Xavier Kurt Naidoo [ˌzɛɪvɪɐ kʰʊɐ̯t naɪˈduː] (* 2. Oktober 1971 in Mannheim) ist ein deutscher Soul- und R&B-Sänger. Er ist Gründungsmitglied der deutschen Musikgruppe „Söhne Mannheims“, ehemaliger Dozent an der Popakademie Baden-Württemberg und gründete die Plattenlabels Beats Around the Bush und Naidoo Records.

Naidoos Debütalbum Nicht von dieser Welt verkaufte sich seit 1998 über eine Million Mal und erreichte wie fünf weitere seiner Soloalben Platz eins der deutschen Charts. Seine Liedtexte thematisieren häufig seine Vorstellung vom Christentum sowie apokalyptische Szenarien.

Mit seinen Songtexten, politischen Aussagen, dem Propagieren von Verschwörungstheorien und Ideologieelementen des Reichsbürgerspektrums sowie homophoben, antisemitischen und rechtspopulistischen bis rassistischen Andeutungen löste er mehrfach Kontroversen aus.

Leben

Naidoo wurde 1971 in Mannheim geboren. Sein Vater Rausammy stammt aus Südafrika und ist halb indischer, halb deutscher Herkunft. Seine Mutter Eugene ist südafrikanischer und irischer Abstammung. Naidoo wuchs im Stadtteil Wallstadt auf und wurde römisch-katholisch erzogen. Seiner Heimatstadt hat er, auch zusammen mit der Band „Söhne Mannheims“, einige Lieder wie beispielsweise Meine Stadt und Wo ist mein Platz gewidmet. Seit einigen Jahren lebt er im knapp 20 Kilometer entfernten Heidelberg. Naidoo sagte, dass er in seiner Schulzeit manchmal wegen seiner dunklen Hautfarbe gehänselt worden sei, weshalb seine Kindheit und Jugend nicht immer einfach gewesen seien. Um sich im Notfall besser verteidigen zu können, erlernte er Kickboxen.

Seine ersten musikalischen Erfahrungen machte er in Schul- und Kirchenchören. Er wurde Mitglied des Celebration Gospel Choir, mit dem er eine CD aufnahm, und der Regionalband Just 4 Music. Er erlangte die Mittlere Reife an der Feudenheim-Realschule, begann eine Lehre als Koch, modelte für Bademoden, war Türsteher des Mannheimer Breakbeat-Clubs Milk! und ging in die USA, wo er unter dem Künstlernamen Kobra sein erstes Soloalbum, Seeing Is Believing, veröffentlichte. 1995 und 1998 stand er bei den Musicals Human Pacific und People von Richard Geppert über 100 Mal in Mannheim und Hockenheim als Hauptdarsteller auf der Bühne.

1994 trat er als Backgroundsänger beim „Rödelheim Hartreim Projekt“ der Frankfurter Produzenten Moses Pelham und Thomas Hofmann auf. Dort wurde er vom Label „3p“ entdeckt und als Solostar aufgebaut. Mit Sabrina Setlur nahm er 1997 die Single Freisein auf und wurde so erstmals einem größeren Publikum bekannt. Die Kooperation mit „3p“ endete jedoch im Streit, nachdem Naidoo mit den „Söhnen Mannheims“ erste Produktionen veröffentlicht hatte; das stellte nach Ansicht von „3p“ einen „Vertragsverstoß“ dar. In der darauffolgenden Klage entschied das Landgericht Mannheim schließlich zu Gunsten Naidoos. Eine daraufhin eingereichte Verfassungsbeschwerde wurde 2005 nicht zur Entscheidung angenommen.

Im Jahr 2000 wurde Xavier Naidoo, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach vorbestraft war, wegen Drogenbesitzes sowie wiederholten Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Als Bewährungsauflage wurden ihm die Zahlung von 100.000 DM sowie drei Drogentests auferlegt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung gefordert.

Im Juni 2005 gab Naidoo mit den „Söhnen Mannheims“ auf Einladung der deutschen Botschaft ein Konzert in der Oper von Tel Aviv. Das im November 2005 veröffentlichte Lied Dieser Weg wurde zum Fußballhit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Am 9. Juli 2006 sang Naidoo anlässlich der Begrüßung der deutschen Fußballnationalmannschaft auf der Fanmeile in Berlin. Nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft im Halbfinale gescheitert war, veröffentlichte er das Lied Danke.

Naidoo unterstützte 2010 die Fernsehsendung Tatort Internet (RTL II) mit dem Titelsong Sie verdienen einen besonderen Schutz. Anfang 2012 heiratete er; seit 2013 ist er Vater eines Sohnes, was er im Mai 2015 öffentlich machte. Er ist nach eigener Aussage „dank eines Raps von Kool Savas“ Vegetarier geworden. Dabei bezieht er sich auf eine Passage im Lied Der beste Tag meines Lebens.

Solokarriere

Nicht von dieser Welt

1998 veröffentlichte Naidoo das Album Nicht von dieser Welt und die gleichnamige Singleauskopplung. Auch auf einer Bravo-Kompilation war das Lied zu finden, wodurch er einem breiteren jungen Publikum bekannt wurde. Man überlegte, eine erste Tour durchzuführen, doch Naidoos Veranstalter rieten ihm davon ab, gleich zu Beginn seiner Karriere auf Solotournee zu gehen. Nachdem sie sich weigerten, eine Tournee zu unterstützen, organisierte er die Liveauftritte in ganz Deutschland überwiegend selbst und in Zusammenarbeit mit dem Label „3p“. Die Konzerte waren weit besser besucht als angenommen, und so hatte Naidoo nach Beendigung der Tour bereits vor über 300.000 Menschen gesungen.

1999 wurde ein Mitschnitt der Auftritte veröffentlicht. Im selben Jahr erhielt Xavier Naidoo das erste Mal den Echo als Bester nationaler Künstler, den Comet als Bester nationaler Act und den MTV Europe Music Award als Best German Act. Mit über einer Million verkaufter Exemplare ist das Album Nicht von dieser Welt Naidoos bisher größter Erfolg seiner Solokarriere. Auch der hymnenhafte Titelsong Sie sieht mich nicht (Musik von Jean-Jacques Goldman) für die Kinoproduktion Asterix und Obelix gegen Caesar brachte ihm 1999 beträchtliches Airplay in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein.

Zwischenspiel – Alles für den Herrn

2002 wurde sein zweites Soloalbum mit dem Titel Zwischenspiel – Alles für den Herrn als Doppelalbum veröffentlicht. Es stieg, wie schon sein Debütalbum, in Deutschland und Österreich auf Platz eins der Albumcharts ein. In der Schweiz erreichte es den dritten Platz. Nach der Veröffentlichung dieses Albums wurde Naidoo mit mehreren Preisen ausgezeichnet. So erhielt er zum zweiten Mal nach MTV Europe Music Awards 1999 den Preis als Bester deutscher Künstler bei den MTV Europe Music Awards. In den Musikvideos zum Album spielen die Schauspieler Esther Schweins und Steffen Wink die Hauptrollen. Ebenfalls 2002 war Naidoo in der deutschen Fassung des Films City of God Synchronsprecher des Protagonisten und Erzählers Buscapé. Die Single Ich kenne nichts (das so schön ist wie du) aus dem Album The World According to RZA mit RZA erreichte 2003 in Deutschland den ersten Platz der Charts.

Telegramm für X

Im Dezember 2005 veröffentlichte Naidoo sein drittes Soloalbum Telegramm für X. Das Album stieg sofort auf Platz eins der LP-Charts ein, wurde vierfach mit Platin ausgezeichnet und verkaufte sich bis heute rund 800.000 Mal. Das Album eroberte auch in Österreich und in der Schweiz Platz eins der Charts. Eingeleitet wurde dieser Albumerfolg durch die erfolgreiche erste Singleauskopplung Dieser Weg. Der Song kletterte bis auf Platz zwei der deutschen Charts und verharrte dort mehrere Wochen lang. Außerdem erreichte er die Top Ten in Österreich und in der Schweiz. Bei der Echo-Verleihung 2006 wurde Naidoo unter anderem als bester nationaler Künstler geehrt. Er präsentierte dort im Showteil zum ersten Mal live die zweite Singleauskopplung Bist du am Leben interessiert. Dieser Song erreichte in den deutschen Singlecharts Platz 27 als Höchstplatzierung. Am 23. Juni 2006 wurde der Song Zeilen aus Gold veröffentlicht, am 3. November 2006 folgte Was wir alleine nicht schaffen.

Am 9. Juli 2006 sang Naidoo anlässlich der Begrüßung der deutschen Fußballnationalmannschaft nach der Weltmeisterschaft 2006 auf der Fanmeile in Berlin. Kurze Zeit später veröffentlichte er den Titel Danke, in dem er sich bei der deutschen Fußballnationalmannschaft für ihre Spiele und den dritten Platz bei der Fußball-WM 2006 „bedankt“. Der Song sollte zunächst nur im Internet veröffentlicht werden. Nach der großen Fußball-Begeisterung wurde er aber doch als Single herausgebracht und stieg auf Platz eins der deutschen Singlecharts ein, wo er sich insgesamt fünf Wochen hielt. Für über 150.000 verkaufte Singles erhielt er 2006 eine Goldene Schallplatte. Der Titel erreichte auch in Österreich und in der Schweiz die Top Ten. Im Dezember 2006 wurde Naidoo mit dem Radiopreis 1 Live Krone ausgezeichnet.

2006 wurde er vom Männermagazin Men’s Health zum bestangezogenen Mann Deutschlands gewählt. Im Jahr 2007 legte Xavier Naidoo mit seinen Soloprojekten eine Pause ein. Jedoch war er musikalisch an einigen Projekten anderer Künstler beteiligt. Im selben Jahr veröffentlichte Naidoo die im Kinderbuchverlag Wolff erschienene Kinderplatte Peter und der Wolf von Sergej Prokofjew. 2008 trat er zusammen mit den „Söhnen Mannheims“ in der Reihe der MTV-Unplugged-Konzerte auf. Im Anschluss daran wurde Wettsingen in Schwetzingen als erstes Doppelalbum in der Geschichte der „MTV-Unplugged“-Reihe veröffentlicht. Das Album verkaufte sich über 300.000 Mal und wurde dreimal mit Gold und einmal mit Platin ausgezeichnet.

Alles kann besser werden

2009 tourte Xavier Naidoo gemeinsam mit den „Söhnen Mannheims“ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auf der IZ ON / Alles kann besser werden Tour 2009 wurden in 14 Städten insgesamt 28 Konzerte aufgeführt. So trat an einem Abend zunächst Xavier Naidoo solo auf, am folgenden Abend folgte ein „Söhne-Mannheims“-Konzert. Auf der Tour wurde einerseits das im Juli 2009 erschienene „Söhne-Mannheims“-Album Iz On vorgestellt, andererseits das im Oktober 2009 veröffentlichte vierte Soloalbum von Xavier Naidoo, Alles kann besser werden. Auf diesem Album thematisiert Naidoo in dem Stück Goldwaagen/Goldwagen unter anderem Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. So heißt es dort: „9/11, London und Madrid, jeder weiß dass Al-Qaida nur die CIA ist. World Trade Center Nr. 7. Warum ist von dem Gebäude nichts mehr übrig geblieben“. Am 4. März 2010 erhielt er einen Echo. Im Juni 2010 besuchte er die deutschen Truppen der Bundeswehr in Afghanistan im Camp Marmal (Mazār-i Scharif) und im Feldlager Kunduz und gab dort zur Unterstützung der Soldaten vor Ort mehrere Konzerte.

The Voice of Germany und Bundesvision Song Contest

2011 und 2012 war er einer der Juroren und Coaches in der deutschen Gesangs-Castingshow The Voice of Germany. 2012 trat er zusammen mit Kool Savas unter dem Namen Xavas für Baden-Württemberg beim Bundesvision Song Contest an, den er gewann. Unter demselben Namen produzierte er zusammen mit Kool Savas ein Album mit dem Titel Gespaltene Persönlichkeit. Im selben Jahr veröffentlichte Naidoo den Song Eye Opener, den er zusammen mit dem Produzenten Kris Menace für dessen Album Features schrieb.

Religiöse Einflüsse

Naidoo gibt an, am Silvesterabend 1992 ein persönliches Bekehrungserlebnis erfahren zu haben. Er ist überzeugt, in der Endzeit zu leben, und glaubt an einen Bibel-Code, der zukünftige Ereignisse vorhersagen könne. Seine Heimatstadt Mannheim identifiziert er mit dem Neuen Jerusalem. Naidoo verarbeitet religiöse Motive in seinen Liedtexten und sieht es als seine Berufung, eine christliche Botschaft zu verbreiten. Sein zweites Album Alles für den Herrn thematisiert vor allem seinen persönlichen Glauben und enthält „apokalyptische Pop-Visionen“ sowie „entspannte Reggae-Psalmen“. Naidoo verwendet inhaltliche Bezüge zum Alten Testament, oft verbunden mit einer Naherwartung der Wiederkunft Christi oder Beschreibungen einer bereits in Gang befindlichen Apokalypse.

Projekte

Neben seiner Band engagierte er sich unter anderem bei Brothers Keepers, 4 Your Soul, Rilke Projekt, Rock gegen Rechts, Zeichen der Zeit und Fourtress.

Politische Aussagen

Naidoo fiel seit 1998 vielfach durch kontroverse Aussagen auf, die in Medien unter anderem als verschwörungstheoretisch, populistisch, rassistisch oder rechts beurteilt wurden.

Kontroverse Aussagen

Bereits 1998 bezweifelte Naidoo in einem Gespräch mit dem Journalisten Dirk Laabs die Legitimität der Bundestagswahl.

1999 sagte Naidoo in einem Interview im Musikexpress, dass er Rassist sei, jedoch „ohne Ansehen der Hautfarbe“. 2011 reichte er erfolglos Strafanzeige wegen Hochverrats gegen seiner Meinung nach Mitverantwortliche der Finanzkrise ab 2007 ein, darunter den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler und Regierungsmitglieder.

Zu verschiedenen Anlässen äußerte Naidoo, Deutschland sei kein freies, sondern ein besetztes Land, da der Zwei-plus-Vier-Vertrag kein gültiger Friedensvertrag sei. Ihm wurde daher vorgeworfen, er verrühre „Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit, Nationalismus, Antiamerikanismus, Antikapitalismus und Friedensgeraune zu einer dunklen Suppe“ und sei „unterwegs mit seiner Mission“, die sich „im Gleichklang mit den ‚Reichsbürgern‘“ „gegen Deutschland in seiner gegenwärtigen Form und Gestalt“ richte. Als Reaktion veröffentlichte Naidoo das Video Die Wahrheit und bezeichnete sich als „gläubigen Menschen“ sowie als Libertären im Sinne Murray Rothbards. Er bezog sich auf das Buch Die Vereinigten Staaten von Europa des Autors Oliver Janich.

Am Tag der Deutschen Einheit 2014, dem 3. Oktober, trat Naidoo in Berlin sowohl bei einer Mahnwache für den Frieden, die von Sozialwissenschaftlern wie Dieter Rucht im Juni 2014 einer sich womöglich herausbildenden Querfront-Bewegung zugeordnet wurde, als auch bei einer Veranstaltung der „Reichsbürgerbewegung“ auf. Dabei bezeichnete er die Darstellung der Terroranschläge am 11. September 2001 in Wissenschaft und Medien als „unwahr“. Naidoo erklärte, er spreche zu den „Menschen der Mahnwachen und zu den Menschen, die sich ‚Reichsbürger‘ nennen, weil es sind alles Systemkritiker so wie ich“. Er wolle auf Menschen zugehen, auch auf „Reichsbürger“, auch auf die NPD. Merkel könne sich auch nicht aussuchen, ob sie vor den Linken oder vor irgendjemandem spricht und müsse als Bundeskanzlerin vor allen sprechen. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz sagte dazu, Naidoo vertrete „radikal libertäre, anti-staatliche Positionen, mit denen wir uns als Stadt in keiner Weise identifizieren können“. Er gehöre nicht ins rechte Spektrum, bediene aber bestimmte Muster der Rechtsextremen. In Bezug auf seine Behauptung, „Systemkritik“ zu betreiben, wird ihm vorgeworfen, den Begriff zu diskreditieren und unter seinem Deckmantel Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Im November 2014 wurde Naidoo der ironische Negativpreis Das Goldene Brett zugesprochen. In der Begründung wurde auf seine Nähe zur Reichsbürgerbewegung verwiesen. Damit werde er „zur Einstiegsdroge in ein ganzes Geflecht an abstrusen Verschwörungstheorien.“

Nachdem Naidoo ab April 2017 wegen der Nähe seiner Texte zu Rechtspopulisten, Verschwörungstheoretikern und Verfassungsfeinden erneut in die Kritik geraten war und ihm Aufrufe zu Gewalt und Selbstjustiz vorgeworfen wurden, kündigte Radio Bremen an, Konzerte von Naidoo und seiner Band in Zukunft nicht mehr zu senden. Sky 1 hingegen hielt an der Sendung Xaviers Wunschkonzert mit ihm fest.

Videos zu Flüchtlingen und Klimawandel

Nachdem in sozialen Netzwerken zwei Videoausschnitte mit Gesangsdarbietungen von Naidoo aufgetaucht waren, trennte sich der Fernsehsender RTL am 11. März 2020 zunächst vorübergehend von ihm als Juror von Deutschland sucht den Superstar. In einer Pressemitteilung des Senders hieß es unter anderem: „Nach den umstrittenen Äußerungen von Xavier Naidoo in einem selbst gedrehten Video, das heute in den sozialen Netzwerken geteilt wurde, hat sich RTL entschlossen, den Sänger aus der Jury von ,Deutschland sucht den Superstar‘ auszuschließen.“ Ihm wird aufgrund der Aussagen in den umstrittenen Videos „nicht zum ersten Mal Fremdenhass und Rassismus vorgeworfen“. In den beiden Videos, die nach den Ausschreitungen in Chemnitz 2018 entstanden waren, sang er zwischen der beginnenden und schließenden Textzeile „Ihr seid verloren“ etwa „Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden, Sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden/ Und ihr steht seelenruhig nebendran“ sowie „Weit und breit ist hier kein Mann, der dieses Land noch retten kann“ in Bezug auf die Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016 und bezeichnete die Künstlerinitiative „Wir sind mehr“ als „peinlich“ und „deutschlandfeindlich“.

Am Folgetag schloss der Sender eine Rückkehr Naidoos aus. In einer Stellungnahme des Geschäftsführers Jörg Graf hieß es: „Unsere Bitte, seine Äußerungen im Dialog und live bei RTL persönlich und öffentlich zu diskutieren und zu erklären, hat er bislang unbeantwortet gelassen. Gerade diese Diskussion fänden wir wichtig, da für uns die Aussagen im Video und seine Kommentierung danach überhaupt nicht zusammenpassen.“ Das britische Unternehmen Human Blood hat in diesem Zusammenhang Strafanzeige gegen Naidoo aufgrund des Verdachts der Volksverhetzung nach § 130 StGB gestellt.

Während Naidoo von Jürgen Elsässers verschwörungsideologischem Magazin Compact Zustimmung erhielt („einer der wenigen Helden“) und Rechtsextreme diese Textzeilen Naidoos in den sozialen Medien positiv aufnahmen, begrüßte Florian Reiter im Focus die Entscheidung von RTL, kritisierte jedoch den Sender dafür, zu spät reagiert zu haben, denn Naidoos „Nähe zu […] Reichsbürgertum […] [und] Verschwörungstheorien“ sei „zuvor schon längst bekannt“ gewesen. Auch befreundete Künstler und Kollegen hätten „jahrelang zu Naidoos wirren Umtrieben“ geschwiegen oder diese unterstützt. Die Journalistin Dunja Hayali zitierte auf Twitter Zeilen des Anti-Rassismus-Songs „Letzte Warnung“, an dem Naidoo rund 20 Jahre zuvor mitgewirkt hatte, und schrieb dazu: „Lang ist’s her.“ Dominik Göttker (Funke Mediengruppe) schrieb, es seien „Spaltung und Hass“, die Naidoo vorantreibe; er habe sich „disqualifiziert. Menschlich und beruflich.“ Auch der Rapper Smudo von den Fantastischen Vier unterstützte die RTL-Maßnahme und sagte, wenn jemand „so beratungsresistent und unreflektiert die üblichen Verschwörungstheorien“ bewerbe, mache er „rechtsextreme Aussagen auch in der Mitte der Bevölkerung populär“. Die Band Söhne Mannheims distanzierte sich auf Facebook von Naidoo und schrieb, Naidoo und sie gingen „seit einiger Zeit getrennte Wege“.

In einem weiteren Video präsentierte sich Naidoo als Klimakrisenleugner und deutete eine angebliche Verschwörung der Fridays for Future-Bewegung an. Ihm zufolge stecke der Antichrist hinter der Bewegung – erkennbar an den drei Buchstaben F ihres Kürzels, die an sechster Stelle im Alphabet stehen und damit die Zahl Sechshundertsechsundsechzig symbolisieren. Zugleich bezichtigte er den Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und den Astrophysiker Harald Lesch der Lüge und will den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen vor Gericht prüfen lassen. Er erklärte zudem, er werde keines seiner Autos wegen der seiner Ansicht nach betriebenen „Klimahysterie“ verschrotten.

Ende März 2020 wurde ein weiteres Video bekannt, in dem sich Naidoo selbst zu den Vorkommnissen äußert, nachdem er zuvor Interviews und Medienanfragen abgelehnt hatte. Der Sänger gibt in einem Interview mit Oliver Janich an, er habe den Eklat bewusst provoziert und die Reichweite als Juror bei Deutschland sucht den Superstar genutzt, um sein kommendes „patriotisches“ Album zu bewerben. Weiter wiederholt er in dem Video seine Thesen zur Leugnung des menschengemachten Klimawandels, äußert offen Sympathien zur Reichsbürgerbewegung und erklärte, dass er nicht wählen gehe, da er es nicht für richtig halte, „sich in diesem Unrechtssystem per Wahl auch noch an dem Unrecht zu beteiligen“.

Rezeption und Kontroversen

Liedtexte

Die Linksjugend Solid und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) zeigten 2012 Naidoo und Kool Savas im Zusammenhang mit einem Liedtext aus ihrem Album Gespaltene Persönlichkeit wegen Volksverhetzung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten an. In dem Liedtext von Wo sind sie jetzt?, eines Hidden Tracks, mit Textzeilen wie „Warum liebst du keine Möse, wo jeder Mensch doch aus einer ist?“ sowie „Ich schneide euch jetzt mal die Arme und Beine ab / und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr’s mit den Kleinen macht,“ hätten beide angebliche satanistische Rituale, Kindesmissbrauch, Pädophilie und Homosexualität gleichgesetzt. Naidoo dagegen erklärte gegenüber radio ffn, er wolle auf „furchtbare Ritualmorde an Kindern, die tatsächlich ganz viel in Europa passieren“, aufmerksam machen. Die Staatsanwaltschaft Mannheim leitete kein Ermittlungsverfahren ein, da weder eine Volksverhetzung noch ein Aufruf zur Gewalt erkennbar seien.

Nach Einschätzung der ZDF-History-Folge Deutschland, deine Popmusik (2012) steht Naidoo für „Nächstenliebe, Toleranz und Integration – das ist die zentrale Botschaft des Soulsängers, dessen Vater aus Sri Lanka stammt.“ Auch die VOX-Dokumentation Die Xavier-Naidoo-Story 2016 attestierte Naidoo, er habe sich „mehrfach […] für den Frieden und gegen die Spaltung der Gesellschaft eingesetzt“, und blendete bei der Darstellung der Kontroversen um seine Äußerungen und Handlungen ebendiese aus. Stefan Niggemeier sah den Grund dafür in Senderinteressen an der weiteren Vermarktbarkeit Naidoos, die durch eine realistische Darstellung seiner Positionen beeinträchtigt wäre. Der für die VOX-Sendung inhaltlich verantwortliche Dokumentarfilmer Harold Woetzel bezog daraufhin in einem ausführlichen Beitrag auf kress.de zur Kritik Niggemeiers Stellung und sprach in diesem Zusammenhang von einer „völlig irre gewordenen medialen Hasskampagne und eines offensichtlichen Gesinnungsjournalismus gegen einen dunkelhäutigen Mannheimer Sänger“, was auch Musikerkollegen und prominente Freunde beklagt hätten.

Naidoo wurde im November 2012 von Marcus Staiger, dem einstigen Plattenchef von Royal Bunker und ehemaligen Chefredakteur von Rap.de, als „christlicher Fundamentalist“ bezeichnet. Das gesamte Werk von Naidoo durchziehe die Huldigung „einer gewissen Highlander-Romantik, [eines] völkischen Heroismus, in dem unentwegt einer aufsteht, einer sich erhebt, eine messianische Lichtgestalt, der Eine, der von der Vorsehung Auserwählte, der die Massen mitreißt und in die Schlacht führt und am Ende das Dunkle vernichtet“. Ebenfalls im November 2012 warf Thomas Steiner Naidoo in einem Leitartikel der Badischen Zeitung vor, „krude Verschwörungstheorien zu verbreiten“ sei „keine Aufklärung, sondern Verdummung“, und „primitive Ressentiments gegen gewählte Repräsentanten zu schüren“ sei „keine Provokation, sondern Verachtung“.

Im August 2015 einigten sich Naidoo und die Amadeu Antonio Stiftung gerichtlich auf einen Vergleich, nachdem Naidoo einen Antrag auf eine Einstweilige Verfügung gegenüber dieser gestellt hatte. Demnach könnten Textstellen des Songs Raus aus dem Reichstag aus dem Jahr 2009 als antisemitisch verstanden werden. Konkret ging es dabei um den Begriff „die Totschilds“, eine Anspielung auf die Bankiersfamilie Rothschild, deren Name in rechten Kreisen als geläufiges Synonym für ein angebliches „Finanzjudentum“ benutzt wird. Naidoo „als Person“ dürfe von der Stiftung jedoch nicht als Antisemit eingestuft werden. In einem inzwischen gelöschten Artikel auf der von der Stiftung betriebenen Plattform Netz gegen Nazis war ihm zuvor der Vorwurf gemacht worden, er „dürfte ein Antisemit“ sein. Nachdem im Jahr 2017 eine Referentin der Stiftung erneut die Behauptung aufgestellt hatte, Naidoo sei ein Antisemit, was „strukturell nachweisbar“ sei, untersagte das Landgericht Regensburg Mitte Juli 2018 auf Klage Naidoos hin der Referentin die Wiederholung ihrer Aussage. Zwar handele es sich dabei um eine Meinungsäußerung, allerdings überwiege demgegenüber das Persönlichkeitsrecht Naidoos, das durch die Äußerung angegriffen worden sei. Die Stiftung bezeichnete das Urteil als „ein fatales Signal für die politische Bildung.“ In einer Berufung am Oberlandesgericht Nürnberg unterlag die Referentin im Oktober 2019. Demnach stufte das OLG die Prangerwirkung höher ein als das Recht auf freie Meinungsäußerung, nachdem im erstinstanzlichen Urteil ausreichende Beweise der Referentin gefehlt hätten.

Der Rapper Alligatoah parodierte in dem Ende 2015 veröffentlichten Lied Denk an die Kinder Naidoos Einsatz für Tatort Internet. Das Lied erschien auf dem Album Musik ist keine Lösung. Im zugehörigen Musikvideo wird er neben anderen Prominenten in der Rolle eines Charity-Sängers von Strobel imitiert.

Im April 2017 veröffentlichte Xavier Naidoo mit den „Söhnen Mannheims“ das Lied Marionetten. Dessen Text wurde in der Presse teils als antisemitisch, rechtspopulistisch und verschwörungstheoretisch wahrgenommen. Der Spiegel schrieb, man wisse jetzt, wo Naidoo stehe, „sehr tief im Wutbürger-Morast nämlich, wo Kampfbegriffe wie ‚Lügenpresse‘ und ‚Volksverräter‘ gesellschaftszersetzend vor sich hin stinken“. Die Stadt Mannheim distanzierte sich nach der Veröffentlichung des Albums von der Musikgruppe und erklärte, man erwarte eine Erklärung für „die anti-staatlichen Aussagen in den Songtexten“. Der Satiriker Jan Böhmermann veröffentlichte im Mai 2017 eine Parodie auf Text und Band.

Abgesagte Teilnahme am Eurovision Song Contest

Am 19. November 2015 gab der Norddeutsche Rundfunk bekannt, dass Naidoo ohne die bis dahin meist üblichen Vorentscheide Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten soll. Die Zuschauer sollten am 18. Februar 2016 lediglich über den Song abstimmen. Die Entscheidung wurde im Hinblick auf Naidoos politische Aussagen teilweise heftig kritisiert, unter anderem in Süddeutscher Zeitung, Zeit, Spiegel und in den sozialen Netzwerken. Auch 40 festangestellte Redakteure des NDR aus dem Bereich Zeitgeschehen, Kultur und Dokumentation kritisierten die Entscheidung in einem Brief. Am 21. November wurde bekanntgegeben, dass Naidoo doch nicht beim ESC antreten werde. Diese Entscheidung löste eine erneute Welle der Kritik aus. Befreundete Prominente wie Til Schweiger verteidigten Xavier Naidoo gegen die ihrer Meinung nach ungerechtfertigten Anwürfe. Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg schaltete am darauffolgenden Samstag eine Solidaritätsanzeige für Naidoo in der FAZ, die von 121 Menschen und Gruppen unterschrieben wurde, darunter prominenten Künstlern und Schauspielern wie Mario Adorf, Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Jan Delay und Andreas Gabalier.

Zusammenarbeit mit Jürgen Todenhöfer

Am 3. Dezember 2015 veröffentlichte der Publizist Jürgen Todenhöfer im Zuge seines Protestes gegen einen deutschen Militäreinsatz in Syrien auch Naidoos Lied Nie mehr Krieg. Darin singt Naidoo, für seine Überzeugungen einstehen und seinen Glauben nicht verleugnen zu wollen. Es liefe etwas schief, „wenn wir das [Anm.: „Nie mehr Krieg“] nicht mehr sagen dürfen“. Muslime trügen heute „den neuen Judenstern“ und würden als Terroristen ausgegrenzt. Arno Frank nannte dies in einem Kommentar für Spiegel Online eine „bizarre Ansicht“. In der Veröffentlichung der „suggestive[n] Vereinfachungen“ durch Todenhöfer zeige sich eine „heilige Allianz aus Aluminiumhut und Palästinensertuch“. Michael Hanfeld kritisierte in der FAZ, Naidoo polarisiere „nicht, weil er scharfe Provokationen auf Lager hätte, sondern weil er wirr redet“. In der Süddeutschen Zeitung nannte Johannes Boie Todenhöfer und Naidoo „gefährliche Weltinterpreten“ und schrieb: „Mit Todenhöfer und Naidoo wächst zusammen, was zusammen gehört. […] Was nicht ins Weltbild passt, wird mit einer Verschwörungstheorie erklärt.“ Auch Lieberberg nannte den Judenstern-Vergleich „ebenso fragwürdig wie unzutreffend und überflüssig“ und kritisierte Naidoos Zusammenarbeit mit Todenhöfer.

Auszeichnungen

  • 1 Live Krone
    • 2006: als „Bester Künstler“
  • Bambi
    • 2015: für „Musik National“ (Sing meinen Song – Das Tauschkonzert)
  • Bravo Otto
    • 2005: „Bronze“ in der Kategorie „Sänger“
    • 2006: „Silber“ in der Kategorie „Sänger“
  • Comet
    • 1999: als „Act National“
    • 2002: als „Act National“
  • Deutscher Fernsehpreis
    • 2012: für „Beste Unterhaltung Show“ (The Voice of Germany)
    • 2014: für „Beste Unterhaltung Show“ (Sing meinen Song – Das Tauschkonzert)
  • ECHO Pop
    • 1999: als „Newcomer National“
    • 2000: als „Künstler National“
    • 2004: für „Single International“ (Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)) (mit RZA)
    • 2006: als „Künstler National“
    • 2010: als „Künstler National“
    • 2015: als „Partner des Jahres“ (Sing meinen Song – Das Tauschkonzert)
  • Fred-Jay-Preis
    • 2003: für den Erfolg mit „deutschen Liedtexten“
  • Goldene Kamera
    • 2006: für „Pop National“
    • 2012: für „Beste Unterhaltung“ (The Voice of Germany)
  • Goldenes Brett (Negativpreis)
    • 2014: für rechte Verschwörungsparanoia
  • Goldener Aluhut (Negativpreis)
    • 2015: Rechtsesoterik, Reichsbürger & BRD-GmbH
  • Goldene Stimmgabel
    • 2002: für die Anzahl verkaufter Tonträger von Oktober 2001 bis Juni 2002
    • 2006: für die Anzahl verkaufter Tonträger von Oktober 2005 bis Juni 2006
  • MTV Europe Music Awards
    • 1999: als „Best German Act“
    • 2002: als „Best German Act“
  • Schiller-Plakette der Stadt Mannheim
    • 2004

Kinofilme

  • 2001: Auf Herz und Nieren
  • 2002: City of God (Synchronsprecher)

Hörbücher

  • 2012: Offenbarung 23 – Die Wahrheit ist unsterblich (Sprecher + Rolle)

Fernsehfilme

  • 2000: Tatort: Die kleine Zeugin

Fernsehserien

  • 2011: Sesamstraße präsentiert: Ernie & Bert Songs, KiKA

Fernsehshows

  • 2010: Unser Star für Oslo (Jurymitglied)
  • 2011–2012: The Voice of Germany (Jurymitglied)
  • 2014–2016: Sing meinen Song – Das Tauschkonzert (Gastgeber)
  • seit 2017: Xaviers Wunschkonzert Live (Gastgeber)
  • 2017: Echoverleihung 2017 (Moderator)
  • 2019 und 2020: Deutschland sucht den Superstar (Jurymitglied)

Dokumentationen

  • 2006: Mannheimer Schule – Wie Popmusik wirklich entsteht: Version 1.0
  • 2007: Yes, I am!
  • 2013: Traumwärts – Wohin führt Dein Weg (Sprecher)
  • 2013: Deutschland Deine Künstler: Xavier Naidoo (ARD, 45 Minuten)
  • 2015: Xavier Naidoo: Dieser Weg (SWR, 90 Minuten)
  • 2015: Bei meiner Seele – 20 Jahre Xavier Naidoo (VOX, 211 Minuten)
  • 2020: Absolut Xavier Naidoo (RTL)

Musicals

  • 1995 Human Pacific von Richard Geppert
  • 1998 People von Richard Geppert

Publikationen

  • 2005: Sing deine Hits (Songtexte)
  • 2007: X. Naidoo Das Beste Für Piano (Notenbuch)
  • 2012: XAVAS Album (Notenbuch)
Quelle: Wikipedia