Die Krupps ist eine deutsche Band aus Düsseldorf, die 1980 gegründet wurde. Sie ist nach der Industriellenfamilie Krupp benannt.

Geschichte

Erste Jahre

Die Krupps haben seit ihrer Gründung durch Jürgen Engler und Bernward Malaka (beide Ex-Male) im Jahre 1980 einigen Einfluss auf die deutsche, aber auch die internationale Elektronik-/Post-Industrial-Szene gehabt. Frank Köllges komplettierte das vorläufige Line-up, mit dem von Xaõ Seffcheque die Ur-Version der Stahlwerksinfonie aufgenommen wurde. Ralf Dörper und Eva-Maria Gößling (Ex-Mania D bzw. Blässe) schlossen sich der Band noch kurz vor den Aufnahmen zur ersten LP an. Mit der Stahlwerksinfonie ist den Krupps noch im Jahr ihrer Gründung der Durchbruch gelungen.

War die Musik der Krupps zu Beginn noch eine Mischung von maschinellen – Schlagzeug, Bass, Sequenzen – und „Free“-Elementen (Gitarre, Saxophon), die den Arbeiteralltag in einer Stahlfabrik nachempfanden, dominierte seit dem zweiten Longplayer Volle Kraft voraus! der maschinelle Aspekt (Synthesizer-Sequenzen) in Verbindung mit agitatorischen Vocals. Dieses Album und insbesondere die Single Wahre Arbeit – Wahrer Lohn beeinflusste die Entstehung der Electronic Body Music wesentlich. Nach dem englischsprachigen Mini-Album Entering the Arena herrschte ab Mitte der 80er Jahre allerdings Funkstille. Jürgen Engler widmete sich seinem Label Atom H, welches sich überwiegend auf Thrash Metal und Crossover spezialisierte. Ralf Dörper, der schon während Volle Kraft voraus! die Band verließ, hatte mit seiner Popband Propaganda international Charterfolge mit Hits wie Dr. Mabuse oder P-Machinery.

Stilprägend für den Sound und die Bühnenperformance der Krupps war in der Frühzeit insbesondere die Nutzung eines von Engler gebauten und gespielten Instruments namens Stahlophon („a cross between a xylophone and a railroad track“), bei dem mit Eisenstäben auf Stahlrohre unterschiedlichen Durchmessers geschlagen wurde, um entsprechend durchdringende metallische Klänge in unterschiedlicher Tonhöhe zu erzeugen.

Neubeginn ab 1989

1989 initiierte Dörper die Zusammenarbeit mit dem englischen Projekt Nitzer Ebb und so die Reunion der Krupps. The Machineries of Joy, eine Neuaufnahme des Klassikers Wahre Arbeit – Wahrer Lohn, enterte als klassischer EBM-Titel die US-Billboard-DanceCharts.

Nach diesem geglückten Start steigerten die Krupps ihre Aktivitäten. Als Produzenten-Team etablierten sich zu dem Zeitpunkt auch das Gespann Jürgen Engler und Chris Lietz, welches für sämtliche nachfolgenden Veröffentlichungen verantwortlich zeichnete. Auch die Single Germaniac – eine kritische Abrechnung mit der deutschen Wiedervereinigung – begeisterte die Anhänger der Electronic Body Music.

Stilwechsel: Die Zeit von 1992 bis 2005

Im Jahre 1992 begann Engler mit dem Erscheinen des Albums I, auf dem auch Gitarristen der Metal-Band Accu§er mitwirkten, einen Stilwechsel zu vollziehen. Neben Oomph! waren Die Krupps eine der ersten Bands, die EBM-Sequenzen mit Groove-Metal-Gitarren kreuzten und damit einige Grundeigenschaften der Neuen Deutschen Härte vorwegnahmen. Schon zuvor hatten die Krupps der Metal-Band Metallica mit einer voll elektronischen EP von Coverversionen ihren Tribut gezollt. Der Titel Metal Machine Music verkörpert diese Fusion wohl am besten, wobei die Original-Version des Songs noch im ursprünglichen EBM-Stil produziert wurde, anschließend jedoch nur als Exklusiv-Version den Weg auf einige Compilations fand. Auch die darauf folgenden Alben zeigten die stilistische Annäherung an Thrash-Metal-Bands wie Prong oder Exhorder. Für das 1994er Album The Final Remixes steuerten Bands wie Pro-Pain, Biohazard, KMFDM, Paradise Lost und The Sisters of Mercy einige Remixe bei.

Nach dem Album Paradise Now (1997) schienen die Bandmitglieder Engler, Dörper, Esch getrennte Wege zu gehen.

Rückkehr zum alten Stil ab 2005

Nach mehrjähriger Pause gaben Die Krupps 2005/2006 in neuer Besetzung, aber mit den Ur-Mitgliedern Engler, Dörper und Esch, zum 25-jährigen Jubiläum der Band einige Konzerte u. a. in Moskau, Stockholm, Rakvere (Estland) und Berlin. Sowohl diese, als auch nachfolgende Konzerte insbesondere in den Jahren 2008 und 2011 waren geprägt von einer Besinnung auf die frühen Jahre der Band. Anders als in den Jahren 1992 bis 2005 wurden wieder vermehrt ältere Stücke live gespielt, welche zwar neu bearbeitet, klanglich aber stark an den Sound der frühen Jahre angelehnt waren – was sich unter anderem auch in der Rückkehr des Stahlophons und dem teilweise völligen Verzicht auf die Benutzung von Gitarren widerspiegelte.

2006 erschien eine limitierte Single CD zur 25-Jahre-Tour mit einem Remake von Machineries of Joy (mit Gitarren und dem original Gesang des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy) und mit einer Coverversion des Visage-Klassikers Der Amboss, in Kooperation mit der britischen Band Client. Ende Oktober 2007 veröffentlichten Die Krupps mit Too Much History gleich drei Best-of-Alben, alle als Digipak, aufgeteilt in The Electro Years (Vol. 1) und The Metal Years (Vol. 2) und eine Doppel-CD namens Too Much History – Limited Edition, die sowohl The Electro Years als auch The Metal Years enthält. Alle Songs sind dabei neu eingespielt, neben großen Hits wie To the Hilt, Metal Machine Music und Machineries of Joy befindet sich auch ein neuer Song in dieser Sammlung.

Im Jahr 2010 erschien das Mini-Album Als Wären Wir Für Immer mit 4 neuen Titeln, einer Neuaufnahme des Propaganda-Klassikers 'Dr.Mabuse' und 2 Remixen. Im Jahr 2012 erschien die Single Industriemädchen, welche den ab 2005 eingeschlagenen Weg zurück zum Stil der frühen Jahre der Krupps sowohl musikalisch als auch inhaltlich fortsetzt. Das 2013 erschienene Album The Machinists of Joy bezieht sich mit Titeln wie The Machinist of Joy und Schmutzfabrik musikalisch und inhaltlich stark auf frühere Werke der Band. Die Stücke Essenbeck und Im Schatten der Ringe stellen dabei auch erstmals wieder direkte inhaltliche Bezüge zur Geschichte der Industriellen-Dynastie Krupp auf. Der erfolgreiche Videoclip zu Nazis on Speed greift thematisch den Drogenkonsum von Kampfpiloten im Zweiten Weltkrieg auf.

Das 2015 erschienene Album V - Metal Machine Music stellt die Fortsetzung der I-, II-, III-Reihe dar (wobei Paradise Now von Engler zum inoffiziellen IV erklärt wurde), weil die Gitarre als Instrument wieder im Vordergrund steht. Das Album enthält eine Neuaufnahme des letzten vor der temporären Bandauflösung veröffentlichten Liedes The Vampire Strikes Back. Auf der limitierten Bonus-CD finden sich Demo-Aufnahmen zum Album und Remixe von Darkhaus und Faderhead, letzterer produzierte auch die Promoclips zu Kaltes Herz und Road Rage Warrior.

Konzept und Image

Die Songtexte der Krupps, vor allem aber auch deren Verbindung mit den dazugehörigen Cover-Artworks und den Liveperformances der Band, greifen Elemente der Industriekultur und in diesem Kontext auch der Heroisierung des Arbeitertums auf. In diesem Zusammenhang ist auch die Benutzung des Firmenlogos des Stahlkonzerns Krupp als Logo der Band zu sehen. Die „Drei Ringe aus Stahl“ sind auch Gegenstand des Songs The Rings of Steel auf dem Album I. Der Musikjournalist Chris Bohn (alias Biba Kopf) umschrieb die künstlerisch-konzeptionelle Idee der Krupps 1991 dahingehend, dass sie „die weltweite Außenwahrnehmung Deutschlands propagieren und gleichzeitig parodieren“, indem sie die (vorgestellten) internationalen Erwartungen an deutsche Popmusik dadurch befriedigten, dass sie die Klischees einer angeblichen deutschen Leidenschaft für „Schweiß und Arbeit“ in tanzbare Discomusik umsetzten.

Konzertalben

  • 2016: Live im Schatten der Ringe (CD+DVD/Blu-ray; AFM Records / Soulfood)

Sonstige Veröffentlichungen

  • 1981: 6 Jun 1981 at Krefeld Haus Blumenthal (Konzertmitschnitt von Stahlwerksinfonie; Vanity Records)
  • 1991: Germaniac / Wahre Arbeit, Wahrer Lohn (12" Vinyl; Rough Trade Records)
  • 1993: Nothing Else Matters / Enter Sandman (Promo-CD)
  • 1993: Stahlwerksinfonie & Wahre Arbeit - Wahrer Lohn (2LP; Our Choice / Rough Trade Records)
  • 1994: Fatherland / To the Hilt (Final Remixes) (12″; Cleopatra)
  • 1995: Fatherland / Bloodsuckers (Promo-MCD; Cleopatra)
  • 1995: The Remix Wars: Strike 2 (Front Line Assembly Vs. Die Krupps; 12"/CD; Off Beat / Westcom)

Musikvideos

Neben den folgend aufgelisteten, offiziellen Musikvideos existieren noch sogenannte offizielle Fan-Videos, Musikvideos die von Fans der Band produziert wurden und von Die Krupps akzeptiert und beworben werden.

  • 1992: The Machineries Of Joy
  • 1993: Crossfire (Regie: Joseph Kahn)
  • 1993: Fatherland (Regie: Joseph Kahn)
  • 1993: To The Hilt (Regie: Joseph Kahn)
  • 1994: Bloodsuckers (feat. Biohazard; Regie: Joseph Kahn)
  • 1995: Isolation
  • 1995: Scent
  • 1997: Fire (feat. The Crazy World Of Arthur Brown)
  • 2013: Risikofaktor (Regie: Rogelio Salinas)
  • 2013: Nazis Auf Speed (Regie: Philipp Virus)
  • 2014: Robo Sapien (Regie: Jay Gilian)
  • 2016: Kaltes Herz (Regie: Sami Yahya)
  • 2016: Road Rage Warrior (Regie: Sami Yahya)
  • 2016: Alive In A Glass Cage (feat. Caliban; Regie: Sami Yahya)
  • 2019: Welcome To The Blackout
  • 2020: Chinese Black (feat. Jyrki69; Regie: Vicente Cordero)

Hommage

Ralf Dörper soll einem Text der Band Die Ärzte zufolge einen „süßen Körper“ haben. Wörtlich heißt es im Lied Meine Ex(plodierte Freundin):

„Sie hatte einen süßen Körper – so wie der Eine von den Krupps.
Wie hieß er noch? – Dörper.“

(Wobei „Dörper“ laut Booklet von Ralf Dörper selbst gesprochen wird)

Und Jürgen Engler soll einem Text der Band Die Toten Hosen zufolge eine „Party“ gegeben haben. Wörtlich heißt es im Lied Jürgen Engler gibt ne Party:

„Jürgen Engler gibt ’ne Party,
und – wir kommen nicht rein.“

Als Reaktion veröffentlichte Englers Punkband Male 1991 ein Lied namens „Die Toten Hosen ihre Party“ auf der gleichnamigen EP, dessen Refrain lautet:

„Die Toten Hosen geben ’ne Party,
und – wir kommen nicht rein.“

Einem Interview mit Jürgen Engler auf der Homepage der Toten Hosen zufolge entstand das Lied in Anspielung auf Englers damalige Umorientierung von Punk hin zu elektronischer Musik. Engler liefert zudem eine weitere Erklärung: Campino hat mir letztens gestanden, dass er wohl zu der Zeit auf meine (damalige [Anm. des Verfassers]) Freundin scharf war.“

Quelle: Wikipedia