Gesamtwerks.
  • 2002: Heimito von Doderer-Literaturpreis
  • 2002: Prix Pantheon – Sonderpreis Reif & Bekloppt
  • 2004: Friedestrompreis
  • 2005: Enthüllung eines Sterns im Mainzer Walk of Fame des Kabaretts vor dem Unterhaus in Mainz durch Bundeskanzler Gerhard Schröder
  • 2005: Arosa Schneestern, Publikumspreis des Arosa Humor-Festivals
  • 2006: Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor
  • 2007: Großer Karl-Valentin-Preis
  • 2007: Oberbayerischer Kulturpreis
  • 2007: Ehrenpreis des Wettbewerbs Tegtmeiers Erben
  • 2008: Bayerischer Poetentaler
  • 2009: Ernst-Toller-Preis
  • 2010: Goldene Berta, Publikumspreis Eifel-Kulturtage
  • 2010: Bayerischer Kabarettpreis (Ehrenpreis)
  • 2012: Arosa Humorfüller, Jurypreis des Arosa Humor-Festivals
  • 2012: Kulturpreis Bayern (Sonderpreis)
  • 2016: Unterföhringer Mohr (Bronze)
  • 2017: Bayerischer Fernsehpreis, Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
  • 2017: Goldene Berta, Publikumspreis Eifel-Kulturtage, mit den Well-Brüdern, 2. Platz
  • 2019: Salzburger Stier – Ehrenstier für das Lebenswerk
  • 2019: Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München

Werke

Theaterstücke

  • Die Exoten (Hanns Christian Müller, Gerhard Polt). Residenztheater München, 1985
  • Tschurangrati (Hanns Christian Müller, Gerhard Polt, Hans Well). Uraufführung 2. Mai 1993 im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele
  • Obatzt is – Crème Bavaroise (Gerhard Polt und die Biermösl Blosn). Uraufführung April 2002 im Münchner Cuvilliés-Theater
  • Offener Vollzug – Ein Staatsschauspiel (Gerhard Polt und die Biermösl Blosn). Uraufführung 28. April 2006 im Residenztheater München
  • Ekzem Homo (Gerhard Polt und die Well-Brüder). Uraufführung 7. Februar 2015 im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele.

Hörspiele

  • Als wenn man ein Dachs wär’ in seinem Bau (mit Jürgen Geers, Hessischer Rundfunk, 1976)
Quelle: Wikipedia